Interdisziplinär unterwegs: 2. Forschungstag war großer Erfolg
Betrachtet man einen Gegenstand aus mehreren Blickwinkeln, lernt man mehr über ihn, als sähe man ihn bloß aus einer Perspektive. Das gilt natürlich auch für die Theologie als Wissenschaft. Will man wissen, wie Kirche und Gesellschaft sich zueinander verhalten, ob Glaube vernünftig und Vernunft gläubig sein können, was die Bergpredigt in unserem sozialen Kontext bedeutet, so kann man von einer Vielfalt von Fachbereichen mehr lernen als nur von einem. Die Entwicklung mehrerer Perspektiven auf für alle relevante Themen war ein wichtiges Ziel des zweiten Forschungstags der Katholisch-Theologischen Fakultät, der am 2. Juli 2018 stattfand.
Die Theologische Fakultät besitzt einen Reichtum an Fachbereichen und Forschungsmethoden. Beim Forschungstag galt es insbesondere, Gespräche zwischen Theologinnen und Theologen sowie Philosophinnen und Philosophen zu fördern. Fünf Personen aus verschiedenen Fachbereichen haben ihre Forschungsergebnisse vorgestellt, es folgten Kommentare von Kolleginnen und Kollegen einer verwandten Disziplin. Anschließend gab es zahlreiche Diskussionen in der großen Runde.
Die Themen waren so bunt wie die Theologie selbst: So wurde beispielsweise besprochen, wie spirituelle Kontemplation persönliche und moralische Erkenntnisse liefern kann, sowie die soziale, theologische und persönliche Signifikanz des allgemeinen Gebets im katholischen Gottesdienst. Zudem wurde die Deutung des altgriechischen Textes des Apostels Paulus in seinem und unserem zeitlichen Kontext diskutiert. Weiters ging es darum, ob die postkoloniale Theorie das interreligiöse Verständnis fördern kann bzw. was Theorie und Praxis in den Wissenschaften gemeinsam haben. Schließlich war noch das einzigartige interdisziplinäre Potential der Fakultät Thema.
Aufgrund des großen Anklangs, den die Veranstaltung bei den Forscherinnen und Forschern innerhalb der Fakultät gefunden hat, ist eine Fortsetzung des Projektes geplant. (Katherine Dormandy)
Analytic Theology – Internationale Summer School und Konferenz in Innsbruck
Im Forschungsprojekt „Analytic Theology“ (Gesamtleitung: Georg Gasser) arbeiten seit 2010 Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen europäischen Staaten zu Fragestellungen aus Religionsphilosophie und systematischer Theologie erfolgreich zusammen. Mit einer von Georg Gasser und Simon Kittle organisierten internationalen Summer School (26. Juli – 4. August) und einer daran anschließenden Konferenz zum Thema „Personale und a-personale Gotteskonzepte“ (6. – 8. August) fand diesen Sommer ein Projekthighlight in Innsbruck statt.
Hat eine vollkommene Person moralische Pflichten? Kann nur ein leidender Gott den Menschen nahe sein? Ist Zeitlosigkeit an A-Personalität geknüpft? Ist ein a-personaler Gott überhaupt verehrungswürdig? Diese und ähnliche Fragen wurden bei beiden Veranstaltungen behandelt, für welche sich mehr als 80 Studierende der Philosophie und Theologie aus 27 verschiedenen Nationen beworben haben.
In einem kompetitiven Auswahlverfahren wurden schließlich 18 Bewerber und Bewerberinnen aus 11 verschiedenen Nationen ausgewählt. Der bunte Mix der Studierenden führte zu spannenden Diskussionen, vielen bereichernden persönlichen Begegnungen und dem Knüpfen wertvoller fachlicher Kontakte. In der anschließenden dreitätigen Konferenz präsentierten 17 bekannte Forscherinnen und Forscher aus den USA, England, Deutschland, Polen, Spanien, Israel, Südkorea und Österreich ihre Überlegungen zu theoretischen und praktischen Dimensionen personaler und a-personaler Gotteskonzepte. Besonders erfreulich war in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass einige Teilnehmer der zuletzt in Innsbruck (2014) bzw. München (2016) organisierten Summer Schools sich dieses Mal als Sprecher bzw. Konferenzteilnehmer erneut einfanden. (Georg Gasser)
Bewegende Gestalten des Glaubens
Theologische Sommertage als Auftakt in das Studienjahr
Unter großer Publikumsbeteiligung gingen dieser Tage (3. – 4. September) einmal mehr die Innsbrucker Theologischen Sommertage über die Bühne. Thema der Veranstaltung waren heuer „Bewegende Gestalten des Glaubens“ und zwar einerseits bereits bekannte Gestalten wie Maria Magdalena, Mose, David oder Jesus, andererseits aber auch – für uns Christen – weniger bekannte wie die muslimische Mystikerin Rabi‘a al-‘Adaawiyya. Aber auch die Frage, warum manche historische Persönlichkeiten als Heilige verehrt, andere dagegen als Häretiker verfolgt und verurteilt worden sind, wurde thematisiert.
Diese Metaebene kam auch im Beitrag von Bruno Niederbacher zur Sprache, der eine moderne moralphilosophische Strömung vorstellte, die sogenannte Ethik der Vorbilder, und darlegte, wo die Chancen und Grenzen dieses Zugangs sind. Ausführlich behandelt wurden weiters die Themen Glaube, Zweifel und Gewissen, der Beitrag über Felix Mendelssohn-Bartholdy brachte Musikwissenschaft und Theologie zu einer hörbaren Symbiose und auch das Problemfeld Selfiekult und digitale Gesellschaft wurde angesprochen.
Alles in allem boten die Sommertage also einmal mehr einen bunten und spannenden Vortragsreigen. Besonders positiv fiel Gästen und Dozenten die wohlwollend angeregte Stimmung auf, in der die auf die Referate folgenden Fragerunden stattfanden. Aber auch der Umstand, dass sowohl Bischof Hermann Glettler als auch Abt Raimund Schreier die Veranstaltung mit ihrer Anwesenheit beehrten, trug dazu bei, dass die Theologischen Sommertage am Ende nicht nur eine informative Tagung waren, sondern durchaus auch ein Augenblick gemeinsam gelebter Kirche. (Claudia Paganini)
Neue Fakultätshomepage
Rechtzeitig zum Start des Studienjahres wurde unsere Fakultätshomepage neu gestaltet. Sie folgt jetzt dem vom Büro für Öffentlichkeitsarbeit unserer Universität entwickelten Konzept der „Landingpage“: einer repräsentativen Startseite, die besonders auf Barrierefreiheit und Responsivität hin gestaltet ist. Sie sollte somit auch auf Smartphones nicht nur störungsfrei funktionieren, sondern auch ansehnlich und leicht zu handhaben sein.
Mit dieser Neugestaltung war auch eine neue Gliederung der Navigation verbunden. Unsere Inhalte sind neu gruppiert und wurden bei dieser Gelegenheit zum Teil auch inhaltlich überarbeitet.
Auf der neuen Landingpage finden Sie die aktuellsten Veranstaltungshinweise, die neuesten Artikel des „Theologischen Leseraums“ sowie die wichtigsten Kontaktdaten. Sämtliche Inhalte sind darüber hinaus in vier Navigationspunkte unterteilt: „Fakultät“ (Dekanat, Institute, fakultäre Gruppen und Ansprechpersonen sowie Geschichtliches), „Studium“ (Studienangebot und Ansprechpersonen), „Forschung“ (Forschungsprojekte, Publikationen und Infos zur Fakultätsbibliothek) und „Aktuelles“ (Veranstaltungshinweise, offizielle Mitteilungen, Videos und die vollständigen Inhalte des Theologischen Leseraums).
Neben der Homepage betreibt ein Team aus unserem Dekanat und allen vier Instituten schon seit einigen Jahren eine eigene Facebookseite: unser schnellstes Medium für aktuelle Berichte.
Wir hoffen, dass Sie sich auf der neuen Homepage gut zurechtfinden – auch, wenn es vielleicht in der nächsten Zeit noch die eine oder andere Änderung geben wird.
Übrigens hat kurz vor Versand dieses Newsletters auch das Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie eine Landingpage erhalten, und in anderen Instituten und Forschungszentren wird ebenfalls an Landingpages gearbeitet. Es lohnt sich also, hin und wieder vorbeizuschauen! (Liborius Lumma)
Fakultätshomepage
Facebookseite
60. Geburtstag Prof. Wolfgang Palaver
Zahlreiche Gäste aus Universität, Kirche, Politik und Zivilgesellschaft waren am 5. Oktober gekommen, um Wolfgang Palaver, dem ehemaligen Dekan unserer Fakultät, zu seinem „Sechziger“ zu gratulieren, darunter Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe, Rektor Tilmann Märk, Abt Raimund Schreier, Generalvikar Florian Huber und Provinzial Bernhard Bürgler SJ.
In einer launigen Dankesrede würdigte Rektor Tilmann Märk Wolfgang Palaver als „hervorragenden Wissenschaftler mit ausgezeichneter internationaler Vernetzung“. In Anerkennung seiner Leistungen und Verdienste für die Universität Innsbruck ernannte der Rektor den Jubilar zum Siegelträger der Universität Innsbruck und überreichte ihm im Rahmen des Festaktes die Ehrenurkunde und den Siegelring.
Generalvikar Florian Huber, der in Vertretung des verhinderten Bischofs Hermann Glettler sprach, zeichnete den biographischen Werdegang Wolfgang Palavers kurz nach und würdigte sein jahrelanges innerkirchliches Engagement, aber auch seinen Einsatz im interreligiösen und interkulturellen Dialog, und dankte ihm im Namen der Diözese besonders für sein politisches Engagement und sein Wirken als Brückenbauer über Lagergrenzen hinweg. Bernhard Kirchebner und Uschi Teißl-Mederer dankten Wolfgang Palaver anschließend für seine langjährige Mitarbeit in der Friedensbewegung und bei Pax Christi. Franziska Römelt, stellvertretende Fachschaftsvorsitzende, würdigte Wolfgang Palaver als hervorragenden Lehrer und umsichtigen Begleiter von wissenschaftlichen Arbeiten.
Abgerundet wurde der feierliche Festakt mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Hansjörg Schmid, Professor für Interreligiöse Ethik und christlich-muslimische Beziehungen an der Universität Fribourg und geschäftsführender Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft zum Thema „Auf dem Weg zu einer interreligiösen Sozialethik“. (Dietmar Regensburger)
Ignatianische Grundlagen des Dialogs mit Felix Körner SJ
Im Rahmen des HEST-Workshops „Studying, teaching and encountering Islam in Ignatian contexts“ (21. – 23. Oktober 2018) hielt Prof. Felix Körner SJ, Professor für Dogmatik an der Gregoriana in Rom, im Madonnensaal am 22. Oktober einen öffentlichen Gastvortrag über mögliche ignatianische Kriterien des christlich-muslimischen Dialogs. Bischof Hermann Glettler unterstrich in seinen Grußworten die praktische Bedeutung interreligiösen Dialogs. Ausgehend von Kernelementen der ignatianischen Exerzitien entwickelte Körner grundlegende Orientierungen für die Begegnung mit Muslimen aus christlicher Motivation. Körner betonte, dass der Trost, die ruhige Seele, nicht Anzeichen einer guten Entscheidung ist, sondern erst eine gute Entscheidung und Begegnung möglich macht. Das christlich-islamische Miteinander ignatianisch zu gestalten, bedeute u.a. mit wohlwollendem Blick zu sehen, die alten Wunden heilen zu lassen und zeit- und leidsensibel die Gegenwart und Zukunft zu eröffnen.
HEST (Higher Education for Social Transformation) ist ein Schwerpunktprogramm der Konferenz der europäischen Jesuitenprovinziale. Im Rahmen des Clusters „Christian-Muslim Relations“ kooperieren u.a. die Universitäten Frankfurt, Innsbruck, Granada, Deusto, Beirut/Saint-Joseph, Comillas und Loyola Andalucía sowie weitere Forscher aus Polen und Russland. (Michaela Neulinger)
75. Geburtstag Prof. Martin Hasitschka SJ
Am 30. August 2018 vollendete em. Univ.-Prof. Dr. P. Martin Hasitschka SJ sein 75. Lebensjahr. Er war von 1993 bis 2011 ordentlicher Universitätsprofessor für Neutestamentliche Bibelwissenschaft an unserer Fakultät.
Zu seinen Ehren fand am 8. November 2018 ein Festakt statt, für den mit em. Prof. Dr. Michael Theobald (Tübingen) eine der für die Erforschung des Neuen Testaments prägendsten Stimmen der Gegenwart gewonnen werden konnte.
Vor einer großen Schar von Gästen referierte Michael Theobald zu „Theologie und Anthropologie. Fundamentaltheologische Aspekte des johanneischen Offenbarungsverständnisses“.
In Grußworten und Glückwünschen würdigten Vertreterinnen und Vertreter aus der akademischen Welt, dem Jesuitenorden und der Diözese Innsbruck das Wirken Martin Hasitschkas, der sich nach wie vor intensiv in der kirchlichen Pastoral und Bildungsarbeit engagiert und von vielen Menschen nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Ansprechpartner in geistlichen Fragen hochgeschätzt wird. (Liborius Lumma)
Wir gratulieren herzlich!
Homepage Martin Hasitschka
Homepage Michael Theobald
Bildergalerie auf der Facebookseite der Fakultät
Ausstellung Kunst im Gang
Im Rahmen der Premierentage 2018 und anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers wurde am 9. November die derzeit im Kunstgang der Fakultät laufende Ausstellung von Günter Lierschof, Domodossola – Stadt der Liebe, eröffnet.
Domodossola, der italienische Ort an der Grenze zur Schweiz, bei dessen Besuch vor etlichen Jahren der Künstler nachhaltige Erlebnisse hatte, wurde ihm zu einem Brennglas aller Träume und Begehren, die er in den letzten zehn Jahren in Stunden der Muße und des Überschwanges auf Papier gezeichnet hat, mal sparsam, mal üppig, mal gemäß dem disegno, mal gemäß dem colorire. Alle diese Traumgeschichten, geordnet nach mehreren Themen, hat Lierschof für diese Ausstellung – in kreativem Austausch mit seinem alten Künstlerfreund Peter Blaas – in Rahmen gesetzt, die Passepartouts gestaltet, die Rahmen bemalt, manchmal Geistesblitze auf das Glas geschrieben.
Lierschofs Botschaft ist nicht zuletzt, dass es den sozialen Rahmen und Institutionen geschuldet ist, dass die Welt nicht noch viel schlimmer ist, als sie ohnehin ist. Wenn Theodor Adorno bei seinen textlichen Minima Moralia von Reflexionen aus dem beschädigten Leben spricht, resümiert Lierschof seine bildlichen Minima Moralia im Text über Kriegskind und Elefanten-Tanten: „Liebe ist dann das, was in Domodossola über alle Beschädigungen hinweg immer wieder Frieden stiftet.“
Am 15. November trat im Rahmen der Ausstellung einer seiner ehemaligen Lehrer (neben Joseph Beuys), Bazon Brock, an der Fakultät auf. Zuerst führten Lierschof und Brock durch die Ausstellung, dann hielt Bazon Brock vor über fünfzig Besuchern einen Vortrag, der, dem genius loci geschuldet, die Rolle von Theologie, Christentum und Mystik in Kunst, Kultur und Wissenschaft ausleuchtete. (Bernhard Braun)
Die Ausstellung ist bis 14. Dezember zu sehen.
Kunst im Gang
Homepage Günter Lierschof
Homepage Bazon Brock