Tagung zum kooperativen Religionsunterricht
Aquinas Lecture 2021: Dualismus – eine Kontroverse mit Uwe Meixner (Augsburg) und Josef Quitterer (Innsbruck)
Die heurige Aquinas Lecture stand – wie sollte es anders sein – unter besonderen Vorzeichen. Wir mussten auf die Vorteile einer Präsenzveranstaltung verzichten, versuchten aber die Chancen des virtuellen Raumes zu nützen: Ein deutliches Mehr an Teilnehmer*innen, die wahlweise über einen Link aktiv an der Diskussion teilnehmen, oder per „Stream“ unsere Kontroverse „live“ mitverfolgen konnten.
Inhaltlich ging es um den Dualismus in der Deutung des Menschen. Besteht der Mensch aus zwei, voneinander unabhängigen Substanzen – wie Uwe Meixner meint? Oder ist der Mensch eine leib-seelische Einheit – wie Josef Quitterer dagegengehalten hat?
Das Thema ist kein philosophischer Binnendisput. Auch theologische Debatten, von der Unsterblichkeit der Seele bis hin zur Auferstehung des ganzen Menschen, spielen dabei eine gewichtige Rolle.
Jedenfalls haben die Zuseher*innen aus dem gesamten deutschen Sprachraum eine spannende Debatte erlebt, die man in Kürze – open access natürlich – auf unserer Instituts-Homepage nachverfolgen kann.
Eine weitere Besonderheit war die Verleihung des meritum philosophiae-Preises für ausgezeichnete Masterarbeiten an unserem Institut. Geehrt wurden Christian Molyneux, Shibu Kuliraniyil und Raphael Weichlein. Auch der Stifter war dabei: Dr. mult. Günter Pichler, dem bei dieser Gelegenheit nochmals herzlicher Dank ausgesprochen sei. (Christian Kanzian)
Tag des Judentums 2021
Bischof Glettler begrüßte. Nach dem Gespräch rezitierten der Superintendent und der Oberrabbiner Psalm 1. Beschlossen hat den Abend Oberrabbiner Engelmayer mit einem Segensgebet unter den Bedingungen von Corona. Miteinander ins Gespräch kamen unter der Moderation von Magdalena Modler-El Abdaoui: Olivier Dantine und Anna Kraml aus Innsbruck, sowie Oberrabbiner Jaron Engelmayer (aus Wien). Olivier Dantine betonte die Lehrentwicklung in der lutherischen Tradition, die schon vor dem Lutherjahr (2017) die späten Ausfälle Luthers als nicht mehr verbindlich erklärte. Mit Hinweisen auf andere Aussagen Luthers hob er die bleibende Bedeutung des Alten Testamentes hervor, nicht nur als Resonanzraum der Christusbotschaft, sondern auch in ihrem eigenständigen Gewicht. Anna Kraml, Religionslehrerin und Promovendin in alttestamentlicher Bibelwissenschaft in Innsbruck, gab Einblick in Ihre Erfahrungen, Schüler*innen die hebräische Bibel nahezubringen. Dabei spielt eine große Rolle, die eigene Begeisterung durchscheinen zu lassen. So werden Schüler*innen ermutigt, mit der ganzen Bibel vertraut zu werden. Ihre Beispiele illustrierten, wie wichtig hierfür die lebensvollen Erzählungen der hebräischen Bibel sind. Der Oberrabbiner stellte zunächst die Bedeutung der Tora für das Judentum heraus. Dann verwies er auf die kulturgeschichtliche Bedeutung der Tora für alle Menschen, z.B. die 7-Tage-Woche und das Sabbath-Gebot. Der Sabbath eröffnete ja erstmals für alle Menschen, Tiere und die ganze Natur einen arbeitsfreien Zeitraum. Vor 2500 Jahren war so ein Gebot wohl ziemlich verrückt, heute aber nicht mehr wegzudenken; und, was die darin liegende Befreiung der Tier- und Pflanzenwelt von menschlichen Eingriffen anbelangt, eine notwendige Orientierung für morgen.
Im virtuellen Raum, der von unserer Fakultät zur Verfügung gestellt wurde, waren aus ganz Österreich über 70 Personen präsent, denen auch eine Möglichkeit für Rückfragen eingeräumt worden war. So konnten wir wenigstens auf diese Weise miteinander verbunden bleiben. (Roman A. Siebenrock)
Karl-Rahner-Preis 2020
Auch wenn diese virtuelle Verleihung die Möglichkeit geboten hatte, Personen an den verschiedensten Orten zu integrieren, Hernán Rojas SJ war aus Chile präsent, freut sich die Fakultät mit dem wissenschaftlichen Komitee der Karl-Rahner-Stiftung, die den Preis vergibt, auf eine reale Begegnung mit Daniel Remmel im WS 2021/22. (Roman Siebenrock)
Liberté, Égalité, Fraternité, Laïcité?
In ihrer Begrüßung beschrieb Eva Lavric, die Laïcité als „eine französische Besonderheit, die neben Liberté, Égalité, Fraternité als viertes Prinzip der Republik in der politischen Kultur Frankreichs eine […] Rolle spielt.“
Die Initialzündung lieferte Petra Juen mit ihrer Diplomarbeit über den Umgang mit Religion an Frankreichs Schulen, welche mit dem Frankreich-Preis ausgezeichnet wurde. Den einleitenden Impuls fokussierte sie dabei auf ihre Erlebnisse in der Bretagne.
Die Gastvortragende Sylvie Le Grand-Ticchi, eine Germanistin von der Universität Paris Nanterre, bezog sich auf die Vielschichtigkeit des Begriffs „Laïcité“, der vor allem die weltanschauliche Neutralität des Staates bezeichnet.
Roman Siebenrock betonte, dass die katholische Kirche in Frankreich die Laïcité inzwischen internalisiert und beim II. Vatikanum auf die Anerkennung der Religionsfreiheit als Verfassungsrecht hinzielte.
Schließlich kam Anton Pelinka zu Wort, welcher zwischen der rechtlichen Trennung von Kirche und Staat einerseits und der mehr oder weniger großen Bedeutung des Religiösen in der Politik andererseits unterschied.
Moderiert wurde diese Podiumsdiskussion von Brigitte Mazohl. Einige Meldungen aus dem Publikum bezogen sich auf die Rolle des Islam, wozu Zekirija Sejdini eine Stellungnahme abgab.
In der Schlussrunde zeichnete sich ein überraschender Konsens ab: Die Gastvortragende beschrieb die französische Laïcité als leidenschaftliches Diskussionsthema, appellierte aber gleichzeitig an mehr Gelassenheit und einen lockereren Umgang damit. (Petra Juen)
Bericht im Newsroom der LFUI
Frankreich Schwerpunkt
Zentrum für Interreligiöse Studien
Große Nachfrage nach Seminaren „Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch“
Die Nachfrage übertrifft alle Erwartungen, und es müssen jedes Semester Interessierte abgewiesen werden. Es sind dies u.a. vermehrt Lehramtskandidat*innen aus verschiedenen, nicht nur theologischen Studiengängen, die sich für ihre berufliche Zukunft und möglicherweise für den schwierigen Umgang mit Verdachtsfällen bei Kindern in der Schule vorbereiten wollen.
Dies ist zum einen äußerst erfreulich, da es zeigt, mit welchem Ernst und Verantwortungsbewusstsein sich die zukünftigen Pädagog*innen auf ihre Tätigkeit vorbereiten und dass ihnen das Wohl der Kinder am Herzen liegt. Die Teilnehmenden bedauern sehr, dass es kein entsprechendes Angebot an präventiven und sexualpädagogischen Lehrveranstaltungen an ihrer Fakultät gibt. Angesichts eines möglichen Verdachtsfalls von sexuellem Missbrauch eines Kindes im eigenen Zuständigkeitsbereich führen Unwissenheit und Unklarheit leicht zu panischem und dadurch falschem Reagieren. Zudem ist eine altersgerechte Sexualerziehung ein wesentlicher Eckstein von Prävention. Als Anbieter*innen dieser Lehrveranstaltungen treffen wir also auf einen gravierenden Bedarf. Andererseits wäre es äußerst wünschenswert, wenn diese durch Angebote in der Ausbildung von Pädagog*innen ergänzt würden. (Gertraud Ladner, Johannes Panhofer)