Alle vier Jahre gerät das Personalkarussell der Universität Innsbruck kräftig in Schwung, wenn der Rektor nach intensiven Vorüberlegungen an Fakultäten und Instituten die Leitungsämter neu besetzt. In zwei kleinen Interviews stellen wir das neue Tandem an der Spitze unserer Fakultät vor, das am 1. März 2017 seinen Dienst beginnt: Ao. Univ.-Prof. Dr. Josef Quitterer wird Dekan, assoz. Prof. Mag. Dr. Nikolaus Wandinger Studiendekan und Stellvertreter des Dekans. – Die Liste aller anderen personellen Änderungen an unserer Fakultät finden Sie übrigens in diesem Newsletter in der Rubrik → Personalia.
Josef Quitterer
Ich bin in Freyung/Niederbayern geboren, verheiratet und habe zwei (fast erwachsene) Töchter. Theologie und Philosophie habe ich an der Universität Regensburg und an der Universität Gregoriana in Rom studiert. Die Promotion erfolgte 1994 im Fach Philosophie an der Gregoriana, die Habilitation 2001 für Philosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Ich arbeite seit 1991 an unserer Fakultät, zunächst als Universitätsassistent, dann als Außerordentlicher Universitätsprofessor. Von 2005-2013 war ich Leiter des Instituts für Christliche Philosophie. Gastprofessuren habe ich wahrgenommen an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt, der University of New Orleans und an der Universität Gregoriana in Rom. Meine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Philosophische Anthropologie, Wissenschaftstheorie und Sozialphilosophie.
Was hat Dich bewogen, für das Amt des Dekans zu kandidieren?
Das Hauptmotiv für meine Bewerbung war die vielfältige Ermutigung durch die Kolleginnen und Kollegen an der Fakultät. Darüber hinaus fühle ich mich der Theologischen Fakultät in Innsbruck auf eine besondere Weise verpflichtet – ich habe hier die schönsten und nicht nur akademisch fruchtbarsten Jahre meines Lebens verbracht.
Das Universitätsrecht gibt dem Dekan ein gewichtiges Wort bei Personalentscheidungen und der Weiterentwicklung der Fakultät. Welche Akzente möchtest Du hier setzen?
Die Katholisch-Theologische Fakultät an der Universität Innsbruck hat sich in den letzten Jahren im Bereich der systematischen Theologie und Philosophie internationales Ansehen erworben. Ich möchte diese Stärke in den systematischen Fächern bewahren und – wenn möglich – weiter ausbauen.
Wie sollte sich Deiner Meinung nach die Zusammenarbeit der Fakultät mit den anderen Fakultäten der Uni Innsbruck und mit den katholischen Diözesen Innsbruck und Feldkirch entwickeln?
Die Zusammenarbeit mit den wirtschaftswissenschaftlichen und den technischen Fakultäten könnte intensiviert werden, ebenso die Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität im Bereich Ethik. Darüber hinaus scheint mir das Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik, das räumlich an unserer Fakultät angesiedelt ist, ein natürlicher Partner für eine intensivere Zusammenarbeit. Eine besondere Herausforderung wird die Zusammenarbeit mit der Philosophisch-Historischen Fakultät bei der Gestaltung des gemeinsamen Masterstudiums „Philosophie” sein.
Ein Alleinstellungsmerkmal unserer Fakultät ist neben ihrer exzellenten Lehre und Forschung im Bereich der systematischen Fächer die enge Anbindung an den Jesuitenorden. Auf der Grundlage dieser „Eigenart“ sollte die Fakultät – wie bisher – den vertrauensvollen Austausch mit den beiden Diözesen pflegen. Dabei ist es mir ein besonderes Anliegen, gegenüber den jeweiligen kirchlichen Amtsträgern den Wert einer philosophisch-theologischen Ausbildung an einer staatlichen Universität zu betonen.
Worauf freust Du Dich in Deinem neuen Tätigkeitsfeld am meisten und worauf am wenigsten?
Am meisten freue ich mich auf den Gedankenaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Fakultäten und Universitäten. Am wenigsten freue ich mich auf Sitzungen, die schon um 9 Uhr morgens oder noch früher beginnen.
Nikolaus Wandinger
Geboren in der Nähe von München, aufgewachsen in Gmund am Tegernsee, Gymnasium und Internat der Regensburger Domspatzen; Studium der Philosophie und Fachtheologie in Innsbruck, San Francisco und Berkeley und ein Jahr der Anglistik in München. Seit 1994 lebe ich fix in Tirol, war u.a. in der Jugendarbeit und -seelsorge und am Institut für Christliche Philosophie tätig. Seit 1999 bin ich am Institut für Systematische Theologie, promovierte 2002 in Theologie mit einer Arbeit zum Sündenbegriff bei K. Rahner und R. Schwager. Seit 1.12.2012 bin ich assoziierter Professor, schrieb eine Sammel-Habilitation über Anwendungsfelder der Dramatischen Theologie. Mit diesem von Raymund Schwager entwickelten Ansatz arbeite ich bevorzugt. Daneben spüre ich gerne theologisch interessante Themen in Unterhaltungsliteratur, Film und Fernsehen auf, allerdings nur, wenn mir das Programm ohnehin gefällt. So sind aber doch einige Lehrveranstaltungen, Artikel oder zumindest kurze Inputs zu Star Trek, Harry Potter und Dr. House entstanden. Seit 2015 bin ich verheiratet und habe dadurch auch eine Stieftochter bekommen.
Was hat Dich bewogen, für das Amt des Studiendekans zu kandidieren?
Das frage ich mich manchmal selbst, jetzt wo mir konkreter bewusst wird, was da alles auf mich zukommt. Eigentlich war es der Wunsch so vieler Mitglieder der Fakultät auf der einen Seite und der Mangel an anderen KandidatInnen andererseits, die mich dieses Wagnis eingehen ließen. Und dann habe ich die – wohl doch berechtigte – Hoffnung, dass Dekan Josef Quitterer und ich ein ganz gutes Team abgeben könnten.
Worin siehst Du derzeit die größten Stärken und worin die größten Schwächen im Lehrbetrieb unserer Fakultät?
Die Stärken liegen sicher in einem guten Betreuungs- und auch guten persönlichen Verhältnis zwischen DozentInnen und Studierenden an unserer Fakultät. Als Schwäche sehe ich, dass in den meisten theologischen Studienrichtungen kaum Wahlmöglichkeiten für Studierende bestehen. Dadurch entsteht eine bedauerliche Verschulung und, ohne dass das beabsichtigt ist, wird eine Struktur und Atmosphäre geschaffen, in der viele Studierende nur mehr machen (können), was unbedingt erfordert ist. Das finde ich sehr bedauerlich.
Welche Schwerpunkte möchtest Du als Studiendekan setzen?
Ich denke, die erste Aufgabe des Studiendekans ist es, möglichst dafür zu sorgen, dass unsere Studien reibungslos funktionieren, die Studienpläne gut erfüllt werden und es eine gute Abstimmung gibt. Bei der Anrechnung von Vorstudien möchte ich mit Augenmaß darauf achten, dass einerseits keine unnötigen Lasten auf Studierende zukommen, andererseits aber auch darauf, dass die Qualität des Studiums gewährleistet ist. Dabei wird mir auch die bewährte Hilfe der Studienbeauftragten, Martina Kraml und Winfried Löffler, eine wichtige Stütze sein.
Worauf freust Du Dich in Deinem neuen Tätigkeitsfeld am meisten und worauf am wenigsten?
Ich freue mich darauf, mehr Studierende kennenzulernen als nur jene, die bei mir eine Lehrveranstaltung besuchen oder eine Arbeit schreiben, und auch die Fakultät einmal von einer anderen Warte aus wahrzunehmen. Am wenigsten freue ich mich auf Sitzungen und Verhandlungen, die natürlich dazugehören und auch wichtig sind, aber nicht gerade meine Begeisterung wecken.