Organisation: Brigitte Truschnegg und Sebastian Fink
Donnerstag, 12.10. und Freitag, 13.10.2023
Archäologisches Museum Innsbruck (Universitätshauptgebäude 3. Stock, Innrain 52, 6020 Innsbruck)
Programm zum Download als pdf [2,2 MB] | Gruppenfoto
Mit der „Urban Revolution“ vor etwa 8000 Jahren werden Städte sukzessive das Ziel von Expansion und Eroberung. Als Zentren der Macht bieten sie Aussicht auf reiche Beute und werden daher seit der Mitte des 6. Jahrtausends mit Stadtmauern befestigt.
Beschreibungen solcher Stadtbelagerungen und -eroberungen finden sich erstmals in mesopotamischen Königsinschriften aus dem dritten Jahrtausend, hinsichtlich der Belagerungstechniken bleiben die Quellen jedoch meist vage. Texte aus dem zweiten und ersten Jahrtausend liefern wesentlich mehr Informationen, da nun neben Königsinschriften auch andere Textgattungen sowie bildliche Darstellungen verfügbar sind. In griechischen Texten nehmen Stadtbelagerungen vor allem ab dem Peloponnesischen Krieg eine prominente Rolle ein und mit Alexander III. setzt eine bisher unbekannte Dimension der Kriegsführung ein. Damit wurden Stadtbelagerungen, die bisher eher die Ausnahme als die Regel waren, zu einem wichtigen Bestandteil der hellenistischen Kriegsführung. Das im Hellenismus erworbene Wissen wurde nicht nur in der Historiographie verarbeitet, sondern findet erstmals Eingang in theoretisch-literarische Abhandlungen zur Kriegskunst und wird auch für spätere Generationen verfügbar. Die Weiterentwicklung der Belagerungstechnik geht Hand in Hand mit der Weiterentwicklung der Stadtmauern und der Abwehrtechniken. Während Belagerungsgeräte meist keine archäologischen Spuren hinterlassen, sind Befestigungsanlagen, allen voran die Stadtmauern, gut bezeugt und dieser Befund lässt auch Rückschlüsse auf Innovationen der Belagerungstechnik zu.
Der bewusst lange Betrachtungszeitraum des Workshops vom dritten Jahrtausend bis in die römische Zeit bietet die Möglichkeit, Entwicklungslinien von Befestigungsanlagen, Belagerungstaktik und -technologien zu skizzieren und übergreifend zu vergleichen. So können Technologietransfer, Innovationen und Kontinuität schärfer gefasst werden.
Dafür können unterschiedliche Zugänge gewählt werden: Eine wesentliche Rolle spielt die Analyse von Stadtbelagerungen aus literaturhistorischer Perspektive unter der Berücksichtigung der Quellenproblematik. Die Beschäftigung mit Befestigungsanlagen aus archäologischer Sicht kann durch die technische Auseinandersetzung mit Belagerungstechniken und Belagerungsgeräten ergänzt werden. Nicht zuletzt stellt die Analyse und das Verständnis von Stadtbelagerungen als eine militärische Herausforderung einen weiteren Zugang zu der komplexen Thematik dar.