LOOP – raum zwischen erinnern und vergessen
Ausstellung von Anna Maria Mackowitz und Elisabeth Melkonyan
Die Frühjahrsausstellung im Rahmen von Kunst im Gang an der Fakultät war der Erinnerung an den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts gewidmet, der systematischen Ausrottung von eineinhalb Millionen Armeniern in den Jahren 1915-1918. Ein Teil dieser Geschichte war der Bau der Bagdadbahn, die zur Zwangsarbeit und zur Deportation eines Teils der Armenier diente. Ein zu einem Symbol abgebrochener Schienenstrang auf dem Platz vor der Fakultät machte auf die Ausstellung aufmerksam.
Elisabeth Melkonyan schuf für die Ausstellung 108 Boote aus Jute und Naturmaterialien, von Samen, Gewürzen, Knospen, Muschel- und Schneckenschalen bis hin zu Weihrauchkörnern und Lava-Gestein. Die Boote schwebten wie Wolken in der Luft und symbolisierten als poetische Metaphern die damaligen Rettungsaktionen auf dem Mittelmeer, wodurch viele Armenier in Sicherheit gebracht werden konnten, aber auch auf die Verflechtungen der Kulturen rund um das Mittelmeer aufmerksam machten. Anna Maria Mackowitz schuf hunderte kleinformatige Aquarelle, die sie als Briefe bezeichnete und die gleichsam den Raum zwischen Erinnern und Vergessen ausmaßen, Geschichten von unglaublichem Leid, von Hunger und Überlebenskampf, die sich sozusagen als fiktive und ungelesene Botschaften auf dem Papier verdichteten.
Bernhard Braun
Vortrag „(Sexuelle) Belästigung an der Universität” von Dr. Sabine Engel und Dr. Margret Aull
Belästigung und sexuelle Belästigung sind weit verbreitet und wirken lange nach, indem sie die Studien-, Lebens- und Arbeitsbedingungen drastisch beeinflussen. Dies wurde in den Ausführungen des Vortragabends am 4. Mai 2017 deutlich. Umso erfreulicher sei es, so die Referentinnen, dass die Katholisch-Theologische Fakultät als erste an der Universität Innsbruck dieses Thema offen anspreche. Dr. Sabine Engel, Leiterin des Büros für Gleichstellung und Gender Studies und Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlung an der Universität, erläuterte, wann von (sexueller) Belästigung gesprochen werden kann und muss und legte die rechtlichen Rahmenbedingungen an der Universität dar. Dr. Margret Aull, Erziehungswissenschafterin und Psychoanalytikerin, Obfrau im Verein autonomes Frauenhaus Tirol, ging vor allem auf die Folgen für die Betroffenen ein. Sie zeigte Handlungsmöglichkeiten für direkt Betroffene und Beobachtende auf und machte Mut zur Zivilcourage auch im zweiten Anlauf.
Dass sexuelle Belästigung kein Kavaliersdelikt ist, das hebt ein Aushang hervor, der in Zusammenarbeit mit dem Dekan an der Theologischen Fakultät erarbeitet wurde. Der Aushang macht Mut, die persönlichen Grenzen zu achten und sich bei deren Verletzung zu wehren und/oder Beratung aufzusuchen. Für betroffene Studierende und MitarbeiterInnen stehen Ansprechpersonen an der Fakultät und Universität zur Verfügung.
Beide Initiativen der Katholisch-Theologischen Fakultät betonen, dass sexuelle Belästigung nicht allein eine Angelegenheit der direkt Betroffenen ist, sondern wir alle einen Beitrag für einen „guten“ öffentlichen Raum leisten können.
Gertraud Ladner
Religiöse und (sozio-)kulturelle Vielfalt in Fachdidaktik und Unterricht
Zur 3. Tagung der Fachdidaktik am 12. Mai 2017 – veranstaltet vom Institut für Fachdidaktik, dem Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik und dem Institut für Praktische Theologie – sind rund 100 Interessierte an unsere Fakultät gekommen, Studierende und Lehrende verschiedener Fakultäten und Hochschulen, mit (religiöser) Bildung Befasste aus Tirol, Vorarlberg und Südtirol. Der Vormittag war mit anregenden Referaten gefüllt. Margret Fessler, Direktorin des BRG in der Au, und Erol Yildiz, der in Innsbruck am Institut für Erziehungswissenschaften lehrt, sensibilisierten die Anwesenden für unsichtbare Asymmetrien in der Schule. Martin Jäggle vom Institut für Praktische Theologie in Wien plädierte für eine diversitätsbewusste und differenzsensible Fachdidaktik. Über spirituelle, kulturelle und soziale Kontingenz sprach Harry Harun Behr vom Institut für Pädagogik der Sekundarstufe an der Universität Frankfurt.
Am Nachmittag stellten 18 ForscherInnen der Universität Innsbruck in drei Sessions ihre Forschungsergebnisse zur Diskussion. Die Themen waren breit gestreut, von sprachlicher Vielfalt in Schule, Ausbildung und Beruf über Diversität im Unterricht aus geschichtsdidaktischer Perspektive, der Rolle (sozio-)kultureller Vielfalt in Bewertungsprozessen, Lebensqualitäts-Vorstellungen von Jugendlichen, bis hin zu religiösen und interreligiösen Bildungsprozessen.
Annemarie Hochrainer
Institut für Fachdidaktik
Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik
Institut für Praktische Theologie
Tagung „Fundamentalismus: Bedeutung, Rolle und Umgang“
Vom 22. bis 23. Mai 2017 wurde an der Universität Innsbruck der im Jahr 2015 unter dem Generalthema „Religion und Staat im Brennpunkt“ von Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Rees, Institut für Praktische Theologie (Kirchenrecht), und Ass.-Prof. Dr. Johann Bair, Fachbereich Rechtsgeschichte des Instituts für Rechtsgeschichte und Römisches Recht der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck, initiierte Dialog der in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie staatlich eingetragenen Bekenntnisgemeinschaften mit der dritten Tagung „Fundamentalismus: Bedeutung, Rolle und Umgang“ fortgesetzt. Die Vorträge zeigten, dass der derzeitige Inhalt des Begriffs Fundamentalismus vielfältig ist. Deutlich wurde, dass ein religiöses Fundament als unverzichtbarer Teil religiöser Identität gesehen, die intolerante oder gar gewalttätige Durchsetzung eigener Glaubenswahrheiten aber einhellig und ausdrücklich abgelehnt und verurteilt wird. Sichtbar wurde auch, dass die Religionsgemeinschaften sich nicht nur der Gefahren, die von religiösem Fanatismus für die Gesellschaft und Religionsgemeinschaften ausgehen, bewusst sind, sondern dem fundamentalistischen Fanatismus ganz bewusst das Bild miteinander im Dialog stehender Religionsgemeinschaften entgegensetzen.
Wilhelm Rees, Johann Bair
„Metaphysik braucht keine Ferien.”
Essaywettbewerb und Summer School für SchülerInnen in Brixen
Das Analytic-Theology-Projekt stellt sich nicht nur Fragen über Gott und die Welt, sondern konfrontiert die Welt auch mit der Frage nach Gott. Im Rahmen eines Essaywettbewerbs für SchülerInnen konnte man sich der Menge an Einreichungen kaum erwehren. Und die jungen Leute sind heute nicht nur scharfsinnig, sondern auch originell: Neben klassischen Essays wurden auch Theaterstücke und Kurzgeschichten verfasst. Von den besten DenkerInnen nahmen zwölf an einer dreitägigen Summer School vom 21. bis 23. Juni 2017 in Brixen teil, die sich um das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaft drehte. Das Philosophieren in der Südtiroler Hitze nahm – bei aller intellektuellen Intensität – den Charakter einer kleinen Auszeit an, in der man sich mit Muße den großen Fragen der Metaphysik hingab: Haben die Naturwissenschaften den Glauben an Gott überflüssig gemacht? Was können wir wissen? Was sollen wir glauben? Sind wir nur ein Teil eines sinnlosen Universums oder was dürfen wir hoffen?
Und wiederum wurde deutlich: Diese Fragen zu stellen, ist existenziell wichtig, auch und vor allem für junge Menschen. Am schönsten ist es, sich mit Gleichgesinnten auf die Suche nach Antworten zu begeben. Gefunden hat man eine ganze Reihe, von denen natürlich keine für alle überzeugend begründend werden konnte. Das ist nun mal die Eigenart philosophischer Reflexion – aber womöglich wurden während dieser drei Tage einige neue TheologInnen oder PhilosophInnen geboren.
Susannah Haas