Restaurierung

Lehre

Restaurierungsübungen

Im Rahmen des Pfilchtmoduls „Angewandte Archäologie I“ am Institut für Archäologien der Universität Innsbruck finden jährlich die Lehrveranstaltungen „VO 1 Konservierung und Restaurierung“ sowie „VU3 Restaurierungsübungen“ statt.

Lernziele sind die Kenntnis historischer Produktionsmethoden und das Erlangen von Grundkompetenzen in Konservierung und Restaurierung von archäologischem Fundmaterial. Im theoretischen Teil werden Themen wie die Bergung von archäologischen Funden, substanzerhaltende Maßnahmen im Auffindungszustand, präventive konservierende Maßnahmen nach der Auffindung (schonende Lagerung und Transport) sowie nach der Restaurierung (Klimatisierung in Depots etc.) behandelt. Die auszubildenden ArchäologInnen bekommen theoretische und praktische Einblicke in grundlegende moderne Konservierungs- und Restaurierungstechniken organischer und anorganischer Fundobjekte.

Im praktischen Teil der Lehrveranstaltung soll anhand experimenteller Archäologie und moderner Restaurierungstechnik der „Lebensweg“ eines keramischen Gefäßes rekonstruiert werden: Aufbereitung und Magerung eines Naturtones, diverse Herstellungstechniken, wie der Gefäßaufbau, diverse Versuche zu Verzierungstechniken und Gefäßbrand, das Bruchverhalten von handaufgebauter Keramik, der Gebrauch, die Reinigung, Festigung, Klebung, Ergänzung, Bemalung und anschließende Ausstellung von Keramik. Die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie die fächerübergreifende Einbindung von experimenteller Archäologie, Archäometrie und Restaurierungstechnik und der Lehrveranstaltung „Materialkunde“ von Ass.-Prof. Dr. Gert Goldenberg erhöhen nachweislich den Lerneffekt und Praxistransfer der Studierenden.

Weitere Details:
Fallstudie im Rahmen des hochschuldidaktischen „Zertifikats Lehrkompetenz“ an der Universität Innsbruck (25.05.2021): Der zerbrochene Krug. Optimierung von Grundfertigkeiten im praktisch-handwerklichen Bereich durch eine psychomotorische Taxonomie 

Einreichung Lehre Plus-Preis 2022

 

Bildergalerie der Lehrveranstaltung "Restaurierungsübungen" im Wintersemester 2013/2014:

Antike Arbeitstechniken

Zwei neue Mosaike im Praktikumsraum!

Im Rahmen der „VU Antike Arbeitstechniken: Mosaik“ (LV-Nr. 644122) wurden im WS 2023/24 zwei Mosaike nach antikem Vorbild geschaffen. Grundidee des Kurses war den teilnehmenden Studierenden die Fertigungsmethodik und -technik anhand der Planung und Herstellung eines eigenen Mosaiks zu vermitteln. Die herangezogenen antiken Vorlagen wurden an das Größenschema der im Rahmen der VU selbsthergestellten tesserea (rund 0,7 x 0,7 cm) angepasst (Adobe Illustrator/Photoshop) und im Sinne der indirekten Setzmethode gespiegelt, auf eine Leinwand übertragen und seitenverkehrt gesetzt. Schlussendlich wurden die Mosaike nicht in einen Boden (pavimentum) eingesetzt, sondern im neuen Praktikumsraum (Raum 04F010) des Instituts für Archäologien an die Wand angebracht.



 

Abb 1

Abb. 1: Links: Akanthusmosaik nach der Fertigstellung der indirekten Setzmethode (Abbildung gespiegelt); Rechts: Fischmosaik nach der Fertigstellung der indirekten Setzmethode (im Bild gespiegelt) (Fotos: U. Töchterle/D. Imre UIBK).

 

Das Akanthus-Mosaik

Das florale Mosaik zeigt eine, aus einem geflochtenen Korb entspringende Akanthus-Pflanze, die in verschiedenen Stadien blühende Knospen und Blüten sowie in den Ranken sitzenden Singvögel zeigt. Als direkte Vorlage wurde ein Mosaik aus einem Zwickel des des oktogonalen Zentralraumes der Basilika San Vitale in Ravenna gewählt. Als Auflockerung des frühchristlichen Bildmotives wurde als Bonmot eine Heuschrecke aus spätrepublikanischem Kontext integriert. Schlussendlich findet sich auch als „datierendes“ Element beider Mosaiken die Jahresangabe ANNO MMXXIV im Bildrahmen, der ansonst eine gegenständliche und getreppte Dreiecksleiste zeigt.

Abb. 2

Abb. 2: Links: Darstellung einer Heuschrecke (sog. Fischmosaik, San Lorenzo in Panisperna, Rom; Andreae 2004, 142, Abb. Mitte oben); Rechts: Bildausschnitt des Akanthus-Motives mit Vogel (San Vitale in Ravenna, U. Töchterle UIBK)

 

Das Fisch-Mosaik

Die im maritimen Mosaik dargestellten Fische fußen beinahe allesamt auf antiken Vorlagen, die jedoch nach einem ´moderneren´ Farbschema interpretiert worden waren. Als Auflockerung des weiß gehaltenen Hintergrundes wurden vereinzelte grün-blaue Tesserae integriert, die eine Lichtreflexion des Wassers darstellen sollen und zur dreidimensionalen Entfaltung der Motivik wurden Schattenschläge unter den Körpern und den im Wasser treibende Algen eingefügt. Als Rahmen wurde eine einfache Zinnenbordüre gewählt.

Als Vorlagen der einzelnen Fische wurden diverse Fisch-Darstellungen römischer Mosaike herangezogen und den Studierenden die Entscheidung übertragen. Für die Fische 1, 2 und 4 sowie der Jakobsmuschel diente ein maritimes emblema (= in einem Setzrahmen gesetztes Bildfeld) flavischer Zeit aus Aquileia als Vorbild.

 

Abb. 3
Abb. 3: Links: Fisch-Emblem aus Aquileia (Museo Archeologico Nazionale), 2.H. 1. Jh.n.Chr. (Galliazzo / Codato 2002, 208, Abb. 208.); Mitte/Rechts: Meereswesen-Mosaik aus Patras (Archäologisches Museum Patras; Fotos: D. Imre, UIBK).

 

Als Schablone der Fische 3 und 5 sowie der Purpurschnecke wurde ein lediglich in die römische Kaiserzeit datiertes Mosaik aus Patras, das in matten grau-braun Tönen gehaltene Meereswesen in mehreren kleinen Bildfeldern zeigt, herangezogen. Die ersichtliche Schwanzflosse von Fisch 6 wurde als Eigenkreation gestaltet. Als Vorlage der algae diente wiederum ein kleines Emblema mit Fischen und Algen der severischen Zeit. In einer freien Abwandlung der Motivik wurden im Innsbrucker Fisch-Mosaik die Initialen aller Kursteilnehmer:innen verewigt. So sind in dunkel- auf hellgrünem Grund die Initialen ´DI, UT, TT, CL, VH, DE, MT, JS, VB´ sowie in hell- auf dunkelgrünem Grund ´PLH´ zu finden.

 

 

Abb. 4

Abb. 4: Mosaikemblem mit Fischen und Algen (Rom, Palazzo Massimo alle Therme), um 200 n.Chr. (Andreae 2004, 159, Abb. oben).

Ein herzlicher Dank den fleißigen tessellarii und musearii: Valeria Brunner, Debora Danielievna, Pascale-Luisa Huber, Valentin Huter, Carole Leclerc, Jakob Schneider, Tommy Theine und Malte Thomsen.

Literatur:

  • Andreae 2004: B. Andreae, Seleukos Nikator als Pezhétairos im Alexandermosaik, RM 111, 2004.
  • Galliazzo / Codato 2002: V. Galliazzo — P. Codato, Die Adria. Kunst und Kultur an der nördlichen Adriaküste (München 2002).

 

Text, Bilder und Film von David Imre, MA, B.phil. und Mag. Dr. Ulrike Töchterle (Institut für Archäologien der UIBK)

Betreute Bachelorarbeiten

In den Bereich der Lehre fällt auch die Betreuung von Studierenden im Zuge ihrer Bachelorarbeiten.

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