Portrait von Christian Tapp

Im Fokus

Handelt es sich bei der „Christlichen Philosophie“ um ein sprichwörtliches hölzernes Eisen?

Das fragt sich Christian Tapp bei seiner Antrittsvorlesung am 19. Oktober. Tapp, der neben seinem philosophischen Doktorat auch ein Diplom in Mathematik und ein Lizentiat in Theologie mitbringt, war zuletzt Professor für Philosophisch-Theologische Grenzfragen an der Ruhr-Universität Bochum. Im Oktober 2015 hat er dann die Nachfolge Edmund Runggaldiers angetreten, der in den letzten 30 Jahren maßgeblich dazu beigetragen hat, das Innsbrucker Institut weltweit bekannt zu machen. Und das trotz dem auf den ersten Blick irritierenden Attribut „christlich“.

„Christliche Philosophie“ – diese Bezeichnung ist nämlich nicht selten Anlass für Skepsis, Spott und Ablehnung. Vielmehr: Eine „Christliche Philosophie“ scheint überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, ein Programm, das der Freiheit und Unvoreingenommenheit der philosophischen Forschung klar entgegensteht. Doch ob dem wirklich so ist, das hängt – wie Tapp in seinem Vortrag zeigen wird – davon ab, was genau man unter christlich verstehen will. Die zwei voneinander am weitesten entfernten Deutungen bestehen zum einen darin, dass derjenige, der „Christliche Philosophie“ betreibt, selbst Christ ist – eine weitgehend unproblematische, aber auch uninteressante Interpretation –, zum anderen jedoch darin, dass philosophische Fragen anhand der Bibel beantwortet werden – was wiederum als inakzeptabel zu gelten hat. Irgendwo zwischen diesen Extrempositionen wird Christian Tapp bei seiner Antrittsvorlesung eine Antwort darauf geben, was man sich unter „Christlicher Philosophie“ vorstellen kann.

Das von Tapp gewählte Thema ist aber nicht nur im Hinblick darauf relevant, wie das Institut von außen wahrgenommen wird, sondern – und das vielleicht sogar in erster Linie – wie sich seine Mitglieder selbst verstehen. Denn Ziel der Nachfolge Runggaldier, die dank der Gedächtnisstiftung Peter Kaiser (1793-1864) als Stiftungsprofessur ausgeschrieben werden konnte, ist es zum einen, die eigene Tradition zu wahren, zum anderen, klare Zukunftsvisionen zu entwickeln. Diese Zukunftsvisionen sollen einerseits in verschiedenen spannenden Forschungsprojekten konkret werden, andererseits in der Gründung eines internationalen Zentrums für Religionsphilosophie.

Edmund Runggaldier
Der Mann, auf dessen Verdiensten all das jedenfalls aufbaut, ist selbst weit davon entfernt, tatsächlich in den Ruhestand zu treten. Zum Anlass seines 70sten Geburtstages war Edmund Runggaldier dieser Tage zur Frage „Wozu Ontologie?“ zu hören. Ausgehend von der Beobachtung, dass grundlegende Thesen der Ontologie aufgrund ihrer Allgemeinheit gerne für selbstverständlich gehalten werden, zeigte er auf, dass bei näherem Hinsehen das Gegenteil zutrifft und die Negation bzw. Nicht-Beachtung dieser basalen Thesen drastische Folgen für alle Wissensgebiete mit sich bringt. Damit zeigte Runggaldier einmal mehr auf, warum Philosophie gerade nicht weltfremd ist, und, was noch bedeutender zu sein scheint, wie bei genauerem Betrachten scheinbar Sicheres fraglich werden kann und Raum für neue Erkenntnis schafft.


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Claudia Paganini

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