rueckblick3_1800x1080

Rückblick

Tagung zu 40 Jahre CIC und Abschiedsvorlesung Wilhelm Rees // Fachtagung Religionspädagogik // Abschiedsvorlesung Martina Kraml // Sitzung Kontaktkomitee // Workshop „Remember and Reconcile“ // Tagung „Religion und Staat im Brennpunkt // Konferenz mit Pune // Dies facultatis und Diözesantag // Workshop zu Krieg und Frieden // Workshop Nachhaltigkeit

Tagung „40 Jahre Codex Iuris Canonici“ und Abschiedsvorlesung Wilhelm Rees

Tagung zu 40 Jahre CIC im MadonnensaalAm 25. Januar 1983 wurde für die römisch-katholische Kirche nach einem langen Vorbereitungsprozess ein neues kirchliches Gesetzbuch, der Codex Iuris Canonici (CIC), promulgiert. Er ist am 27. November 1983 in Kraft getreten. Das 40-jährige Jubiläum nahm Wilhelm Rees für eine Tagung vom 15. bis 16. Juni 2023 zum Anlass, um sich mit zahlreichen Teilnehmer*innen aus dem In- und Ausland, sowohl Kanonist*innen als auch Mitarbeiter*innen kirchlicher und weltlicher Einrichtungen, Studierenden und Doktorand*innen über Entstehungsgeschichte, Normen, Überarbeitungen und künftige Weiterentwicklungen auseinanderzusetzen. Die Vorträge hielten Kollegen aus Deutschland und Österreich, insbesondere auch die designierte Nachfolgerin von Wilhelm Rees, Frau Sabine Konrad. Sie zeigten, dass der CIC vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt ist, zugleich auch in der kirchlichen Rechtstradition steht. Deutlich wurde, dass bei der damaligen Überarbeitung des früheren Rechts nicht alles geglückt ist, was Ergänzungen und Neuerungen in den einzelnen Büchern erforderlich machte, und gegenwärtig auch Neuerungen gefordert sind, so insbesondere mit Blick auf das kirchliche Vermögensrecht, aber auch das kirchliche Familienrecht. Auch ist im CIC eine Gewaltenteilung erkennbar, die jedoch nachkodikarisch in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Eine negative Grundhaltung gegen kirchliche Ehenichtigkeitsverfahren habe sich durch Rechtsänderungen nicht geändert. Gläubige als Förder*innen der Ökumene und damit verbundene Regelungen fehlen im CIC. Die Aussagen zum Verhältnis von Staat und Kirche stehen in einer auffallenden Kontinuität zum CIC/1917, müssen jedoch anders interpretiert werden. Die fruchtbringende Verbindung zwischen Lehramt und der Gesamtheit der Gläubigen hätte stärker berücksichtigt werden können. Auch im Ordensbereich sind Veränderungen gefordert. Zudem lässt das 2021 revidierte Strafrecht Wünsche offen. Die Kodifikation ist ein Format, das die Kenntnis des Rechts erleichtert, aber keine Garantie, dass Recht auch tatsächlich angewendet wird. Kritisch ist die strake Abstraktion zu sehen. Insgesamt hat die Tagung gezeigt, dass es immer wieder einer Fortschreibung der kirchlichen Normen bedarf. Sie hat hierzu auch klare Impulse gegeben. (Wilhelm Rees)

Die Seminaristas begeistern sich für Willi ReesAm Abend des 15. Juni fand im Rahmen dieser Tagung die sehr gut besuchte feierliche Abschiedsvorlesung von Wilhelm Rees statt, der im Sommersemester 1996 die Nachfolge von P. Johannes Mühlsteiger SJ als Professor für Kirchenrecht antrat und am 30. September 2023 emeritieren wird. In der Begrüßungsrede verglich Anna Findl-Ludescher, Leiterin des Instituts für Praktische Theologie, Willi Rees mit einer emsigen Biene und hob drei herausragende Arbeitsfelder von Willi Rees mittels drei besonderer Honigsorten, einem Publikationshonig, einem Tagungshonig und einem Reisehonig (Gastprofessuren, Forschungsaufenthalte) hervor. Im Anschluss wurde Willi Rees durch Grußworte von Magdalena Bernhard in Vertretung des Diözesanbischofs von Innsbruck, vom Vizerektor für Forschung Gregor Weihs, durch eine Videobotschaft unseres Dekans Wilhelm Guggenberger und von Patrizia Kössler für die Studierenden gewürdigt. Willi Rees hielt eine vielbeachtete Vorlesung mit dem Titel „Hierarchisches Kirchenmodell hat ausgedient“ (Kardinal Jean-Claude Hollerich). Synodalität – Erwartung Gottes (Papst Franziskus) und Wunsch der römisch-katholischen Kirche?“. Er zeigte in einem kurzen Gang durch die Geschichte der Kirche die Entwicklung synodaler Einrichtungen auf und gab einen guten Einblick in die gegenwärtige, teilweise spannungsgeladene Diskussion um mehr Synodalität in der Kirche. Die musikalische Umrahmung der Feierstunde erfolgte durch die „Seminaristas“, einem Chor aus Studentinnen unserer Fakultät unterstützt von P. Bruno Niederbacher SJ (Bassgitarre, Institut für Christliche Philosophie), die in einem sehr persönlich gehaltenen Abschlusslied Willi Rees ihre große Wertschätzung entgegenbrachten. (Konrad Breitsching)

„Differenzen als Potential formaler Bildung: religionspädagogische Perspektiven“ 

Teilnehmer*innen der Fachtagung Religionspädagogik im MadonnensaalIm Rahmen der Verabschiedung von Martina Kraml aus dem Fachbereich Katechetik/Religionspädagogik und Religionsdidaktik, universitär steht sie noch etwas länger zur Verfügung, fand am 2. Juni 2023 eine Fachtagung statt, die sich den beiden Schwerpunkten ihres universitären Wirkens widmete: der interreligiösen Bildung und der LehrerInnenbildung.

Das Tagungsthema nahm Fragen der Diversität und Heterogenität in religionspädagogischen Feldern in den Fokus. Ein Schwerpunkt der Auseinandersetzung war der Umgang mit Unterschieden, der jenseits von Denkmustern und Praktiken wie Differenzverleugnung oder dem Hochstilisieren von Differenzen situiert werden muss.

Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Wien, beleuchtete am Vormittag die Frage, wie religiöse Bildung zum Erwerb von Pluralitätsfähigkeit muslimischer Schüler*innen beitragen kann. Er unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der muslimischen Gemeinden als wichtigen Lernort für innerislamische und damit auch für gesellschaftliche Pluralität.

Der Nachmittag war der Perspektive der LehrerInnenbildung gewidmet. Andrea Lehner-Hartmann, Professorin für Katholische Religionspädagogik und Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien, richtete ihren Blick insbesondere auf den Beitrag weltanschaulich-religiöser Bildung zur LehrerInnenbildung. Ausgehend von einem transformativen Bildungsverständnis plädierte sie dafür, religiöse Bildung als einen unverzichtbaren Modus der Weltbegegnung zu würdigen, der nicht eine andere Welt, sondern einen anderen Blick auf die eine Welt eröffnet. Die Aufmerksamkeit auf das Unverfügbare, die religiöse Bildung auszeichnet, fördert die Ausbildung von „Unsicherheitstoleranz“, die angesichts multipler Krisen und Herausforderungen für Jugendliche und Lehrpersonen gleichermaßen zentral ist. Nach Lehner-Hartmann gilt es (in allen Disziplinen), dem Unverfügbaren Raum zu geben und damit dem Leistungs- und Machbarkeitswahn unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. (Maria Juen)

Abschiedsvorlesung: „Denken ohne Geländer“ (H. Arendt) – Spannungsfelder im Kontext tertiärer Bildung

Martina Kraml bei ihrer Abschiedsvorlesung

Den Auftakt zur Abschiedsvorlesung von Martina Kraml am 2. Juni 2023 bildete eine interreligiöse Feier, die gleich zu Beginn den Akzent auf Pluralität und Diversität legte. Am Beginn des anschließenden Festaktes begrüßte Anna Findl-Ludescher, Leiterin des Instituts für Praktische Theologie, die zahlreichen Festgäste und gab einen botanisch inspirierten Einblick in den akademischen Werdegang von Martina Kraml, indem sie die Entfaltung ihrer vielfältigen Kompetenzen „durch die Blume“ zum Ausdruck brachte.

Dekan Wilhelm Guggenberger würdigte Martina Kraml in Vertretung der Rektorin als verdientes Mitglied der Universität. Der Senatsvorsitzende Walter Obwexer bedankte sich für das unermüdliche universitäre Engagement, die Dekanin der Fakultät für LehrerInnenbildung für die sehr gute Zusammenarbeit im Dekanat. Die Studierenden drückten ihre Wertschätzung für den großen Einsatz für studentische Anliegen aus.

Schulamtsleiterin Maria Plankensteiner-Spiegel betonte das Eintreten von Martina Kraml für eine qualitätvolle LehrerInnenbildung. Angela Kaupp bedankte sich im Namen der deutschsprachigen Religionspädagogik für ihre Tätigkeit als stellvertretende Vorsitzende der AKRK. Martin Rothgangel würdigte das interreligiöse und ökumenische Wirken als Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Religionspädagogik an Universitäten.

„Denken ohne Geländer“ (H. Arendt) – im Titel der Abschiedsvorlesung bündelte Martina Kraml das zentrale Anliegen ihres universitären Forschens und Lehrens und skizzierte drei Aspekte, die diese Denkform auszeichnen: das „Um-seiner-selbst-Willen“, Mehrperspektivität und das Ethos i.S. einer weltanschaulich-religiösen Grundhaltung. Erst in ihrem Zusammenspiel vollzieht sich Bildung in einem umfassenden Sinn, der die Konzepte kompetenzorientierten Lernens übersteigt. Angesichts aktueller Herausforderungen durch Pluralität, Säkularität und dem Trend zur Ökonomisierung tertiärer Bildung plädierte Kraml für eine Haltung des Sich-Einlassens auf mühsame Denkprozesse und dem gleichzeitigen Aushalten von Unwägbarkeiten, um den daraus resultierenden Spannungsfeldern in Religionspädagogik, interreligiöser Zusammenarbeit und universitärer Bildung zu begegnen – ein Leben in und mit Spannungen also.

Zekirija Sejdini, Leiter des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik, würdigte die außerordentlichen Leistungen Martina Kramls in der interreligiösen Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Verwaltung und bedankte sich im Namen des Teams der katholischen und islamischen Religionspädagogik mit einem Video, in dem Wegbegleiter*innen aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern ihre Wünsche für den kommenden Lebensabschnitt zum Ausdruck brachten. (Maria Juen)

Kontaktkomitee von theologischen Hochschulen und Bischofskonferenz

rechts vorne: EB Franz Lackner beim Kontaktkomitee in Innsbruck

Seit über vierzig Jahren gibt es das sogenannte Kontaktkomitee der Theologischen Hochschulen Österreichs mit der österreichischen Bischofskonferenz. Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit all jenen Fragen, in denen sich akademische theologische Forschung und Lehre und die Anliegen der Katholischen Kirche als wesentlichem Stakeholder und zentraler Arbeitgeberin in unserem Bereich berühren und überschneiden. Die Treffen finden zweimal pro Jahr statt, einmal als Videokonferenz, einmal als Präsenzveranstaltung. Erstmals seit 2017 war die Fakultät in Innsbruck am 1. Juni 2023 wieder Gastgeberin. Vorsitzender der Gruppe ist der für die Hochschulen zuständige Referatsbischof, Erzbischof Franz Lackner. Herausforderungen in der fakultär-kirchlichen Zusammenarbeit, die Zukunft des Religionsunterrichts und der Ausbildung von Religionslehrer*innen standen im Zentrum des Treffens, in dem es traditionell auch um intensiven Erfahrungsaustausch geht, der unter anderem im Rahmen des gemeinsamen Mittagessens gepflegt werden konnte, zu dem das Jesuitenkolleg Innsbruck einlud. (Wilhelm Guggenberger)

Erinnern: eine gefährlich-notwendige Ressource

Teilnehmer*innen beim Workshop Remember and Reconcile

Anlässlich der ERASMUS-Gastprofessur von Susana Vilas Boas (Granada / Universidad Loyola Andalucía) lud die Katholisch-Theologische Fakultät gemeinsam mit dem Kircher Netzwerk, der Vereinigung europäischer Jesuitenhochschulen, am 26. Mai 2023 zum Workshop „Remember and Reconcile. Towards Peace and Justice in an Age of Fragmentation“. Frau Vilas Boas ist Expertin für Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit, insbesondere in Auseinandersetzung mit der Philosophie Paul Ricoeurs. Ihr Vortrag „On Ricoeur: memory in politics and religion and its implications for forgiveness and Hope“ erschloss den Teilnehmer*innen die ambivalente Rolle von Erinnerung in Politik und Religion, aber auch die Bedeutung von Theologie für eine nachhaltige Friedens- und Versöhnungsarbeit. Praktisch verdeutlicht wurde dies von Magdalena Nauderer, die für Jesuit Worldwide Learning das Peace Leaders Programme im Irak leitet. Daniel Wehinger (Institut für Christliche Philosophie, Innsbruck) stellte die Konzepte von Anerkennung bei Alexandre Kojève und Paul Ricoeur einander gegenüber. Während Kojève den Kampf um Anerkennung, die Revolution, ins Zentrum stellt, ist Anerkennung für Ricoeur ein geradezu gnadenhaftes Geschenk, unabhängig von jeglichem Tun.

Die Diskussionen erschlossen insbesondere die tiefe Verwobenheit akademischer Reflexion mit konkreten Erfahrungen von Kriegen und Konflikten der Workshopteilnehmer*innen und die Herausforderung durch geschaffene Erinnerung bis hin zu manipulativer Propaganda. Vorbereitet und moderiert wurde die Veranstaltung von Michaela Quast-Neulinger (Institut für Systematische Theologie). Der Beitrag von Religionen zum Frieden ist seit vielen Jahren ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt in Innsbruck. Der Workshop bot die Möglichkeit einer intensiveren Vernetzung rund um dieses Thema zwischen Granada/Loyola Andalucía, Innsbruck und Jesuit World Wide Learning, die auch in Zukunft fortgeführt werden soll. (Michaela Quast-Neulinger)

Entwicklungen in der kirchlichen Vermögensverwaltung:
Compliance Governance Controlling

Teilnehmer*innen der Tagung in Rom, Foto: Fiona ZöhrerVerantwortungsbewusstes und zukunftsorientiertes Wirken im Auftrag des Evangeliums und zum Wohl für die Menschen ist für die katholische Kirche in allen Bereichen wichtig. Aus diesem Grund haben Wilhelm Rees und die Diözese Innsbruck, federführend Rainer Kirchmair, Ökonom der Diözese Innsbruck und Leiter des Zentralen Dienstes Wirtschaft und Finanzen, und Magdalena Bernhard, Leiterin der Abteilung Recht der Diözese Innsbruck, die Tagungsreihe „Entwicklungen in der Kirchlichen Vermögensverwaltung“ am 24. Mai 2023 in Rom weitergeführt. Unter den 47 Teilnehmer*innen fanden sich Expert*innen in Sachen Recht (Kirchenrecht und Liegenschaftsrecht) und Expert*innen in Sachen Finanzen. Großen Wert legte die Tagung auf den Erfahrungsaustausch mit Vertreter*innen aus etlichen vatikanischen Dikasterien (u.a. Staatssekretariat, Dikasterium für die Glaubenslehre, Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens) wie auch mit dem bisherigen Untersekretär des Dikasteriums für die Kultur und für die Bildung, P. Friedrich Bechina FSO, sowie dem aus Tirol stammenden P. Nikolaus Schöch OFM vom vatikanischen Höchstgericht der Apostolischen Signatur. Anwesend war ferner P. Gernot Wisser SJ, ehemaliger Universitätspfarrer in Innsbruck, und heute Leiter des Germanicums. Auch eine Begegnung mit dem österreichischen Botschafter beim Heiligen Stuhl Marcus Bergmann stand auf dem Programm.

Die Tagung, die im Begegnungszentrum der Erzdiözese München und Freising „Casa Santa Maria“ stattfand, begann mit einem Gottesdienst, dem Bischof Hermann Glettler vorstand. Außer Wilhelm Rees, der einen einführenden Vortrag hielt, waren P. Noach Heckel OSB („Sterbende Klöster“ – Ausgewählte Fragen des kirchlichen Vermögensrechts im Kontext der Auslösung von Ordensinstituten), Universität Trier, und Andreas Kowatsch (Stammvermögen und Verschlechterungsgeschäfte), Universität Wien, die Hauptreferenten. (Fiona Maria Zöhrer)

Relevanz von Kirchen und Religionsgemeinschaften im gesellschaftlich-politischen Diskurs

Gursharan Singh Mangat, Obmann der Sikh-Gemeinde Innsbruck

Vom 10. bis 11. Mai 2023 wurde an der Universität Innsbruck der im Jahr 2015 unter dem Generalthema „Religion und Staat im Brennpunkt“ von Wilhelm Rees und Johann Bair initiierte Dialog der in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften und staatlich eingetragenen Bekenntnisgemeinschaften mit einer Tagung zur Frage der „Relevanz von Kirchen und Religionsgemeinschaften im gesellschaftlich-politischen Diskurs“ fortgesetzt.

Aus dem Kreis der staatlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften nahmen Referent*innen der Katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche A.B. und H.B., der Islamischen Glaubensgemeinschaft, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der Freikirchen, der Buddhistischen Religionsgesellschaft, der Alevitischen Glaubensgemeinschaft, der Neuapostolischen Kirche und der Israelitischen Religionsgesellschaft, von den staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften mit Rechtspersönlichkeit Referent*innen der Vereinigungskirche, der Alt-Alevitischen Glaubensgemeinschaft, der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der Sikh Glaubensgemeinschaft, der Bahai-Religionsgemeinschaft, der Hinduistischen Religionsgesellschaft sowie der Christengemeinschaft teil.

Näher führte der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Ümit Vural aus, dass „Religion immer auch eine politische Dimension“ habe. Verschiedentlich werde heute „religiöses Leben problematisiert“, wobei auch unterstellt werde, dass „die Anhänger des Islams die politische Machtergreifung“ anstrebten. Übersehen werde bei all dem, dass „die Anhänger des Islams eine kleine Minderheit“ seien, „die wie andere auch Brücken untereinander und zu den Menschen“ bauen, „die Gesellschaft“ mitgestalten, bereichern und letztendlich auch „einen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden“ leisten.

Bei der Tagung kristallisierte sich heraus, dass die Vertreter der Kirchen, Religions- und Bekenntnisgemeinschaften die gesellschaftliche Relevanz ihrer Kirchen und Religionsgemeinschaften schwinden sehen. Um diesen Bedeutungsverlust aufzuhalten oder abzubremsen bzw. vielleicht sogar wieder wettzumachen, findet in allen Gemeinschaften ein intensives Nachdenken statt, wobei Einigkeit insoweit erkennbar war, als im Diskurs und in der Zusammenarbeit alle ein wichtiges Element zur Lösung des Relevanzproblems sahen. (Wilhelm Rees/Johann Bair)

Forschungskonferenz mit Partnerinstitution in Pune

Sr. Patricia Santos bei ihrem Eröffnungsvortrag

Die Konferenz „Anthropology in Digital Age: Theological and Philosophical Responses“ fand vom 03. bis 06. Mai 2023 an unserer Fakultät statt. Sie stand im Kontext der Kooperation mit dem Pontifical Institute of Philosophy and Religion (JD) in Pune / Indien. In Fortführung unserer gemeinsamen Forschungstradition haben wir ein aktuelles Thema aus verschiedenen theologischen wie philosophischen Blickwinkeln beleuchtet. Das Themenfeld Digitalisierung in Kombination mit der Frage nach dem Menschen als vernunftbegabtem, aber auch spirituellem Wesen führte zu nachhaltigen Auseinandersetzungen zwischen österreichischen und indischen Theolog*innen und Philosoph*innen. Der Fokus, unter den die Beiträge, Diskussionen und Workshops gestellt waren, war folgender:

Angesichts des exponentiellen Fortschritts der digitalen Revolution, die sich auf alle Dimensionen menschlichen Lebens auswirkt, ist es angebracht, philosophisch und theologisch darüber nachzudenken, was die menschliche Person ist, um ein besseres Verständnis über uns selbst zu schaffen. Die Zusammenarbeit zwischen Jnana Deepa (JD) und der Universität Innsbruck bietet die Möglichkeit, nicht nur die christliche Tradition, sondern auch westliches und indisches Denken mit den aktuellen technologischen Entwicklungen ins Gespräch zu bringen. Eine solche Reflexion fordert dazu auf, grundlegende Fragen wie „Wer bin ich?“, „Was kann ich wissen?“ und „Was kann ich hoffen?“ neu zu stellen. Die Konferenz wollte das Selbstverständnis der menschlichen Person in der heutigen Zeit näher beleuchten, um uns zu befähigen, auf die grundlegenden Fragen nach uns selbst, unserem Wesen und unserer Bestimmung angemessen antworten und Gott sowie einander besser begegnen zu können.

Die Konferenz wurde diesen Anforderungen gerecht; sechs Kolleg*innen aus Pune und acht aus unserer Fakultät regten die Anwesenden durch Impulsreferate zu interessanten Diskussionen an. Abgerundet wurde die Konferenz von Workshops, die durch von JD zu uns entsandte Doktorand*innen gestaltet wurden. Die Ergebnisse der Diskussionen werden in einem Sammelband veröffentlicht.

Ein geselliges Abendessen am 5. Mai im Restaurant Ottoburg sowie ein Ausflug am 6. Mai mit unseren Gästen zum Schloss Tratzberg und nach St. Georgenberg unterstrichen die amikale Beziehung unserer Fakultät mit dem JD. (Andreas Vonach)

Synodalität leben – Verantwortung geschlechtergerecht teilen: Dies facultatis & Diözesantag

Am Podium v.l.: P. Steinmair-Pösel, M. Quast-Neulinger, Sr. Philippa, B. KranebitterDie (Welt)Kirche ist noch mitten drin im synodalen Prozess. So entstand in der Vorbereitungsgruppe für den Diözesantag & Dies facultatis die Idee, am 25. April 2023 das Thema „Synodalität leben“, das bereits 2022 inhaltlicher Schwerpunkt dieses jährlichen Studientags war, noch einmal aufzugreifen und eines der zentralen Themen dieses Prozesses in den Fokus zu stellen. In zahlreichen Stellungnahmen zur Synode rund um den Globus wurde die Stellung der Frauen in der Kirche als besonders problematisch beschrieben und als relevant für die Zukunft hervorgehoben. So fiel die Entscheidung für das Thema „Verantwortung geschlechtergerecht teilen“.

Drei Kurzreferate steckten am Beginn das inhaltliche Feld ab.

Michaela Quast-Neulinger legte dar, dass die Kirche auf dem II. Vatikanischen Konzil als „Zeichen der Zeit“ anerkennt, dass „Frauen für sich die rechtliche und faktische Gleichstellung mit den Männern [verlangen], wo sie diese noch nicht erlangt haben“ (GS 9) und es eine „berechtigte gesellschaftliche Hebung“ (GS 52) von Frauen braucht. Gleichzeitig scheitert diese Kirche aber bei sich selbst an der inneren Realisierung von Geschlechtergerechtigkeit. Quast-Neulinger ging den Fragen nach, wie diese Kirche ein Platz für alle sein kann, auch für Frauen.

Bernhard Kranebitter hielt ein Plädoyer für die Weihe von bewährten Frauen und Männern – gerade wegen der Tradition, nämlich der Tradition der Verbindung von Seelsorge, Leitung und Vorsitz in der Eucharistiefeier. Die gegen Ende des Referats geschilderte Erfahrung der Fahrradpanne regte zum Denken an: Gegen den Rat des Experten repariert er den Reifen selbst: „Ganz so schlimm wird das Problem schon nicht sein“ – um dann umso mehr dafür zu büßen: Er geht sehr viele unnötige Kilometer und das Problem ist trotzdem nicht behoben, Fahrradschlauch und -mantel sind jetzt gänzlich kaputt.

Petra Steinmair-Pösel war als eine der österreichischen Delegierten mit dabei beim kontinentalen Treffen Europas in Prag im Februar 2023. Sie berichtete von den Diskussionen und gab Einblicke in die sehr unterschiedlichen Erfahrungswelten und Positionen in Bezug auf die Zukunftsvorstellungen von Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche. Die Unterschiede zwischen ost- und westeuropäischen Teilkirchen sind zum Teil beträchtlich. Synodalität, so zeigt die Erfahrung in Prag, ist wahrlich kein Spaziergang, aber eine lohnende und letztlich alternativlose Vorgehensweise.

In Gesprächsgruppen wurde das Gehörte vertieft und mit eigenen Erfahrungen in Verbindung gebracht.

Anschließend stellte Sr. Philippa Rath ihre grundlegenden systematischen Überlegungen zur Synodalität zur Verfügung: Die Zukunft der Kirche wird synodal sein oder sie wird nicht mehr sein! Notwendig und hilfreich für diesen Prozess ist die Erinnerung an die vielfältigen synodalen Traditionen: in den Urgemeinden, in den Konzilien und in den Orden. Heute ist wichtig, dass Synodalität und Demokratie nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen und dass in einzelnen Ortskirchen Dinge möglich sein müssen, die in anderen Teilen nicht oder noch nicht relevant sind. Zur Hermeneutik des Katholischen gehört es, dass Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten, Parallelen und Ungleichzeitigkeiten unter einem Dach ihren Ort haben und sein dürfen!

Das Interesse am Thema war groß! Sehr viele Teilnehmer*innen aus Diözese, KPH und Fakultät sind gekommen und haben sich engagiert beteiligt. (Anna Findl-Ludescher)

Frieden in einem Zeitalter globaler Kriege

Wolfgang Palaver und Prof. Ephraim MeirSeit 2014 warnt Papst Franziskus vor einem „Dritten Weltkrieg auf Raten“, der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist aus dieser Perspektive Teil einer global sich zuspitzenden Gewaltkatastrophe. Im Workshop „Peace in Times of a Third World War Fought Piecemeal” (Organisation: Wolfgang Palaver, Dietmar Regensburger) diskutierten am 24. April 2023 unter der Leitung von Wolfgang Palaver Wissenschaftler*innen aus Theologie, Philosophie, Politik- und Rechtswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät Innsbruck die Möglichkeiten eines nachhaltigen, gerechten Friedens im Angesicht der heißen Kriege unserer Zeit. Neben Teilnehmer*innen von der Universität Innsbruck bestand die Gruppe aus einem Projektteam, das seit 2020 gemeinsam zu Gandhis Konzept von Satyagraha und Sarvodaya arbeitet, darunter Wolfgang Palaver, Louise du Toit, Ephraim Meir und Ed Noort.

Als Auftakt gab Wolfgang Palaver einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen in der katholischen Friedensethik, Andreas Müller (Basel) behandelte die Chancen und Grenzen des internationalen Rechts in puncto Friedensschaffung bzw. Limitierung der Gewalt (Response: Jodok Troy). Martin Senn (Innsbruck) widmete sich der permanenten Bedrohung der menschlichen Existenz, ja des gesamten Lebens durch Nuklearwaffen (Response: Stefan Hofmann). Der Nachmittag fokussierte auf philosophisch-theologische Perspektiven zu Krieg und Frieden. Ephraim Meir (Bar Ilan University) brachte Emmanuel Lévinas‘ Ethik ins Gespräch mit Franz Rosenzweig und Vassili Grossman (Response: Andreas Oberprantacher). Postkoloniale und feministische Perspektiven auf Krieg und Gewalt bildeten den Schwerpunkt von Louise du Toits Beitrag, der insbesondere Nelson Maldonado-Torres und Adriana Cavarero ins Zentrum einer kritischen Friedensethik rückte (Response: Michaela Quast-Neulinger). Den Abschluss bildete Ed Noort (Groningen) mit Überlegungen zur Apokalyptik in den biblischen Schriften (Response: Wilhelm Guggenberger).

Friedens- und Konfliktforschung ist an der Universität Innsbruck an vielen Fakultäten und Instituten fest verankert, unter anderem im Forschungszentrum „Religion – Gewalt – Kommunikation – Weltordnung“. Der Workshop bot die Möglichkeit einer interdisziplinären und internationalen Vernetzung, die gerade angesichts der Komplexität gegenwärtiger Konflikte und der drohenden Eskalation der Gewalt dringend geboten ist. (Michaela Quast-Neulinger)

Workshop Nachhaltige Fakultät

Workshop Nachhaltige FakultätIm Rahmen des Nachhaltigkeitsschwerpunktes unserer Fakultät fand am 14. März 2023 der Workshop „Nachhaltige Fakultät. Wo wir stehen, was gefragt ist.“ statt. Eingeladen waren dazu alle Mitarbeiter*innen und Studierenden der Katholisch-Theologischen Fakultät. Diese Einladung wurde über alle Kurien hinweg in erfreulich hohem Maß angenommen. Der Vormittag gliederte sich in zwei Teile. Der erste war der Bestandsaufnahme gewidmet, in deren Zentrum ein Klimacheck stand, den wir für das Gebäude Karl-Rahner-Platz 1 gemeinsam mit dem Klimabündnis Tirol durchgeführt hatten. Frau Renate Doppelbauer präsentierte die Ergebnisse. Erfreulich dabei ist das Gesamtbild: Das über 450 Jahre alte Gebäude weist erstaunlich gute thermische Werte auf. Der Stromverbrauch einer buchwissenschaftlichen Fakultät ist relativ gering. Da unser Gebäude große südwärts gerichtete Dachflächen aufweist, ergäbe sich die Möglichkeit, den gesamten Bedarf an elektrischer Energie für den Standort durch Photovoltaik zu erzeugen. Dass dies trotz der Investitionskosten und zu erwartender denkmalschützerischer Auflagen einmal realisiert wird, bleibt unsere Hoffnung. Einen enormen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck von Universitäten hat die Reisetätigkeit von Studierenden und Lehrenden. Dies gehört zwar zum Berufsbild von Wissenschaftler*innen, dennoch kann hier durch den vermehrten Einsatz von Onlinetools und die Vermeidung von Flugreisen einiges getan werden. Weitere interessante Punkte wären noch zu berichten, was im Rahmen eines Rückblicks jedoch zu sehr ins Detail ginge. Lorenzo Rieg, der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Universität, und Dietmar Regensburger informierten über bereits initiierte Schritte. Von besonderem Interesse dürfte hier sein, dass an der Fakultät nun eine passende Möglichkeit gefunden wurde, alle Heizkörper mit Thermostatventilen auszustatten und die Wärmezirkulation rund um die teilweise verbauten Heizkörper zu verbessern. Dies sollte den Energieverbrauch merklich reduzieren. Der zweite Teil des Vormittags war der Ideensammlung für weiterführende Initiativen in den Bereichen Einkauf & Ressourcenkreislauf, Energie, Mobilität, Lehre & Forschung und Öffentlichkeitsarbeit gewidmet. Sehr gefreut haben wir uns auch über die Teilnahme von Jean Herzog vom Green Office. Am 6. Juni wurde die Fakultät darüber informiert, welche Schritte in Umsetzung sind. (Wilhelm Guggenberger)

Nach oben scrollen