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Wahlfachstudiengang "Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften"
(2002 - 2006 an der Universität Innsbruck)

ACHTUNG: Sie befinden sich auf einer Dokumentationsseite. Diese Seite wird nicht mehr gewartet. Mit Ende Sommersemester 2006 sind ALLE Wahlfachstudiengänge der Universität Innsbruck ausgelaufen.

 

Grundsätzlicher Aufbau des Wahlfachstudienganges


Alle Wahlfachbereiche an der Universität Innsbruck sind mit Sommersemester 2006 ausgelaufen. Sie können nicht mehr neu belegt werden.

 

Der Wahlfachbereich Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften ist interdisziplinär angelegt. Er steht in der Tradition der feministischen Forschung, das heißt der Frauen- und Geschlechterforschung sowie der Genderstudien und zielt auf eine vernetzende Integration ihrer Perspektiven und Ergebnisse in die Forschungs- und Lehrpraxis der Universität.

Der Wissenskanon bestehender Disziplinen wird aus der gesellschafts- und wissenschaftskritischen Position der feministischen Forschung mit den entsprechenden theoretischen und methodischen Vorgaben analysiert und inhaltlich ergänzt bzw. verändert.

Studierende dieses Wahlfachbereichs erwerben sich zunächst in ihrer Erstdisziplin theoretisches, methodisches und fachliches Wissen und dann - oder auch parallel dazu - zusätzliche Kenntnisse und Fertigkeiten in anderen Disziplinen, die durch die Kategorie des Geschlechts verbunden sind. Durch diese systematische Verbindung von Lehrveranstaltungen aus verschiedenen Disziplinen ist es möglich, ungewohnte Perspektiven zu eröffnen und neue Fragen zu stellen, wodurch sich eine Erweiterung der Methoden und Inhalte der Erstdisziplin ergeben kann.

 

Inhaltliche Rahmenbedingungen

Im Wahlfachbereich Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften werden fächerübergreifend materielle, generative und symbolisch-kulturelle Produktions- und Reproduktionsformen von Gesellschaft unter konsequenter Anwendung der Kategorie Geschlecht analysiert.
Die Bedeutung der Beziehungen der Geschlechter, der geschlechterspezifischen Normen und der Wahrnehmungs- und Artikulationsmuster wird in den einzelnen Disziplinen unterschiedlich gewichtet und dementsprechend häufig zu wenig oder gar nicht thematisiert. Konzepte, Sicht- und Erfahrungsweisen des männlichen Geschlechts wurden und werden im traditionellen Wissenschaftsverständnis zum "Allgemeinen" überhöht, ohne deren Vergeschlechtlichung zu bedenken.

Vorstellungen, Interessen, Erfahrungen, Aktivitäten und Leistungen von Frauen gelang(t)en gar nicht erst ins Blickfeld der etablierten Wissenschaften. So blieben und bleiben weiterhin Anliegen der "weiblichen Menschen-Linie" aus Forschung und Lehre weitgehend ausgespart, und Erkenntnisse der Frauen- und Geschlechterforschung bzw. der Genderstudien wie die folgenden werden ignoriert:

Die jeweils definierten und gelebten "Ordnungen der Geschlechter" sind konstitutiv für jede Gesellschaftsordnung.
Die als gesellschaftskonstituierend verstandenen Wechselwirkungen von Politik, Wirtschaft und Kultur und die jede Gesellschaft fundierenden Dimensionen von Herrschaft, Arbeit und Sprache haben geschlechterspezifisch unterschiedliche Ausprägungen und Auswirkungen.
Verluste und Gewinne sozialen Wandels fallen geschlechterspezifisch nicht gleich aus.
Menschen setzen sich immer auch als Männer und als Frauen zueinander in Beziehung, richten sich als Männer und Frauen in der "Welt" ein und machen diese entsprechend für sich bedeutsam.
Die verschiedenen Formen und Bedeutungen von Mann-Werden/ Mann-Sein und Frau-Werden/Frau-Sein werden in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten, Institutionen und kulturellen Produktionen modelliert und reproduziert, subvertiert und transzendiert.

 

Ziele und Qualifikationsprofil

Vor diesem Wissenshintergrund werden über das unmittelbare Bildungsziel dieses Wahlfachbereichs hinaus bei den StudentInnen folgende Fähigkeiten ausgebildet:

alles, was als "allgemein" definiert wird, kritisch daraufhin zu befragen, wer und was in dieser "Allgemeinheit" berücksichtigt wurde;
die als gesellschaftskonstituierend verstandenen Kräfte der Kritik zu unterziehen und um neue Einsichten zu erweitern;
Grenzziehungen bzw. Dichotomien im Hinblick auf Ausschließungsfunktionen und immanente Machtgefälle zu untersuchen;
Normen als relative - im Interesse einer Person oder Gruppe formulierte - zu analysieren;
festzustellen, wer jeweils im Besitz von Definitionsmacht ist;
die verschiedensten Forschungskategorien (neben Stand, Klasse und Geschlecht auch Konfession, Alter, ethnische Zugehörigkeit usw.) bei der Untersuchung von Ungleichheiten einzusetzen;
Festlegungen und Perpetuierungen von Ungleichheiten in der und durch die Sprache zu analysieren und zu reflektieren.
Durch die Ausbildung dieser genderfundierten Analysefähigkeiten werden Studierende befähigt, über die Grenzen des eigenen Faches hinauszublicken, im Agieren und Reagieren flexibler zu werden und insgesamt ein hohes Maß an Kooperationsfähigkeit, (Selbst-)Reflexivität und kreativem Problemlösungspotential aufzubauenDa Fragen der Geschlechterverhältnisse in allen gesellschaftlichen Bereichen relevant sind, erwerben sich AbsolventInnen des Wahlfachbereichs "Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften" zu ihrer Erstdisziplin wichtige Zusatzqualifikationen hinzu, die in Berufsfeldern wie zum Beispiel im Gesundheits- und Sozialbereich, im Schulwesen oder bei Medienarbeit und kulturpolitischen bzw. politischen Tätigkeiten eingesetzt werden können.

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