„Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern.“ (Franziskus, LS 139)
„Wenn wir diese große gemeinsame Reise beginnen, versprechen wir, dass niemand zurückgelassen wird. Die Würde der menschlichen Person als fundamental anerkennend wünschen wir, dass die Goals und Targets für alle Nationen und Menschen und für alle Teile der Gesellschaft erreicht werden. Und wir werden uns bemühen, diejenigen, die am weitesten zurück liegen, zuerst zu erreichen. … Dies sind universale Ziele, die die gesamte Welt umfassen, entwickelte und sich entwickelnde Länder gleichermaßen. Sie sind integral und unteilbar und balancieren die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung aus.“ (Agenda 2030)
Ähnlich wie die Enzyklika soll auch die Agenda 2030 kein bloßes Lippenbekenntnis bleiben. Vielmehr hatten sich die im Rahmen der 55. Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2000 versammelten Vertreter*innen auf ein konkretes Programm zur globalen Entwicklung, die Millenniumsziele, geeinigt. Es handelte sich dabei um acht Ziele, die bis 2015 durch gemeinsame, globale Anstrengung erreicht werden sollten und in denen es etwa um Armutsbekämpfung, bessere medizinische Versorgung oder Bildungschancen insbesondere für Frauen ging.
SDG 16, für das in Österreich die Katholisch-Theologische Fakultät Innsbruck die Patenschaft übernommen hat, ist insbesondere darauf ausgerichtet, alle Formen von Gewalt zu reduzieren, und zwar mit einem Schwerpunkt auf der direkten, physischen Gewalt. Dem Innsbrucker Team unter Leitung von Wilhelm Guggenberger jedoch ist wichtig, das Anliegen von SDG 16 stärker als Thema des gesellschaftlichen oder sozialen Friedens zu explizieren, der eben deutlich mehr meint als die Abwesenheit direkter physischer Gewalt oder gar nur bewaffneter Konflikte. Sozialer Friede ist eher als produktiver und gewaltfreier Umgang mit Spannungen und Konflikten zwischen kulturell, sprachlich, ethnisch, religiös und weltanschaulich verschiedenen Gruppen zu verstehen. Insofern ist nachhaltiger Friede abhängig von der Qualität etablierter Governance-Strukturen, von demokratischer Kultur und Institutionen. Daher ist auch der dritte Teil von SDG 16 („starke Institutionen“) für die Friedensthematik bedeutsam.
Die Auseinandersetzung mit der Entstehung von Abgrenzungs-, Neid- und Verfeindungsdiskursen und den daraus erwachsenden Konflikten hatte in Innsbruck aber bereits vor dem Projektstart Tradition. Das Forschungszentrum „Religion – Gewalt – Kommunikation – Weltordnung“ beschäftigt sich nämlich seit vielen Jahren mit dieser Thematik und mit der Frage, was dem die biblische Botschaft und christliche Spiritualität entgegenzusetzen haben. Insofern ist SDG 16 als Entwicklungsziel, das sich mit Frieden im umfassenden Sinn des Wortes beschäftigt, an unserer Fakultät gut situiert. Und am Puls der Zeit ist die Theologische Fakultät damit auch, denn die Universität Innsbruck möchte das Thema Nachhaltigkeit in der nahen Zukunft von der Lehre, über das eigene institutionelle Verhalten bis hin zur Forschung als ihr zentrales Anliegen etablieren. (Wilhelm Guggenberger, Claudia Paganini)
In Österreich widmet sich das UniNEtZ der Erarbeitung von Optionen für die 17 Sustainable Development Goals.