Das Landeserziehungsheim für Mädchen St. Martin in Schwaz
Ziel des Forschungsprojekts war die Aufarbeitung der Geschichte des Erziehungsheims St. Martin in Schwaz (Tirol). Jahrzehntelang war St. Martin das einzige Heim in Westösterreich für schulentlassene Mädchen und hatte somit eine große strategische Bedeutung für die Fürsorgeerziehung. Die Auseinandersetzung mit diesem Heim steht stellvertretend für die Auseinandersetzung mit der regionalen Geschichte der weiblichen Fürsorgeerziehung bis in die 1980er Jahre. Zur umfassenden Bearbeitung der Heimgeschichte wurde einerseits das vorhandene Aktenmaterial analysiert, andererseits wurden Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen geführt, deren Schilderungen einen Einblick in die Heimwirklichkeiten gewähren sollten.
Folgenden Fragen wurde nachgegangen:
- Welche Bedeutung hat die Vorgeschichte des Mädchenheims als Arbeits- und Korrigendenhaus?
- Wie sah der Alltag (Heimwirklichkeit) im Mädchenheim St. Martin in der Zeit von 1945 bis zu seiner Schließung 1991 aus?
- Welche strategische Bedeutung hat das Heim als einzige Fürsorgeanstalt für Mädchen in Westösterreich?
- Welche zeitspezifischen Erziehungsvorstellungen und -praktiken – wie z.B. die Prinzipien der „Verhäuslichung und Versittlichung“ und die „Erziehung zur Arbeit durch Arbeit“ – können ab 1945 nachgewiesen werden?
- Wie gestalteten sich die (mangelhaften) Ausbildungsmöglichkeiten der Mädchen des Heimes sowie deren Arbeitseinsätze innerhalb und außerhalb der Erziehungsstätte?
- Inwiefern wirkten sich bestehende Geschlechtervorstellungen auf die Fürsorgeerziehung von Mädchen aus?