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Im Fokus

Friede, Gerechtigkeit und starke Institutionen: Patenschaft für SDG 16 an der Theologischen Fakultät

„Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern.“ (Franziskus, LS 139)

Das UniNEtZ-Leitungsteam bei der Päsentation des Perspektivenberichts, Foto: Vincent ForstenlechnerMit der Enzyklika Laudato sì, der dieses Zitat entstammt, hat Papst Franziskus nicht nur gezeigt, dass er es für eine zentrale Aufgabe der Kirche hält, sich aktiv für eine nachhaltige, friedvolle und inklusive Zukunft einzusetzen, er traf mit diesem Text auch den Puls der Zeit. Ganz ähnliche Worte fanden nämlich die Verfasser*innen eines weltlichen Dokumentes, der sogenannten Agenda 2030:

„Wenn wir diese große gemeinsame Reise beginnen, versprechen wir, dass niemand zurückgelassen wird. Die Würde der menschlichen Person als fundamental anerkennend wünschen wir, dass die Goals und Targets für alle Nationen und Menschen und für alle Teile der Gesellschaft erreicht werden. Und wir werden uns bemühen, diejenigen, die am weitesten zurück liegen, zuerst zu erreichen. … Dies sind universale Ziele, die die gesamte Welt umfassen, entwickelte und sich entwickelnde Länder gleichermaßen. Sie sind integral und unteilbar und balancieren die drei Dimensionen nachhaltiger Entwicklung aus.“ (Agenda 2030)

Ähnlich wie die Enzyklika soll auch die Agenda 2030 kein bloßes Lippenbekenntnis bleiben. Vielmehr hatten sich die im Rahmen der 55. Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2000 versammelten Vertreter*innen auf ein konkretes Programm zur globalen Entwicklung, die Millenniumsziele, geeinigt. Es handelte sich dabei um acht Ziele, die bis 2015 durch gemeinsame, globale Anstrengung erreicht werden sollten und in denen es etwa um Armutsbekämpfung, bessere medizinische Versorgung oder Bildungschancen insbesondere für Frauen ging.

Sustainable Develpment Goals, Foto: www.bing.comIn vielen Bereichen wurden in den folgenden Jahren dann auch tatsächlich erstaunliche Erfolge erzielt, allerdings nicht in allen und auch nicht im erstrebten Ausmaß. 2015 wurde daher als Nachfolgeprojekt die Agenda 2030 mit nunmehr 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) erarbeitet. Die Vision dahinter ist ein Systemwandel in den unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen. Genau das macht die Agenda 2030 attraktiv und innovativ, zugleich aber auch komplex. Teil dieser Komplexität ist, dass Friede ebenso als Teil nachhaltiger Entwicklung gesehen wird wie die internationale Zusammenarbeit und die Reduktion von Ungleichheit, aber eben auch Wirtschaftswachstum, Umweltschutz, die Gestaltung lebenswerter Städte, Armuts- und Hungerbekämpfung oder bessere Bildung und Gesundheitsversorgung für alle.

SDG 16, für das in Österreich die Katholisch-Theologische Fakultät Innsbruck die Patenschaft übernommen hat, ist insbesondere darauf ausgerichtet, alle Formen von Gewalt zu reduzieren, und zwar mit einem Schwerpunkt auf der direkten, physischen Gewalt. Dem Innsbrucker Team unter Leitung von Wilhelm Guggenberger jedoch ist wichtig, das Anliegen von SDG 16 stärker als Thema des gesellschaftlichen oder sozialen Friedens zu explizieren, der eben deutlich mehr meint als die Abwesenheit direkter physischer Gewalt oder gar nur bewaffneter Konflikte. Sozialer Friede ist eher als produktiver und gewaltfreier Umgang mit Spannungen und Konflikten zwischen kulturell, sprachlich, ethnisch, religiös und weltanschaulich verschiedenen Gruppen zu verstehen. Insofern ist nachhaltiger Friede abhängig von der Qualität etablierter Governance-Strukturen, von demokratischer Kultur und Institutionen. Daher ist auch der dritte Teil von SDG 16 („starke Institutionen“) für die Friedensthematik bedeutsam.

Die Auseinandersetzung mit der Entstehung von Abgrenzungs-, Neid- und Verfeindungsdiskursen und den daraus erwachsenden Konflikten hatte in Innsbruck aber bereits vor dem Projektstart Tradition. Das Forschungszentrum „Religion – Gewalt – Kommunikation – Weltordnung“ beschäftigt sich nämlich seit vielen Jahren mit dieser Thematik und mit der Frage, was dem die biblische Botschaft und christliche Spiritualität entgegenzusetzen haben. Insofern ist SDG 16 als Entwicklungsziel, das sich mit Frieden im umfassenden Sinn des Wortes beschäftigt, an unserer Fakultät gut situiert. Und am Puls der Zeit ist die Theologische Fakultät damit auch, denn die Universität Innsbruck möchte das Thema Nachhaltigkeit in der nahen Zukunft von der Lehre, über das eigene institutionelle Verhalten bis hin zur Forschung als ihr zentrales Anliegen etablieren. (Wilhelm Guggenberger, Claudia Paganini)

In Österreich widmet sich das UniNEtZ der Erarbeitung von Optionen für die 17 Sustainable Development Goals.

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