Aktionstage Kreuz & Queer*
Am nächsten Tag ging es weiter mit zwei Vorträgen von Wilhelm Rees und P. Ralf Klein SJ (St.Blasien), die sich beide mit der kirchenrechtlichen bzw. lehramtlichen Dimension des Themas auseinandersetzten. P. Klein hat bereits als Teil der Initiative #OutInChurch einige Bekanntheit erlangt, als er in der Fernsehdokumentation „Wie Gott uns schuf – Coming Out in der katholischen Kirche“ über seine Erfahrungen als offen homosexueller Priester sprach.
Im Anschluss an die Vorträge folgte eine rege Diskussion, danach fand am Karl-Rahner-Platz wieder eine Begegnungszone statt. Wie letztes Jahr zeigte sich auch diesmal einiges an Interesse sowohl bei Passant*innen als auch bei Lehrenden der Fakultät und es ergaben sich spannende Gespräche und schöne Begegnungen.
In den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass das Thema auf gesamtgesellschaftlicher wie kirchlicher Ebene noch nicht so unumstritten ist, wie es sein sollte. Deshalb freut es uns – die Arbeitsgruppe Kreuz & Queer* – sehr, dass wir durch unsere Fakultät als auch durch die HOSI Tirol (Homosexuellen Initiative) so viel Rückhalt und Unterstützung erhalten. (Noah Jenewein)
Bis nächstes Jahr!
„Letzte Vorlesung“ Prof. Georg Fischer SJ
Georg Fischer SJ wird mit 30.09.2022 emeritieren. Er lehrte seit 1995 als ordentlicher Universitätsprofessor für Bibelwissenschaft des Alten Testaments an unserer Fakultät und hat daneben zahlreiche Lehr- und Forschungsaufenthalte, u.a. am Biblicum in Rom, in Deutschland, an mehreren ostasiatischen Bildungseinrichtungen u.v.m. absolviert. Zu seinen umfangreichen Forschungen gehören z.B. die Psalmen, Tora-Studien und das Buch Jeremia, Kommentare zu Genesis, Exodus und dem Jeremia-Buch sowie die „Theologie(n) des Alten Testaments“ und das Methodenbuch „Wege in die Bibel“. Zuletzt war er außerdem Projektleiter von „Karl Rahner and the Bible“, welches er auch nach seiner Emeritierung zum Abschluss führen wird.
Anstelle des großen Festaktes einer Abschiedsvorlesung verabschiedete sich P. Fischer mit seiner regulären letzten Vorlesung zum Thema „Gottes Herrlichkeit“ am 21. Juni 2022 mit anschließender Agape. Die Vorlesung vor 150 Zuhörer*innen online und im Madonnensaal war in drei Teile gegliedert, die jeweils mit einem gemeinsamen Lied beendet wurden. Zu Beginn wurden Freude und Frustration des Professorendaseins beleuchtet, gefolgt von langen persönlichen Dankesworten an Personal, Kollegium, Freund*innen und Familie. Es folgte ein Einblick in die „Herrlichkeit Gottes“ in der Bibel, beginnend bei ihrem ersten Auftreten im Buch Exodus als Stillerin des Hungers über die Verherrlichung der Schöpfung und der Menschen bis hin zu Inkarnation und Passionsgeschehen. Gott erweist sich, so Fischer, als Geschenk der bleibenden Gegenwart, seine Majestät bestehe nicht in furchtgebietender Macht, sondern in „sich grenzenlos verströmender Zuneigung“. Mit einem Seitenblick auf den Ukraine-Krieg endet der Vortragsteil mit einem Blick auf Gottes Herrlichkeit „als heilsamem Maßstab, an dem auch die dunklen Seiten Gottes gemessen werden müssen“. Der letzte Teil sprach über persönliche Erfahrung und bot eine Anleitung im Umgang mit Gottes Wort. Fischer betonte, er habe gelernt, „immer ein Hörender auf Gott zu bleiben“. Daher lud er mit dem abschließenden Te Deum, das gefolgt wurde von berührenden Dankesworten der Mutter von P. Fischer und eines Studierenden, ein: „Wir sind nicht die Komponisten oder Musiker der göttlichen Melodie, doch wir sind stets eingeladen, ihrer Schönheit zu lauschen.“ (Benedikt Collinet)
Abschiedsvorlesung: Theologie auf dem Weg nach Emmaus
Roman Siebenrocks Theologie ist tief verankert in Kirche und Welt, gesättigt von reicher Lebenserfahrung, einer Leidenschaft für Gott und Mensch. Theologe-Sein und Familienmensch-Sein in gegenseitiger Durchdringung und Wechselwirkung prägen sein Leben. Dies wurde auch in seiner Abschiedsvorlesung „Theologie auf dem Weg nach Emmaus. Theologische Schulung secundum/post Vaticanum II“ deutlich. Auf dem Weg nach Emmaus brennt das Herz, was Zeichen der Gegenwart Gottes sei, die nie völlig fassbar, sondern nur erahnbar ist. Gott ist immer größer, das kann die christliche Theologie vor allem vom jüdischen und muslimischen Denken je neu lernen. Emmaus heißt Ekstase, aus sich heraustreten. So betonte Siebenrock die große Bedeutung der Mystik für seinen theologischen Weg, insbesondere die Frauenmystik des 20. Jahrhunderts und die Herz-Jesu-Tradition. „Katholizität ist anstrengend, weil sie uns unsere Feinde nimmt“, mahnte Roman Siebenrock. Sie trägt auf, mit allen und überall ins Gespräch zu kommen und hinzuhören. „Die konstitutive Pluralität von theologischen Modellen und Paradigmen in wechselseitiger Anerkennung und Selbstrelativierung“, gab Roman Siebenrock als Grundoption mit auf den Weg.
Im Rahmen des Festakts wurde auch die Festschrift „Mit dem Herzen denken. Konturen einer leidenschaftlichen Theologie der Welt“ übergeben. Sie bringt Stimmen einer spirituell verankerten und rational verantwortbaren Theologie, die mitten in der Welt schreibt und lebt, ins Gespräch. Als Epilog kann hier ausführlich Roman Siebenrocks Abschiedsvorlesung nachgelesen werden. (Michaela Quast-Neulinger)
Theologie im Polylog – Colloquium zu Ehren von Roman A. Siebenrock
„Polylog“ ist mehr als Dialog. Wie Papst Franziskus die Figur des Polyeder als Sinnbild für ein großes Ganzes versteht, welches „das Zusammentreffen aller Teile wiedergibt, die in ihm ihre Eigenart bewahren“ (Evangelii Gaudium 236) und doch zu einer Einheit kommen, so haben wir Romans Theologie als einen Polylog interpretiert, in dem viele verschiedene sich in einen Austausch wagen, dessen Ausgang nicht präjudiziert ist. Und es entsteht Neues, das größer ist als seine Teile, in dem diese Teile aber eben doch ihre Eigenart nicht verlieren. Diese Art des Polylogs wollten wir in unserem Colloquium ein wenig abbilden.
Zwei Referentinnen und zwei Referenten gaben Inputs zu großen Themen des Polylogs. Nach jedem Input hatte zunächst Roman Siebenrock das Wort – zur Kommentierung, Ergänzung, Bestätigung oder zum Widerspruch –, danach wurde die allgemeine Diskussion eröffnet.
Den Anfang machte Katherine Dormandy, die sich der Frage „Theologie – Bekenntnis oder Wissenschaft?“ stellte und argumentierte, dass Theologie in einer Familie mit den Humanwissenschaften sei, die Unersetzliches leisteten, indem sie verschiedene Perspektiven auf die Wirklichkeit erforschen und so unabdingbar seien für unser Selbstverständnis als Menschen.
Als nächstes führte Józef Niewiadomski in die Geschichte der Forschungsgruppe Dramatische Theologie und thematisierte anhand von Materialien aus dem Raymund-Schwager-Archiv die Rolle, die Roman Siebenrock bei deren Entwicklung gespielt hat. Dieser war nicht wenig überrascht über so manches kritische Zitat aus seiner Feder. Das Resümee war aber klar: Die Frage, ob er dem Netz der Dramatischen Theologie entkommen sei, ist zu verneinen: Roman hat durch seine konstruktive Kritik das Netz selbst mitgewoben. Auswärtiger Gast war Margit Eckholt aus Osnabrück, die über Spannungsfelder einer synodalen Kirche sprach und dabei eine Hermeneutik des Wandels für das Konzil befürwortete. Der Synodale Weg in Deutschland zeige, wie sehr Innen und Außen der Kirche auseinanderfielen, das Konzil hat aber festgehalten, dass beide zusammengehören. Es sei daher eine Umkehr unter Besinnung auf die Tiefe des Evangeliums und im Blick auf die Zeichen der Zeit notwendig. Die Frage der Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche sei dabei eine zentrale Herausforderung.
Khalid El Abdaoui vom Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik in Innsbruck zeigte auf, wie sich Theologie durch interreligiösen Dialog erneuern könne. Er verwies dafür auf historische Vorbilder.
Dekan Wilhelm Guggenberger bot zum Abschluss eine Zusammenschau der vier Perspektiven und die Teilnehmenden gingen angeregt und bereichert aus dem Colloquium. (Nikolaus Wandinger)
Podiumsdiskussion und Workshop
„Verteidigung des Heiligen“
Im Workshop referierten und diskutierten 20 Fachkolleg*innen zur anthropologischen Herausforderung der digitalen Transformation. Die Vortragenden waren, neben Oliver und Milbank, Sarah Spiekermann (Professorin für Wirtschaftsinformatik, WU Wien), Joachim Valentin (Direktor des Hauses am Dom Frankfurt und apl. Professor für Christliche Religions- und Kulturtheorie, Goethe-Universität Frankfurt) sowie Günter Bader (Emeritus Professor für Systematische Theologie, Evangelisch-Theologische Fakultät Bonn). In der Diskussion ging es sowohl um Johannes Hoffs Buch selbst als auch um die theologischen und politischen Dimensionen des gegenwärtigen digitalen Wandels und seiner ideologischen Hintergründe. (Enrico Grube)
Antrittsvorlesung Prof. Johannes Hoff
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Die ca. 120 Zuhörer*innen waren bunt gemischt und umfassten sowohl Johannes Hoffs Familie, Freunde, Wegbegleiter*innen und ehemalige Student*innen als auch Kolleg*innen aus anderen Fakultäten und Theolog*innen aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum. (Enrico Grube)
Psychodynamik der Freundschaft und Unterscheidung der Geister
Manfred Lochbrunner stellte in streng historischer Analyse die Beziehung von Adrienne von Speyr und Hans Urs von Balthasar dar. Nach der Auskunft Balthasars kann sein Werk nicht von dem seiner geistigen Gefährtin getrennt werden. Um den gemeinsamen Auftrag zu erfüllen, den sie als unmittelbare Sendung von Gott gegeben eingeschätzt haben, war von Balthasar bereit, die Gesellschaft Jesu zu verlassen. Warum musste er gehen? Der Grund liegt wohl in den Bestimmungen der Konstitutionen, dass Gelübde immer bedingungslos gegeben werden müssen.
Bruno Lautenschlager SJ analysierte auf dem Hintergrund des gemeinsamen Briefwechsels die liebende Freundschaft zwischen Rahner und Rinser im Blick auf die Ordensgelübde. Für Rahner wurde die Option „beides“ ausschlaggebend: Treue zu seinem Ordensgelübde und Treue zu Luise Rinser. Die Koreferate von Lydia Maidl und Anna Findl-Ludescher haben dafür gesorgt, dass die Rolle der Frauen in diesen Beziehungen angemessen gewürdigt wurde. Christoph Theobald SJ analysierte beide Beziehungen aus der ignatianischen Perspektive der Unterscheidung der Geister. Als Grenzsituation charakterisierte er dabei die Unvorhersehbarkeit der biographischen Entwicklungen. Beide Jesuiten haben mit diesem Instrument versucht, diese Situation vor Gott zu klären.
Weitere Studien werden derzeit durch die Verschlusszeiten der Archive eingeschränkt. Bemerkenswert aber waren die Erkenntnisse, dass Karl Rahner zu einem Buch von Adrienne von Speyer ein Gutachten geschrieben hat. Leider ist dieses derzeit nicht zu finden. Auch wurde deutlich, dass die Neuentdeckung der Kenosis Christi und ihre soteriologische Relevanz den besonderen Erfahrungen der Mystikerin aus Basel zu verdanken sind. (Roman A. Siebenrock)
Neueste Entwicklungen in der kirchlichen Vermögensverwaltung
Nach einer Zusammenfassung des rechtlichen Status quo von Wilhelm Rees legte P. Noach Heckel OSB, Theologische Fakultät Trier, die aktuellen Leitlinien der „Ordenskongregation“ für die Veräußerung von Stammvermögen dar und nahm zugleich eine kirchenrechtliche Einordnung der neuesten Entwicklungen vor. Josef Brandauer, Wirtschaftsleiter der Provinz Österreich Franziskanerinnen von Vöcklabruck, und Franz Pichler, Wirtschaftsdirektor Benediktinerstift Admont, schilderten anschaulich Vorteile und Erfahrungen von Kooperationen im Ordensbereich, ohne zwingend Eigentumsübertragungen vornehmen zu müssen, und stellten sowohl eigene als auch gemeinsame Projekte vor.
Am zweiten Tag gab P. Krzysztof Gierat CMF, Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens, virtuell Impulse zum praktischen Vorgehen bei der Einholung der Zustimmung des Hl. Stuhls bei Rechtsgeschäften. Rainer Kirchmair, Diözesanökonom der Diözese Innsbruck, blickte auf den kirchenrechtlichen Rahmen und die neuesten Entwicklungen von Governance in der katholischen Kirche. Dabei zeigte sich, dass das Kirchenrecht einige Instrumente vorsieht, die nähere Ausgestaltung und Umsetzung jedoch den Teilkirchen und Ordensinstituten überlässt, was zu unterschiedlichen Ansätzen und Entwicklungen führt. Magdalena Bernhard, Leiterin der Rechtsabteilung der Diözese Innsbruck, erörterte abschließend die Aufsichtspflichten der Diözese gegenüber pfarrlichen Rechtsträgern bei der Vermögensverwaltung. Es zeigte sich, wie wichtig Austausch und Gespräch über vermögensrechtliche Fragen und neuere kirchenrechtliche Entwicklungen zwischen den Ordensinstituten, aber auch mit den kirchlichen Einrichtungen auf gesamt- und teilkirchlicher Ebene sind. (Magdalena Bernhard, Wilhelm Rees)
Religion und Staat im Brennpunkt:
„Religion und Geschlechtlichkeit / Geschlecht“
Deutlich kristallisierte sich heraus, dass die Kirchen und Religionsgesellschaften in der Frage von Homosexualität oder drittem Geschlecht um einen Standpunkt ringen. In allen finden Diskussionen statt, in denen Traditionen, tradiertes Bibelverständnis und gesellschaftliche Veränderungen kritisch hinterfragt werden. Sexualität wird allgemein keinesfalls negativ gesehen, ebenso wenig Homosexualität als Neigung oder das naturgegebene dritte Geschlecht. Unterschiede zeigen sich bei der Frage der Zugänglichkeit zu kirchlichen bzw. religionsgesellschaftlichen Ämtern und der Beurteilung des Auslebens homosexueller Neigung. Ausdrücklich betonte Diözesanbischof Hermann Glettler, dass die Kirche auch beim Thema Sexualität und allen anverwandten Themenfeldern wie Homosexualität, LGBTIQ und dem dritten Geschlecht „pluralitätsfit“ werden solle. (Johann Bair, Wilhelm Rees)
Antonio Vieira SJ: Licht aus der Tiefe der Zeit
Buchpräsentation und Gastvorlesung, 11. und 12. Mai
Workshop „Authority & Autonomy“
Mit diesen Fragen hat sich am 10. und 11. Mai 2022 eine internationale Gruppe von renommierten Philosoph*innen (unter anderen Catherine Z. Elgin aus Harvard) am Institut für Christliche Philosophie auseinandergesetzt. Es war für viele Teilnehmer*innen die erste Veranstaltung in Präsenz seit Anfang der Pandemie, und gemeinsam zu philosophieren hat sich besonders bereichernd angefühlt.
Der Workshop war die erste internationale Veranstaltung im Rahmen des TWF-geförderten TrAU! Projekts. (Federica Malfatti)
Doktoratskolleg „Catholic Theology in a Globalised World“ eröffnet
Den Eröffnungsvortrag zum Thema Interkulturelle Theologie am 5. Mai hielt Franz Gmainer-Pranzl, Leiter des Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen und Universitätsprofessor am Fachbereich Systematische Theologie der Universität Salzburg. Roman Siebenrock als Leiter des Doktoratskollegs und Vizerektorin Ulrike Tanzer eröffneten den Abend. Teresa Millesi überbrachte die Grußworte von Silke Meyer, der Leiterin des Forschungsschwerpunktes „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“ und fügte aus persönlicher Erfahrung hinzu, dass ein Doktoratskolleg für die Doktorand*innen eine große Bereicherung darstellen kann. Der Festvortrag mit dem Titel „Theologie in der Welt dieser Zeit“ löste eine angeregte, von der Koordinatorin des Doktoratskollegs Marisa Hanna Gasteiger moderierte Diskussion aus. Ausgehend von der gesamten Menschheitsfamilie als der Perspektive des Zweiten Vatikanums führte Gmainer-Pranzl in seine Optionen einer Interkulturellen Theologie ein, die Katholizität als Diskurs versteht und benannte abschließend ganz konkrete Themen und Herausforderungen, denen sich eine Theologie in der „Welt dieser Zeit“ zu stellen hat. Der Abend wurde mit einem „vinum academicum“ abgeschlossen.
Den zweiten Teil der Eröffnung am 6. Mai gestalteten dann die Doktorand*innen mit eigenen Vorträgen. Der Workshop gab ihnen die Möglichkeit, gleich zu Beginn des Doktoratskollegs Wegmarkierungen zu setzen, anhand derer sich der weitere Weg der gemeinsamen Arbeit orientieren wird – ein Weg, dessen Anfang vielversprechend ist und dessen Bedeutung in der aktuellen Situation kaum überschätzt werden kann. (Marisa Hanna Gasteiger)
Zukunft gestalten – Synodalität leben
Dies facultatis & Diözesantag 2022
Der diesjährige Dies facultatis der Theologischen Fakultät am 26. April 2022, der wieder gemeinsam mit der Diözese Innsbruck durchgeführt wurde, war äußerst gut besucht. Endlich konnte man sich wieder „analog begegnen“ und das Thema war zugkräftig: Der Tag widmete sich dem weltweiten Synodalen Prozess in der katholischen Kirche, der – so der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bei der Eröffnung – keine Nebenbaustelle, sondern den „Lebensnerv von Kirche“ betrifft.
Das inhaltliche Gespräch wurde durch drei akademische Beiträge strukturiert: Aus der Sicht des Systematikers Martin Kirschner, Inhaber des Lehrstuhls für Theologie in Transformation der Universität Eichstätt, vollzieht sich Synodalität als Prozess, in dem gerade Konflikte als Orte theologischer Erkenntnis gesehen werden müssen. Die je größere Wahrheit Gottes verlange ein wechselseitiges Hören, sodass sich Gegensätze gegenseitig korrigieren und nicht in unauflösbare Widersprüche münden. Synodalität wird damit zum Laboratorium einer „performativen Ekklesiologie“. In einer „topischen Dialogik“ werden im situativen Suchen und Ringen um Wahrheit die Autoritäten, Orte, Topoi der Glaubenserkenntnis offengelegt.
Auch die Philosophin Katherine Dormandy der Theologischen Fakultät Innsbruck will in Meinungsverschiedenheiten eine Herausforderung und Bereicherung sehen. Die Religion kann insofern von der Wissenschaft lernen, als letztere mit der Begrenztheit menschlicher Perspektive und der eigenen Methode rechnet. Andere Menschen helfen uns mit ihrer anderen, ergänzenden Sichtweise „die Löcher in unserem Denken“ zu erkennen. Auch hinsichtlich des Verstehens der Offenbarung Gottes sind wir auf unsere Mitchristinnen und Mitchristen angewiesen. Es gilt, die verschiedenen psychologischen Gefährdungen (sich entwertet oder in der eigenen Identität bedroht zu fühlen) zugunsten der Haltung von Wertschätzung gegenüber anderen Menschen wieder neu zu entdecken.
Christian Bauer, Pastoraltheologe in Innsbruck, ermutigt dazu, mehr Synodalität zu wagen. Er setzt den nötigen synodalen Umkehrprozess mit fünf Punkten in Beziehung. Zunächst zum Missbrauch, der die systemischen Ursachen der gegenwärtigen Krisenkrise und die Gefahr eines sakralisierten Priesterbildes schonungslos offenlegt. Dies führe leicht zu einer Haltung des Klerikalismus, der meint, aufgrund von Amt und Weihe nichtgeweihte Personen in Interaktionen dominieren zu können. Der Papst sieht Synodalität als probates Gegenmittel gegen diese verfehlte Erhöhung über den anderen. Societas Jesu bedeute eine gleichstufige Weggemeinschaft („syn-odos“) in der Nachfolge Jesu. Die schon von Papst Paul VI. eingeforderte (Selbst-)Evangelisierung befreit die Kirche aus ihrem machtförmigen Klerikalismus. Erst dadurch wird die Kirche zu einer glaubwürdigen Zeugin und realisiert ihre pastorale Mission im Blick auf die Welt. „Mehr Synodalität wagen“ gelte übrigens auch für theologische Fakultäten, denn auch hier gebe es epistemischen Klerikalismus. (Johannes Panhofer)