Zweijahrestreffen der Dogmatik und Fundamentaltheologie Treibenden Österreichs
Knapp 30 Personen aus den Universitätsstandorten Wien, Salzburg, Graz, Linz und Innsbruck und einige Gäste, u. a. aus der KPH Edith Stein, kamen an diesen Tagen zusammen, um sich über ihr theologisches Arbeiten, die hochschulpolitische Situation und vieles mehr auszutauschen.
Inhaltlicher Fokus war das Referat von Johannes Hoff zum Thema „Die Gnade gelebter Intelligenz. Trinitarische Technikanthropologie in Tradition und Gegenwart“ und ein Respons darauf von Willibald Sandler (beide Innsbruck).
Hoff spannte einen weiten Bogen von der Bibel über Augustinus bis in unsere Gegenwart, in dem er in sieben Thesen den Gedanken entfaltete, dass wir eine neue Aufklärung brauchen, da der klassische Autonomiebegriff Kant’scher Prägung nicht mehr zeitgemäß sei. Die übliche Trennung von Natur, Technik und Kultur sei schon immer unzutreffend gewesen, da zweckmäßige Hilfsmittel sehr bald als leibliche Extensionen wahrgenommen werden, die eben nicht mehr wie technische Hilfsmittel, sondern wie selbstverständliche Körperextensionen wahrgenommen werden (die Brille ist ein eingängiges Beispiel); umgekehrt kann auch unser Körper als äußerliches, widerständiges Instrument empfunden werden, v. a. dann, wenn etwa Gliedmaßen ihren Dienst versagen. In unserer technik-überladenen Zeit, in der für viele das Smartphone Körper- und Gehirnextension geworden ist, werde das nur noch deutlicher. Hoff drückte dies in dogmatischer Sprache so aus: „Die Pole des Dreiecks von Natur, Technik und Kultur sind ‚hypostatisch verschieden‘, wenngleich sie in ihrer vollkommensten Gestalt ‚Wesenseins‘ sind.“ Unsere christliche Anthropologie müsse daher als „trinitarische Technikanthropologie reformuliert werden.“
Willibald Sandler ging in seinem Respons auf die fast unüberschaubare Weite der Ausführungen Hoffs ein und setzte sich kritisch mit einigen Einzelpunkten auseinander.
Nach einer Stärkung bei Kaffee und Kuchen führte uns der Weg in die Spitalskirche, wo uns Kirchenrektor Jakob Bürgler die Konzeption der City-Pastoral Innsbruck näher brachte, und ins Bischofshaus, wo uns Bischof Hermann Glettler zu einer kleinen Führung durch seine Kunstsammlung und einem sehr angeregten Austausch über Kunst und Theologie empfing. Für die anschließende Einladung zum Abendessen in der Innsbrucker Altstadt sei ihm auch an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.
Den Samstagvormittag begannen wir mit einer ignatianischen Morgenandacht in der Jesuitenkirche und setzten dann unsere Tagung mit einem Austausch über wissenschaftspolitische Fragen und die neuesten Entwicklungen an unseren Fakultäten fort.
Zu Mittag endete das Treffen und die Teilnehmenden gingen – so hoffen wir – durch den Austausch bereichert und gut informiert wieder ihrer Wege. (Nikolaus Wandinger)
Tagung „Seelsorge angesichts von Säkularisierung, interreligiösem Dialog und Pluralität“
Im Verlauf der interessanten und wie bereits in den letzten Jahren gut besuchten Tagung zeigte sich ein Spannungsverhältnis zwischen Seelsorge und beratenden bzw. therapeutischen Berufen. Dem schwindenden Vertrauen der Mitglieder von Kirchen und Religionsgesellschaften bzw. Bekenntnisgemeinschaften in die Problemlösungskompetenz ihrer Seelsorgerinnen und Seelsorger wollten einzelne durch die stärkere Professionalisierung der Seelsorge, z. B. durch den Erwerb von Zusatzqualifikationen durch Seelsorgerinnen und Seelsorgern, entgegentreten, während andere in der stärkeren Fokussierung der Seelsorge auf die ureigensten Elemente des Religiösen, d. h. die Heilsmittel, Sakramente, Rituale, Gebete und vertraulichen Gespräche, eine Möglichkeit zur Wiederherstellung des Vertrauens in die heilende und helfende Kraft der Seelsorge sahen. (Johann Bair, Wilhelm Rees)
Premiere von „Theologie im Gespräch“
Bei der erfreulich gut besuchten Veranstaltung referierten nach einem Einstieg aus theologischer Perspektive (Wilhelm Guggenberger) die Verhaltensökonomin Elisabeth Gsottbauer und der Geograph und Fachdidaktiker Lars Keller über die Fragen, was Menschen zu klimaschonendem und umweltgerechtem Verhalten motiviert oder eben nicht. In zweiten Teil des Nachmittags stand die Praxis christlicher Personen und Institutionen im Fokus. So wurden die Bemühungen der Diözese Innsbruck im Bereich ökologischer Nachhaltigkeit aufgezeigt und von Diözesanbischof Hermann Glettler der neu geschaffenen Karl-Heinz-Baumgartner Umweltpreis präsentiert. In pointierte Weise begründete schließlich der Jesuit Jörg Alt, warum für ihn der Glauben an Jesus Christus unter den gegebenen Bedingungen eine Begründung für Klimaaktivismus darstellt. (Siehe auch seinen Gastbeitrag unter der Rubrik Im Fokus.) Alle präsentierten Inhalte regten zu Rückfragen und Diskussion aus dem Publikum an, in dem Personen aus dem akademischen Bereich ebenso vertreten waren wie hauptamtliche Mitarbeiter:innen und Laien aus dem kirchlichen Feld und Aktivist:innen der Letzten Generation, wodurch die Zielsetzung der Veranstaltung durchaus erreicht werden konnte.
Eher dem Zufall und dem Terminkalender der Referentin verdankte es sich, dass am Vorabend von Theologie im Gespräch Birgit Weiler, die seit vielen Jahren in Peru tätig ist und an der Universidad Antonio Ruiz de Montoya in Lima Theologie lehrt, einen Gastvortrag an unserer Fakultät hielt. Ihre Reflexionen über „Amazonien: Auf den Schrei der Armen und der Erde hören – für eine ganzheitliche Ökologie“ erwies sich jedoch als optimale Hinführung zur Veranstaltung am Folgetag und stellte diese überdies in einen globalen und sozialen Kontext. Weiler zeigte auch in überzeugender Weise auf, was eine westlich geprägte Schöpfungstheologie vom Naturverständnis und Menschenbild der indigenen Völker im Amazonasgebiet lernen kann.
Die Verantwortung für unseren Lebensraum wird uns als Fakultät und Universität weiterhin Aufgabe und Verpflichtung bleiben, auch wenn diese im politischen Diskurs gegenwärtig in den Hintergrund geschoben zu werden droht. (Wilhelm Guggenberger)
Tagung „Wie im Einklang leben? Öko- und Klimakrise und die Frage nach einem guten, nachhaltigen Leben im Spiegel des Films“
Mit Thomas von Aquin heute denken und streiten: Thomas-Studientag an der PTH Brixen
Das schien zu gelingen, denn auffällig war das große Publikumsinteresse: Neben den Studierenden der Hochschule blieben auch viele Interessent:innen von außen der dichten und von engagierten Diskussionen geprägten Ganztagsveranstaltung bis 18:30 treu, wo mit einem gemütlichen Umtrunk auf den vermutlich einflussreichsten Philosophen und Theologen des Mittelalters angestoßen wurde. Vom Innsbrucker Institut für Christliche Philosophie waren Bruno Niederbacher („Was man von Thomas von Aquin über Dialogführung lernen kann“), Winfried Löffler („Über Theologie, Astronomie und Thomas’ aristotelische Wissenschaftstheorie“), Christian Kanzian („Wie Thomas’ materia prima in der aktuellen Ontologie ankommt“) und Josef Quitterer („Warum Thomas von Aquin kein Dualist ist“) mit Vorträgen vertreten. Die Veranstaltung war ein weiterer Baustein in der erfolgreichen Kooperation des Instituts mit der PTH in Sachen Philosophie, Neuauflagen zu anderen aktuellen Themen sind bereits angedacht. (Winfried Löffler)