Christian Bauer nach Münster berufen
Christian Bauer wurde 2012 zum Universitätsprofessor für Interkulturelle Pastoraltheologie an unserer Fakultät ernannt. Nach etwas mehr als zehn Jahren folgt er mit Beginn des Sommersemesters 2023 dem Ruf der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster.
Christian Bauer engagiert sich für eine christliche Zeitgenossenschaft inmitten eines abenteuerlichen und zugleich verletzlichen Lebens in der Spätmoderne. Seine vielfältigen Interessen und sein interdisziplinäres Forschen spiegeln sich in einer „Konstellativen Pastoraltheologie“ wider, die sich in explorativen Erkundungen zwischen Diskursarchiven und Praxisfeldern entfaltet. Bauer verweist bei allem wissenschaftlichen Ringen immer wieder auf die existenzielle Grundfrage jeder Pastoraltheologie: Wovon leben wir eigentlich und wofür?
Seine kreative, explorative Art, Theologie zu treiben, begeisterte viele Studierende – was ihn u.a. zu einem überaus gefragten Begleiter von Doktorarbeiten machte. Bauer engagierte sich mit seiner Expertise weit über die eigene Fakultät hinaus: Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Pastoraltheologie, als Mitinitiator des Lehrgangs „Kirche erfinden an neuen Orten“ oder als Mitarbeiter am Weltkommentar zum Zweiten Vatikanum – um nur einige Betätigungsfelder zu nennen.
Der Abschied von Christian Bauer reißt freilich eine große Lücke. Für das Sommersemester 2023 konnten wir zwei renommierte Pastoraltheologen (Emeriti) für die Vorlesungen in Pastoraltheologie gewinnen: Ottmar Fuchs und Rainer Bucher.
Wir danken Christian Bauer für die zehn Jahre inspirierenden Wirkens in Innsbruck, gratulieren ihm zu seiner Berufung an die renommierte Fakultät in Münster und wünschen ihm weiterhin kreatives und freudiges Engagement für das gute Leben!
TWF-Projekt von Nicole Bauer: Branding Demons
Das am Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie angesiedelte Forschungsprojekt „Branding Demons: Eine religionswissenschaftliche Analyse der römisch-katholischen Exorzistenbewegung in Österreich“ von Nicole Bauer war heuer eines von 33 geförderten Projekten der Tiroler Wissenschaftsförderung.
Exorzismen stellen eine bis heute aktuelle religiöse Heilungspraktik dar. Massenmedien berichten von einem zunehmenden Interesse an Teufelsaustreibungen. Der Glaube an das personale Böse und damit einhergehende Austreibungspraktiken werden gegenwärtig auch im katholischen Exorzisten-Feld reaktiviert und neuinszeniert. Um den Gegebenheiten moderner Gesellschaften gerecht zu werden, werden dort biblische Motive mit modernen Ansätzen aus Medizin und Psychologie kombiniert, legitimiert und verbreitet. Die antike Praxis des Exorzismus wird damit als religiöse Heilungspraktik neuinszeniert und weit über das katholische Feld hinaus vermarktet. Im Fokus der Forschung stehen Dynamiken und Strategien der Legitimation und Vermarktung des katholischen Exorzismus. Ziel der empirischen Untersuchung ist es, den Zusammenhang zwischen religiösen Heilungspraktiken und faith branding zu beleuchten. Damit wird ein bisher wenig erforschtes Feld in der Religionswissenschaft beleuchtet und ein wichtiger Beitrag im Bereich der lokalen Religionsgeschichte geleistet.
Johannes Panhofer habilitiert – interimistischer Leiter des Fachbereiches Pastoraltheologie
Johannes Panhofer, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Praktische Theologie an unserer Fakultät, hat sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz im Fach Pastoraltheologie habilitiert. Seine Habilitationsschrift trägt den Titel „Das Ferne so nah. Entwurf für eine Pastoraltheologie im Kontext einer globalisierten Welt“. Kirche will den Menschen von heute nahe sein und denkt Pastoral daher oft im lokalen Horizont oder zumindest im Kontext westlicher Gesellschaft (z.B. Sinus-Milieus). Lässt man – wie im Konzil gefordert – die Zeichen der Zeit „sprechen“, so drängt sich der globale Horizont auf. Fragen der gesellschaftlichen Transformation (Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Gemeinwohl …) werden jedoch meist im Fach christlicher Sozialethik verhandelt und gelangen nur punktuell, aber nicht als grundlegendes Paradigma in die pastoral-kirchliche Praxis. Panhofer versucht in seiner Arbeit v.a. den Ansatz der Gemeinwohl-Ökonomie als Antwort auf globale Herausforderungen für die pastorale Praxis zu denken und als eine effektive, sozialethische Innovation auszuweisen.
Für die Zeit der Vakanz der Professur für Pastoraltheologie wird Johannes Panhofer den Fachbereich Pastoraltheologie interimistisch leiten und die wissenschaftliche Leitung des Universitätslehrgangs Pastoraljahr übernehmen.
Wir gratulieren!
Benedikt J. Collinet habilitiert
Mit dem öffentlichen Abschlussvortrag „Durch das Meer. Eine Neubewertung ‚kontextueller Hermeneutik‘ in den Bibelwissenschaften und ihre Erprobung in der innerbiblischen Rezeption des Buches Exodus“ endete am 12. Dezember 2022 das Habilitationsverfahren von Benedikt J. Collinet für das Fach Alttestamentliche Bibelwissenschaft.
In seiner Habilitationsschrift stellt er die These auf, dass die Zuschreibung „kontextuelle Exegese“ für bestimmte Ansätze der Bibelwissenschaften zu kurz greift, da letztlich alle Interpretation kontextgebunden sei, z.B. biographisch, Zeitfragen, Verortung in der Disziplin, Zugang zu Quellen. Diese These wird im ersten Teil der Arbeit hermeneutisch entfaltet und mithilfe poststrukturalistischer Ansätze ein Konzept angeboten, wie Exegese grundsätzlich als kontextuell verstanden werden kann. Im zweiten Hauptteil wird diese These an einem Beispiel geprüft, welches zugleich zeigt, dass in der Selbstauslegung der Bibel diese Kontextualität nachweisbar ist.
Nach dem Studium der katholischen Theologie und der Religionswissenschaften in Trier und Wien ist Benedikt Collinet seit 2019 Mitarbeiter des FWF-Projekts „Karl Rahner und die Bibel“ an unserer Fakultät. Im aktuellen Studienjahr 2022/23 hat er eine Vertretungsprofessur für Biblische Exegese und Theologie an der Katholischen Hochschule Mainz inne.
Wir gratulieren herzlich zur erfolgreichen Habilitation!
Exzellenzstipendien für Doktoratskollegs
Zwei Mitgliedern des Doktoratskollegs „Catholic Theology in a Globalised World“ wurde ein Exzellenzstipendium für die Durchführung ihrer Dissertationsprojekte zuerkannt. Eine der Stipendiat*innen ist Frau Snehal Marcus D’Souza aus Indien. Ihr Dissertationsprojekt aus dem Bereich der Alttestamentlichen Bibelwissenschaft trägt den Titel „God-Human Relationship presented in Ps 22. An Exegetical and Theological Study of Ps 22“. Herr Amos Odhiambo Baraza aus Kenia arbeitet ebenfalls an einem Projekt aus dem Alten Testament mit dem Titel „Konflikte und Eroberungen: Israels Herausforderungen in Numeri 20 und 21“.
Wir freuen uns über den Erfolg für unsere Studierenden und das Doktoratskolleg!