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Vorwort

Martin Luther als Gründervater der Katholisch-Theologischen Fakultät in Innsbruck?

Josef Quitterer (Porträt Hochformat)Martin Luther als Gründervater der Katholisch-Theologischen Fakultät in Innsbruck? Das wäre sicher eine zu starke Behauptung, aber wahrscheinlich hätte es ohne ein durch die Reformation aufgerütteltes Christentum die Reformbemühungen eines Petrus Canisius und in der Folge die vom Jesuitenorden getragene Theologische Fakultät in Innsbruck so nie gegeben. Wir haben aber der Reformation noch viel mehr zu verdanken als die Existenz unserer jesuitisch geprägten Fakultät. Luther und die Reformatoren waren – wie viele große Kirchenreformer vor ihnen (wozu ich auch Katharina von Siena, Thomas von Aquin und Franziskus zähle) – Menschen, die die christliche Botschaft wieder ernst genommen haben. Das Christentum ist keine Spielerei. Luther hat aufgeräumt mit den Spielchen, mit denen man sich Ablässe erkaufen konnte. Ein Gott, den man kaufen kann, ist nicht der Gott des Evangeliums. Die Reformation, aber auch die dadurch ausgelöste sogenannte Gegenreformation lässt sich so als ein Wieder-ernst-Nehmen der Christlichen Heilsbotschaft verstehen. Der Gedanke an das Ringen der Reformatoren mit der Realität der damaligen Kirche ist heilsam. Durch das Gedenken an 500 Jahre Reformation werden wir wieder auf den Boden unserer christlichen Wurzeln zurückgeholt.

Es ist bemerkenswert, dass es ein evangelisch-katholisches Team (darunter der Superintendent der Evangelischen Kirche Olivier Dantine, Gerlinde Busse vom Evangelischen Bildungswerk in Tirol, Ilsemarie Weiffen als Vertreterin der Diözese Innsbruck, Kollege Markus Schmidt – Jesuit und Professor für ökumenische Theologie, die Kollegen Liborius Lumma und Wolfgang Palaver sowie Studierende der Fakultät) in einer zweijährigen intensiven Vorbereitungsarbeit geschafft hat, gemeinsam eine sehr erfolgreiche Veranstaltung zu organisieren, nämlich den diesjährigen Dies facultatis und Diözesantag am 27. April. In den Rückmeldungen, die wir bekommen haben, wurden nicht nur das hohe Niveau und die Verständlichkeit der Vorträge gelobt. Die meisten Teilnehmer/innen waren beeindruckt von der „ökumenischen Atmosphäre“. Es hat sich gezeigt, dass die Kooperation zwischen der Fakultät, der Diözese und der evangelischen Landeskirche sehr fruchtbar sein kann. Natürlich haben wir nicht die Kirchenspaltung überwunden – wie sollten wir das auch? Wir haben in der Veranstaltung aber genau das erfolgreich praktiziert, was die Voraussetzung für die Überwindung der Spaltung ist – wir haben 500 Jahre nach Martin Luther das Gemeinsame über das Trennende gestellt und gemeinsam über Reformen nachgedacht!

Josef Quitterer

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