IFO 2022
Call for Papers
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RAUM. MACHT. INKLUSION. – Inklusive Räume erforschen und entwickeln
35. Internationale Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen vom 23. bis 25. Februar 2022 (Online-Tagung), an der Universität Innsbruck in Kooperation mit der KPH Edith Stein
Noch ist die Krisenzeit, ausgelöst durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie, nicht vorüber. Erstmals wird die 35. Internationale Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen (IFO) vom 23. bis 25. Februar 2022 daher in einem reinen Online-Format stattfinden. Bisher hat die neuartige SARS CoV-2-Infektion weltweit das Leben von fast 4 Millionen Menschen gekostet. Nicht jede*n hat die Pandemie gleich betroffen. Soziale Ungleichheiten treten in dieser Ausnahmezeit wie unter einem Brennglas besonders deutlich hervor: Abwägungen der Wertigkeit von Leben, um im Notfall entscheiden zu können, wer ein Beatmungsgerät erhält und wer nicht, sind auf einmal wieder aktuell, emanzipatorische Errungenschaften der Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen geraten unter Druck, globale Impfdosenverteilungen reproduzieren koloniale Machtverhältnisse. Damit zwingt die COVID-19-Pandemie in besonderer Weise dazu, Klassenzugehörigkeit, Geschlecht, Ethnizität und Körperlichkeit intersektional zu ergründen, um diese sozialen Realitäten beschreiben und in ihrer Brisanz erfassen und artikulieren zu können.
Auch Bildungsinstitutionen, von Kindertagesstätten über Schulen bis hin zu den Universitäten, sind durch die COVID-19-Pandemie stark getroffen. Infolgedessen hat sich der Raum für Bildung und Erziehung immer mehr ins Private verlagert. Schulschließungen und die Umstellung auf Heimunterricht bzw. Fernlehre haben darüber hinaus zu einer Verschärfung milieuspezifischer Bildungsungleichheiten geführt. Besonders für Kinder und Jugendliche, die bereits vor der Pandemie von sozio-ökonomischer Benachteiligung betroffen waren, schafft der Heimunterricht aufgrund beengter Wohnverhältnisse, fehlender technischer Ausstattungen oder des geringeren kulturellen Kapitals der Familien eine besondere Dimension von Verletzbarkeit. Die Folge sind Einbrüche in den Lern- und Kompetenzentwicklungen und damit eine Vergrößerung der Kluft zwischen Schüler*innen aus privilegierten und benachteiligten Lebenslagen.
Im Kontext dieser globalen Ausnahmesituation richtet die 35. Internationale Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen den Blick auf die Bedeutung von gesellschaftlichen Räumen und der mit ihnen einhergehenden, machtvollen sozialen Ordnungen für die Inklusionsforschung. Sie wirft Fragen dazu auf, wie exklusive bzw. inklusive Räume und die darin handelnden Subjekte in aktuellen Forschungsvorhaben theoretisch konzipiert und empirisch untersucht werden. Raum und Macht stellen Grundbegriffe der Integrations- und Inklusionsforschung dar: Das Nachdenken über ‚Ausschluss‘ und ‚Einbeziehung‘, ‚Exklusion‘ und ‚Inklusion‘, bedient sich ebenso wie Konzepte der ‚Marginalisierung‘, ‚Ausgrenzung‘ oder ‚Unterwerfung‘ räumlicher Kategorien, die auf Positionen der Macht und Ohnmacht in einem sozialen Raum verweisen. Diese sind mit ungleichen Zugängen zu Bildung und Arbeit, ökonomischen Ressourcen, politischer Macht, demokratischer Mitbestimmung und gesellschaftlicher Anerkennung verbunden.
Der Raum ist hierbei immer schon sozial gefasst, indem er das Materielle und Soziale zueinander in Beziehung setzt. Durch das Im-Raum-Sein eignen sich die Subjekte ein Wissen über Räume an, wodurch einerseits bestimmte Praktiken vorgegeben, erwartbar oder auch unmöglich werden, und diese Räume andererseits eine bestimmte Bedeutung und emotionale Besetzung erhalten. So kann beispielsweise ein Klassenzimmer, je nach Praxis, ein als angenehm empfundener, gemeinschaftlicher Ort wechselseitiger Anerkennung sein oder auch ein Ort, der aufgrund negativer Erfahrungen mit Unsicherheiten und Ängsten verbunden ist.
Nicht nur physikalisch betrachtet entstehen und verändern sich Räume in der Zeit und durch Bewegung. Auch soziale Räume existieren nicht einfach, vielmehr tun sie sich situativ auf, werden gezielt geschaffen oder bereitgestellt und sind dadurch historisch einem ständigen Wandel unterworfen. So sehr Räume ‚gemacht‘ werden, so sehr ‚machen‘ sie auch etwas mit dem Subjekt. Durch ihre Atmosphäre und Beschaffenheit wirken sie darüber hinaus auf diese ein. Damit ist eine Positionierung im Raum möglich, aber immer von der raum-zeitlichen Struktur bedingt. Gesellschaftstheoretisch gesehen eröffnen Räume je nach sozialer Position für die Subjekte unterschiedliche Perspektiven auf das Geschehen und ungleiche Teilhabemöglichkeiten am Geschehen. Exklusion kann in diesem Zusammenhang als Enteignung von Räumen und deren hegemoniale Besetzung durch Akteure und Ordnungen der Macht verstanden werden; Inklusion hingegen als deren Aneignung und radikale Demokratisierung und Befreiung.
Der Raum der Inklusionsforschung ist in den vergangenen Jahren stark in Bewegung geraten: Dies wird nicht zuletzt an den steigenden Teilnehmer*innenzahlen der IFO deutlich, wie auch am Auftreten neuer Wissenschaftsdisziplinen und Forschungstraditionen, die auf diesem in der Vergangenheit eher sonderpädagogisch ausgerichteten Feld inzwischen einen festen Platz eingenommen haben. Dazu zählen die Disability Studies, Schulpädagogik und Allgemeine Erziehungswissenschaft, Migrationspädagogik sowie Postcolonial-, Gender-, Queer- und Intersektionalitätsforschung. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Disziplinen miteinander ins Gespräch bringen? Welche unterschiedlichen Einblicke schaffen sie? Was bringen diese hervor und was können sie voneinander lernen?
Die Anmeldung für den Tagungsnewsletter, zur Teilnahme und für Tagungsbeiträge erfolgt über das Konferenzverwaltungs-System ConfTool, das ab 1. August 2021 auf der Tagungshomepage freigeschaltet wird.
Tagungsbeiträge
Folgende Forschungsschwerpunkte erscheinen für Beiträge zum Tagungsthema „Raum. Macht. Inklusion.“ als besonders interessant und perspektivenreich:
- Sozialer Raum & Ungleichheit
- Nähe und Distanz in Zeiten von Corona
- Didaktische Gestaltung von Bildungs- und Lernräumen
- Virtuelle Räume und digitales Lernen
- Utopien/Heterotopien
- Postkolonialismus & Globalisierung
- Historische Räume
- Räumliche Separation und institutionelle Segregation
- Länder-, Raum- und Kontextvergleiche
- Disziplinäre, interdisziplinäre und transdisziplinäre Verortungen der Inklusionsforschung
Formatübersicht Konferenzbeiträge IFO 2022
Um den Tagungsteilnehmer*innen einen Raum, zu bieten, sich aktiv an den verschiedenen Panels und Vorträgen zu beteiligen und mit den Vortragenden in einen produktiven fachlichen Austausch zu kommen, sollten die Beiträge möglichst kurz und prägnant gehalten werden. Für Konferenzbeiträge sind drei verschiedene Präsentationsmöglichkeiten vorgesehen, für die jeweils eine Dauer von 90 Minuten geplant ist. Die Teilnehmenden können zwischen den Optionen (1) ‚Symposium‘, (2) ‚Forschungswerkstatt‘ und (3) ‚Postersession‘ wählen. Die Beitragseinreichung erfolgt bis 30. September 2021 (neue Einreichungsfrist) über die Tagungs-Homepage via ConfTool. Die Einreichungen durchlaufen ein anonymisiertes Review-Verfahren durch den wissenschaftlichen Beirat der Tagung. Dessen Mitglieder begutachten die Qualität der Beiträge anhand folgender Kriterien:
- Relevanz (in Bezug auf das Tagungsthema)
- Klarheit der Darlegung des Forschungsstandes und des theoretischen Rahmens
- Kohärenz der Forschungsmethodik
- Wissenschaftliche Relevanz der Ergebnisse
Die letzte Entscheidung liegt beim Organisationsteam. Eine Rückmeldung über die Annahme oder Ablehnung der Beiträge erfolgt bis Mitte November 2021.
(1) Symposium
Bei der Option ‚Symposium‘ handelt es sich um ein moderiertes Format, das zwei bis drei Vortragenden die Gelegenheit bietet, in kurzen Impulsvorträgen zu einem bestimmten Thema oder Themenkomplex zu referieren. Die Vorträge können entweder live während des Panels gehalten oder auch per Video aufgenommen und dann abgespielt werden. Es können sowohl Einzelpersonen als auch vorher abgestimmte Gruppen Beiträge einreichen. Die Vortragsdauer der Einzelbeiträge sollte jeweils eine Dauer von 10 bis 15 Minuten nicht überschreiten. Im Anschluss an die Vorträge findet eine 45 bis 60minütige Diskussion im Plenum oder in Breakout Rooms statt, bei der das Publikum Fragen stellen und eigene Wortbeiträge einbringen kann. Das Präsentationsformat ist für 30 bis 60 Teilnehmende gedacht und kann über einen Zoom-Link erreicht werden. Vortragende können Details zum Panelablauf mit der Moderation im Vorfeld klären. Um im Vorfeld einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, sollten Videos zu angenommenen Symposiums-Beiträgen bis Ende Januar 2022 auf Conftool hochgeladen werden. Die eingereichten Abstracts dürfen max. 600 Wörter enthalten. Sollten Sie sich als vorher abgestimmte Gruppe dazu entschließen, ein Symposium anzubieten, verfahren Sie bitte folgendermaßen: Eine Person Ihrer Gruppe übernimmt die Aufgabe, einen Manteltext zum Rahmenthema des Symposiums hochzuladen (max. 600 Wörter), der unbedingt folgende Informationen enthält: Titel des Symposiums, Namen der Vortragenden und evtl. einen Vorschlag für die Moderation. Die einzelnen Gruppenmitglieder laden bitte ebenfalls ein Abstract zu ihrem jeweiligen Einzelbeitrag hoch, der unbedingt den Titel des gemeinsamen Symposiums enthalten sollte. Idealerweise nummerieren Sie die Einzelbeiträge durch: „Beitrag 1“, „Beitrag 2“, „Beitrag 3“. Die Zuordnung erfolgt dann durch das IFO-Tagungsteam. Bitte beachten Sie: insgesamt sollten die Symposiumsbeiträge eine Gesamtvortragsdauer von 30 bis 45 Minuten nicht überschreiten, damit genügend Zeit für die Diskussion bleibt. (Bisherige Einreichungen sind von dieser Information nicht betroffen. Bei Nachfragen melden Sie sich gern per Email: ifo2022@uibk.ac.at)
(2) Forschungswerkstatt
Bei der Option ‚Forschungswerkstatt‘ handelt es sich um ein Format, das es beispielsweise einer Forschungsgruppe ermöglicht, ein gemeinsames Projekt vorzustellen und intensiv mit den Teilnehmenden zu diskutieren. Hier können vier bis fünf Beiträge zu einem bestimmten Forschungsproblem oder einer gemeinsam gesetzten Fragestellung präsentiert werden. Dazu sollen bereits im Vorfeld Texte (nicht länger als fünf Seiten) an die zur Forschungswerkstatt angemeldeten Teilnehmenden verschickt und von diesen durchgearbeitet werden, um auf dieser Grundlage gemeinsam diskutieren zu können. Die kurzen, jeweils einführenden Einzelvorträge sollten eine Länge von drei bis fünf Minuten nicht überschreiten. Die Gruppe trägt die Verantwortung, jemanden zu benennen, der*die die verschiedenen Beiträge als Diskutand*in anschließend in einem max. 15minütigen Beitrag kommentiert und den weiteren Austausch mit den Teilnehmenden moderiert. Wurde die Forschungswerkstatt angenommen, so bitten wir darum, die Texte bis Ende Januar 2022 auf Conftool hochzuladen, damit wir sie den zu der Forschungswerkstatt angemeldeten Teilnehmenden im Vorfeld zugänglich machen können und diesen ausreichend Zeit bleibt, sie zu lesen. Zu diesem Format sind ausdrücklich auch Doktorand*innen und (in)formelle Forschungswerkstätten eingeladen, die ähnliche methodische oder inhaltliche Fragen bearbeiten. Das Format ist begrenzt auf 30 Teilnehmende und kann über einen Zoom-Link erreicht werden. Die eingereichten Abstracts dürfen max. 600 Wörter enthalten.
(3) Postersession
Bei der Option ‚Postersession‘ handelt es sich um einen virtuellen Posterrundgang mit bis zu fünf Postern pro Session, der auf der Online-Plattform ‚Wonder‘ stattfindet. Die präsentierten Poster können in virtuellen Räumen betrachtet und diskutiert werden. Mittels eines Avatars befinden sich die Autor*innen mit ihren Postern in dem jeweiligen Raum, in dem sie von Teilnehmenden besucht werden und in einen fachlichen Austausch treten könne. Das Format ist begrenzt auf 15 Teilnehmende und kann über einen Wonder-Link erreicht werden. Die Abstracts dürfen max. 200 Wörter enthalten. Das Poster selbst muss noch nicht dabei sein. Um im Vorfeld einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, bitten wir darum, die angenommenen Poster bis Ende Januar 2022 auf Conftool hochzuladen.
Wir freuen uns auf zahlreiche Einreichungen und über Ihre Teilnahme.
Das Organisations- und Tagungsteam der IFO 2022:
Thomas Hoffmann, Lisa Pfahl, Julia Biermann, Tina Favilla, Mirjam Hoffmann, Hendrik Richter, Rouven Seebo, Miriam Sonntag, Eberhard Spiss, Josefine Wagner