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Rückblick

Tagung zum kooperativen Religionsunterricht // Aquinas Lecture 2021 // Tag des Judentums 2021 // Karl-Rahner-Preis 2020 // Podiumsdiskussion zur Laïcité? // Seminare zum Schutz von Minderjährigen

Tagung zum kooperativen Religionsunterricht

Screenshot von der virtuellen TagungDie vom Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik, dem Institut für Praktische Theologie und dem Zentrum für Interreligiöse Studien vom 25. bis 26. Februar organisierte Tagung „Praxis für die Zukunft: Erfahrungen, Beispiele, Modelle kooperativen Religionsunterrichts“ stellt die dritte Veranstaltung des Forums „Zukunftsfähiger Religionsunterricht“ dar. Mit einem praxisseitigen Blickwinkel zielte die Tagung darauf, die Debatte um zukunftsfähige Formate religiöser Bildung durch konkrete Forschungsbeiträge zu kooperativen Modellen des Religionsunterrichts an österreichischen und deutschen Schulen anzureichern. Den Auftakt der Tagung stellte ein Impulsvortrag der Veranstalter*innen, der katholischen Religionspädagogin Martina Kraml und dem islamischen Theologen Zekirija Sejdini dar. In den Hauptvorträgen des ersten Tagungsvormittags wurden praktische Beispiele und empirische Forschungen aus Deutschland und Österreich vorgestellt. In den Sessions wurden verschiedene Schwerpunkte, wie konfessionell-kooperative Modelle, Interreligiöses Begegnungslernen, Dialogisches Lernen an Gemeinsamkeiten und Unterschieden, dialogisch-religiös-ethische Unterrichtsmodelle, Religionsunterricht in konfessionell heterogenen Lerngruppen, sowie Spannungen und Herausforderungen in der interreligiösen Lehrer*innenbildung in Kleingruppen diskutiert. Der zweite Tagungstag startete mit einem spirituellen Impuls und schloss die Hauptvorträge mit einem Beitrag über die Hausforderungen aus der Perspektive der Schulbehörde. Abschluss und Höhepunkt des zweiten Tagungstages bildete die Podiumsdiskussion. Dort diskutierten Vertreter*innen der Schulämter und der Bildungsdirektion Tirol über Zukunftsperspektiven für den konfessionellen Religionsunterricht, der – so der Tenor – nur durch eine institutionalisierte Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen den verschiedenen Kirchen und Religionsgemeinschaften gesichert werden kann. (Nicole M. Bauer)

Aquinas Lecture 2021: Dualismus – eine Kontroverse mit Uwe Meixner (Augsburg) und Josef Quitterer (Innsbruck)

Josef QuittererAm 27. Jänner hat die mittlerweile zur Tradition gewordene Aquinas Lecture des Instituts für Christliche Philosophie stattgefunden. Ziel der Veranstaltung ist es, die wissenschaftlichen Aktivitäten des Instituts einer breiteren Öffentlichkeit an Fakultät, Universität, Kirche und Gesellschaft vorzustellen. Dazu dient die Präsentation des Jahresberichts des Instituts, in dem das vielfältige Engagement seiner Angehörigen in Forschung, Lehre, aber auch Wissenstransfer, dargestellt sind.

Die heurige Aquinas Lecture stand – wie sollte es anders sein – unter besonderen Vorzeichen. Wir mussten auf die Vorteile einer Präsenzveranstaltung verzichten, versuchten aber die Chancen des virtuellen Raumes zu nützen: Ein deutliches Mehr an Teilnehmer*innen, die wahlweise über einen Link aktiv an der Diskussion teilnehmen, oder per „Stream“ unsere Kontroverse „live“ mitverfolgen konnten.

Inhaltlich ging es um den Dualismus in der Deutung des Menschen. Besteht der Mensch aus zwei, voneinander unabhängigen Substanzen – wie Uwe Meixner meint? Oder ist der Mensch eine leib-seelische Einheit – wie Josef Quitterer dagegengehalten hat?

Das Thema ist kein philosophischer Binnendisput. Auch theologische Debatten, von der Unsterblichkeit der Seele bis hin zur Auferstehung des ganzen Menschen, spielen dabei eine gewichtige Rolle.

Jedenfalls haben die Zuseher*innen aus dem gesamten deutschen Sprachraum eine spannende Debatte erlebt, die man in Kürze – open access natürlich – auf unserer Instituts-Homepage nachverfolgen kann.

Eine weitere Besonderheit war die Verleihung des meritum philosophiae-Preises für ausgezeichnete Masterarbeiten an unserem Institut. Geehrt wurden Christian Molyneux, Shibu Kuliraniyil und Raphael Weichlein. Auch der Stifter war dabei: Dr. mult. Günter Pichler, dem bei dieser Gelegenheit nochmals herzlicher Dank ausgesprochen sei. (Christian Kanzian)

Tag des Judentums 2021

Die Torarolle ist in der jüdischen Gemeinde angekommen: Bischof Hermann Glettler, Präsident Günter Lieder, Superintendent Olivier Dantine (rechts)Zum Tag des Judentums am 18. Jänner luden, wie gewohnt, Bischof Hermann Glettler und Superintendent Olivier Dantine ein. Es wurde ein virtuelles Podiumsgespräch gestaltet zum Thema: „‘Das Wort des Herrn bleibet …‘ Zur Bedeutung der Tora im Judentum und Christentum“.

Bischof Glettler begrüßte. Nach dem Gespräch rezitierten der Superintendent und der Oberrabbiner Psalm 1. Beschlossen hat den Abend Oberrabbiner Engelmayer mit einem Segensgebet unter den Bedingungen von Corona. Miteinander ins Gespräch kamen unter der Moderation von Magdalena Modler-El Abdaoui: Olivier Dantine und Anna Kraml aus Innsbruck, sowie Oberrabbiner Jaron Engelmayer (aus Wien). Olivier Dantine betonte die Lehrentwicklung in der lutherischen Tradition, die schon vor dem Lutherjahr (2017) die späten Ausfälle Luthers als nicht mehr verbindlich erklärte. Mit Hinweisen auf andere Aussagen Luthers hob er die bleibende Bedeutung des Alten Testamentes hervor, nicht nur als Resonanzraum der Christusbotschaft, sondern auch in ihrem eigenständigen Gewicht. Anna Kraml, Religionslehrerin und Promovendin in alttestamentlicher Bibelwissenschaft in Innsbruck, gab Einblick in Ihre Erfahrungen, Schüler*innen die hebräische Bibel nahezubringen. Dabei spielt eine große Rolle, die eigene Begeisterung durchscheinen zu lassen. So werden Schüler*innen ermutigt, mit der ganzen Bibel vertraut zu werden. Ihre Beispiele illustrierten, wie wichtig hierfür die lebensvollen Erzählungen der hebräischen Bibel sind. Der Oberrabbiner stellte zunächst die Bedeutung der Tora für das Judentum heraus. Dann verwies er auf die kulturgeschichtliche Bedeutung der Tora für alle Menschen, z.B. die 7-Tage-Woche und das Sabbath-Gebot. Der Sabbath eröffnete ja erstmals für alle Menschen, Tiere und die ganze Natur einen arbeitsfreien Zeitraum. Vor 2500 Jahren war so ein Gebot wohl ziemlich verrückt, heute aber nicht mehr wegzudenken; und, was die darin liegende Befreiung der Tier- und Pflanzenwelt von menschlichen Eingriffen anbelangt, eine notwendige Orientierung für morgen.

Im virtuellen Raum, der von unserer Fakultät zur Verfügung gestellt wurde, waren aus ganz Österreich über 70 Personen präsent, denen auch eine Möglichkeit für Rückfragen eingeräumt worden war. So konnten wir wenigstens auf diese Weise miteinander verbunden bleiben. (Roman A. Siebenrock)

Karl-Rahner-Preis 2020

Teilnehmer*innen bei der virtuellen PreisverleihungDas gab es noch nie. Am 12. Jänner 2021 wurde der Karl-Rahner-Preis 2020 an Daniel Remmel (Fulda/Marburg) virtuell verliehen. Mit seiner Dissertation „Die Leiblichkeit der Offenbarung“ (IThS 97. Innsbruck-Wien: Tyrolia 2021), die in Frankfurt / St. Georgen von den Professoren Ansorge und Vechtel begleitet wurde, hat er die Lebensphänomenologie des französischen Philosophen Michel Henry im Gespräch mit Karl Rahner und anderen deutschsprachigen Philosophen und Theologen für die theologische Anthropologie, die Offenbarungstheologie und die Christologie fruchtbar zu machen gesucht. Sein besonderes Anliegen ist es, die Frage nach dem Subjekt im Spannungsfeld von Bewusstsein, Freiheit, Leiblichkeit, Passivität und Intersubjektivität zu verorten und mit den dogmatischen Grundentscheidungen der Tradition zu vermitteln. Nachdrücklich betont er die Passivität und das vorreflexive Verhältnis des Menschen zu sich selbst in seiner Leiblichkeit. Aus diesem Grunde ist der Ort der Transzendenz die Immanenz, und das Göttliche ist als Leben zu verstehen, das affektiv und vulnerabel zu deuten wäre. Von dieser kreuzestheologischen Grundierung aus wäre solches Leben als jener Ort zu bestimmen, der die Praxis in der Welt trägt.

Auch wenn diese virtuelle Verleihung die Möglichkeit geboten hatte, Personen an den verschiedensten Orten zu integrieren, Hernán Rojas SJ war aus Chile präsent, freut sich die Fakultät mit dem wissenschaftlichen Komitee der Karl-Rahner-Stiftung, die den Preis vergibt, auf eine reale Begegnung mit Daniel Remmel im WS 2021/22. (Roman Siebenrock)

Liberté, Égalité, Fraternité, Laïcité?

Blick auf die Kathedrale Notre-Dame de Paris (Credit: Stefaan Van der Biest/Pixabay)Zu einer Podiumsdiskussion „Laïcité: Ist die Trennung von Staat und Religion, wie sie in Frankreich gelebt wird, ein Modell für Europa?“ luden am 11. November 2020 der Frankreich-Schwerpunkt, die Katholisch-Theologische Fakultät und das Zentrum für Interreligiöse Studien der Universität Innsbruck ein. Die virtuelle Veranstaltung fand großen Anklang beim interessierten Publikum.

In ihrer Begrüßung beschrieb Eva Lavric, die Laïcité als „eine französische Besonderheit, die neben Liberté, Égalité, Fraternité als viertes Prinzip der Republik in der politischen Kultur Frankreichs eine […] Rolle spielt.“

Die Initialzündung lieferte Petra Juen mit ihrer Diplomarbeit über den Umgang mit Religion an Frankreichs Schulen, welche mit dem Frankreich-Preis ausgezeichnet wurde. Den einleitenden Impuls fokussierte sie dabei auf ihre Erlebnisse in der Bretagne.

Die Gastvortragende Sylvie Le Grand-Ticchi, eine Germanistin von der Universität Paris Nanterre, bezog sich auf die Vielschichtigkeit des Begriffs „Laïcité“, der vor allem die weltanschauliche Neutralität des Staates bezeichnet.

Roman Siebenrock betonte, dass die katholische Kirche in Frankreich die Laïcité inzwischen internalisiert und beim II. Vatikanum auf die Anerkennung der Religionsfreiheit als Verfassungsrecht hinzielte.

Schließlich kam Anton Pelinka zu Wort, welcher zwischen der rechtlichen Trennung von Kirche und Staat einerseits und der mehr oder weniger großen Bedeutung des Religiösen in der Politik andererseits unterschied.

Moderiert wurde diese Podiumsdiskussion von Brigitte Mazohl. Einige Meldungen aus dem Publikum bezogen sich auf die Rolle des Islam, wozu Zekirija Sejdini eine Stellungnahme abgab.

In der Schlussrunde zeichnete sich ein überraschender Konsens ab: Die Gastvortragende beschrieb die französische Laïcité als leidenschaftliches Diskussionsthema, appellierte aber gleichzeitig an mehr Gelassenheit und einen lockereren Umgang damit. (Petra Juen)

Bericht im Newsroom der LFUI   
Frankreich Schwerpunkt   
Zentrum für Interreligiöse Studien   

Große Nachfrage nach Seminaren „Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch“

Die Sicht der Betroffenen lässt Dynamiken sexualisierter Gewalt erkennen.Es ist eine positive Überraschung: das große Interesse an den Seminaren zum Thema „Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch“. Seit 2018 werden Seminare mit dieser Fokussierung an der Theologischen Fakultät Innsbruck gehalten. Bereits seit 2001 finden regelmäßig Seminare zu Gewalt im sozialen Nahraum an der Fakultät statt. In einer institutsübergreifenden Absprache und Zusammenarbeit wird das Thema nun aufgrund des erhöhten kirchlichen und gesellschaftlichen Problembewusstseins zugespitzt angeboten. Die Seminare finden zum einen im Rahmen der Speziellen Moraltheologie für Theologiestudierende und Studierende des Masterstudiums Gender, Kultur und Sozialer Wandel und zum anderen für Hörer*innen aller Fakultäten im Rahmen der interdisziplinären Lehrveranstaltungen bzw. generischen Kompetenzen statt.

Die Nachfrage übertrifft alle Erwartungen, und es müssen jedes Semester Interessierte abgewiesen werden. Es sind dies u.a. vermehrt Lehramtskandidat*innen aus verschiedenen, nicht nur theologischen Studiengängen, die sich für ihre berufliche Zukunft und möglicherweise für den schwierigen Umgang mit Verdachtsfällen bei Kindern in der Schule vorbereiten wollen.

Dies ist zum einen äußerst erfreulich, da es zeigt, mit welchem Ernst und Verantwortungsbewusstsein sich die zukünftigen Pädagog*innen auf ihre Tätigkeit vorbereiten und dass ihnen das Wohl der Kinder am Herzen liegt. Die Teilnehmenden bedauern sehr, dass es kein entsprechendes Angebot an präventiven und sexualpädagogischen Lehrveranstaltungen an ihrer Fakultät gibt. Angesichts eines möglichen Verdachtsfalls von sexuellem Missbrauch eines Kindes im eigenen Zuständigkeitsbereich führen Unwissenheit und Unklarheit leicht zu panischem und dadurch falschem Reagieren. Zudem ist eine altersgerechte Sexualerziehung ein wesentlicher Eckstein von Prävention. Als Anbieter*innen dieser Lehrveranstaltungen treffen wir also auf einen gravierenden Bedarf. Andererseits wäre es äußerst wünschenswert, wenn diese durch Angebote in der Ausbildung von Pädagog*innen ergänzt würden. (Gertraud Ladner, Johannes Panhofer)

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