Im Rahmen der Zielvereinbarung mit der Universität für die Jahre 2022-24 hat die Katholisch-Theologische Fakultät als sogenannte Querschnittsmaterie auch Nachhaltigkeit gewählt. Das lag ein Stück weit daran, dass dieses Thema dem amtierenden Dekan sehr am Herzen liegt. Wie dieser mittlerweile feststellen konnte, allerdings nicht nur ihm. Auch das Universitätsgesetz hält fest, dass die Universitäten dazu berufen sind, „verantwortlich zur Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt beizutragen“ (§ 1 UG 2002).
Dass Theologie mit dem Nachhaltigkeitsthema etwas zu schaffen haben sollte, versteht sich dennoch nicht auf den ersten Blick von selbst. In die Begriffe Gerechtigkeit, Friede und Schöpfungsverantwortung gekleidet, wird dies schon klarer. Das Geschenk der Schöpfung als solches wahrzunehmen und sich als verantwortliche Verwalter*innen dieses Geschenks zu verstehen, dürfte heute für die meisten Christ*innen fraglos zu ihrem Selbstverständnis gehören. Dass sich christliche Philosoph*innen und Theolog*innen jüngst federführend für eine Petition unter dem Titel „Handeln statt Kriminalisieren“ engagierten, die sogenannten Klimaklebern den Rücken stärkt, verwirrt dann aber wieder manchen. Ebenso die Tatsache, dass der deutsche Jesuit Jörg Alt wegen der Teilnahme an Protestaktionen gemeinsam mit der Letzten Generation zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Der in den genannten Aktionen ausgedrückte Protest ist als Aufschrei gegen eine erstaunlich gesellschaftliche und politische Passivität im Hinblick auf den Klimawandel zu verstehen. Wenn Papst Franziskus in seiner Sozialenzyklika „Laudato sì“ vom Missbrauch der Schwester Mutter Erde spricht, die Hand in Hand mit sozialen Verwerfungen geht – wofür er viel Applaus erhielt – darf der drastische Ton, der damit angeschlagen wurde, nicht verharmlost werden. Wer vom Missbrauch einer Schwester oder Mutter spricht, meint meist eine Vergewaltigung. Sich dies zu vergegenwärtigen, lässt die Bedrohlichkeit unserer Lage vielleicht deutlicher werden. Darauf aufmerksam zu machen, sich für ökologische Umkehr einzusetzen und auch gewaltfreien Protestformen, die dies tun, ihr Recht zuzugestehen, ja dies einzufordern, gehört angesichts himmelschreienden Unrechts wohl zweifellos zur staatsbürgerlichen, zur akademischen, aber eben auch zur christlichen Verantwortung.
Die Katholisch-Theologische Fakultät setzt sich inhaltlich in unterschiedlichen Zusammenhängen mit Fragen abweichender Meinungen, des zivilen Ungehorsams und mit Möglichkeiten der (Selbst-)Motivation zum Handeln auseinander. Um ausführlich auf diese Themen einzugehen, ist hier nicht der richtige Ort. Ich möchte daher nur em. Univ.-Prof. Stephan Laske zitieren, der am 26. Mai 2023 bei einer Ansprache im Rahmen des Goldenen Doktorjubiläums der Universität Innsbruck bezugnehmend auf Protestaktionen von Klimaaktivist*innen meinte: Angesichts der ungedeckten Schecks, die die älteren Generationen den jüngeren ungefragt hinterlassen werden, müsse ernsthaft gefragt werden, auf wen die Bezeichnung Klimaterroristen besser passe. Das mag eine unbequeme Ansage sein, rückt aber doch ein weiteres Mal deutlich ins Rampenlicht, dass es bei Klimafragen um gewichtige Gerechtigkeitsfragen geht, denen wir uns zu stellen haben, gerade auch als Philosoph*innen und Theolog*innen.
Zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachhaltigkeit und zur Bewusstseinsbildung kann die Katholisch-Theologische Fakultät einiges beisteuern. Die Beiträge, die sie zum nachhaltigen Betrieb der Universität Innsbruck leisten kann, sind nicht sehr groß. Da aber auch kleine Schritte zählen, wollen wir diese auch bewusst setzen, sind doch auch sie Teil und Ansporn für ein Umdenken und Umsteuern. So wird konkret an der Optimierung der Beheizung des Gebäudes gearbeitet, um den Energiebedarf zu senken. Wir werden in Hinkunft mehr auf einen umweltverträglichen Einkauf und das gute Funktionieren von Mülltrennung achten. Ebenso wird nach Wegen gesucht, die Freifläche der Fakultät, die an den Herlinde-Pissarek-Hudelist-Platz angrenzt, im Sinne größerer Biodiversität zu gestalten, wenn möglich in Kooperation mit den benachbarten Schulen. (Wilhelm Guggenberger)