Projektziel 3: Fragebögen für Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten und ihr soziales Umfeld
Auf der Basis der mit der grundlegenden Broschüre (Projektziel 1) erarbeiteten fachwissenschaftlichen Zugänge zum Verständnis von Verhaltensauffälligkeiten, setzen sich sowohl Menschen mit intellektuellen Behinderungen und Verhaltensauffälligkeiten, ihr soziales Umfeld, Personen in Leitungsverantwortung und das pädagogische Personal mit dem Thema Verhaltensauffälligkeiten intensiver auseinander. Neben den Beobachtungs- und Reflexionsbögen sollen im nächsten Schritt Fragebögen für die Projektteilnehmer*innen auf der einen Seite und für das soziale Umfeld auf der Anderen, weitere Perspektiven auf die Sinnhaftigkeit des auffälligen Verhaltens eröffnen. Ganz konkret werden:
a.) die Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen und Verhaltensauffälligkeiten als Expert*innen in eigener Sache zu ihrem Verhalten befragt und
b.) die subjektiven und individuellen Sichtweisen auf das auffällige Verhalten von den Personen im sozialen Umfeld (unterschiedliche Berufsgruppen aus Medizin, Psychologie und Pädagogik sowie unmittelbare Bezugspersonen wie Eltern, Geschwistern oder Freunden) der Teilnehmer*innen aufgezeigt und festgehalten.
Dadurch sollen die am Projekt beteiligten Personen ihre subjektiven Wahrnehmungen „zur Sprache zu bringen“. Es erfordert eine hohe Reflexionsfähigkeit, das eigene Verhalten zu beschreiben. Gerade für einen Personenkreis, dem einerseits eine kognitive Beeinträchtigung zugesprochen und der andererseits selten „zu sich selbst“ befragt wird, ist dieses Vorgehen nicht nur ungewöhnlich, sondern erfordert innovative methodische Zugänge auf mehreren Ebenen. Da der Mensch ein leibliches Wesen ist, gilt es in diesen Interviews auch der sinnlichen Wahrnehmung (Hören, Spüren usw.) Beachtung zu schenken. Beispielsweise kann das Kämmen der Haare bei einigen Menschen Schmerz verursachen. Entsprechend kann es bei dieser Tätigkeit zu auffälligen Verhaltensweisen kommen. Mit Leiblichkeit ist auch der leibliche Ausdruck gemeint. Atmet eine Person vor einer Krise beispielsweise besonders schnell, so kann es helfen, der Bedeutung dieses Atmens nachzugehen. Auch die Gesprächspartner*innen sind von besonderer Relevanz und sollten im besten Falle vertraute Personen sein. Für das Gespräch an sich soll dabei auf verschiedene Mittel der Unterstützten Kommunikation, weitere unterstützende Technologien oder auch materielle Dinge oder materialisierte Handlungen zurückgegriffen werden.