Tagung „40 Jahre Codex Iuris Canonici“ und Abschiedsvorlesung Wilhelm Rees
„Differenzen als Potential formaler Bildung: religionspädagogische Perspektiven“
Das Tagungsthema nahm Fragen der Diversität und Heterogenität in religionspädagogischen Feldern in den Fokus. Ein Schwerpunkt der Auseinandersetzung war der Umgang mit Unterschieden, der jenseits von Denkmustern und Praktiken wie Differenzverleugnung oder dem Hochstilisieren von Differenzen situiert werden muss.
Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Wien, beleuchtete am Vormittag die Frage, wie religiöse Bildung zum Erwerb von Pluralitätsfähigkeit muslimischer Schüler*innen beitragen kann. Er unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der muslimischen Gemeinden als wichtigen Lernort für innerislamische und damit auch für gesellschaftliche Pluralität.
Der Nachmittag war der Perspektive der LehrerInnenbildung gewidmet. Andrea Lehner-Hartmann, Professorin für Katholische Religionspädagogik und Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien, richtete ihren Blick insbesondere auf den Beitrag weltanschaulich-religiöser Bildung zur LehrerInnenbildung. Ausgehend von einem transformativen Bildungsverständnis plädierte sie dafür, religiöse Bildung als einen unverzichtbaren Modus der Weltbegegnung zu würdigen, der nicht eine andere Welt, sondern einen anderen Blick auf die eine Welt eröffnet. Die Aufmerksamkeit auf das Unverfügbare, die religiöse Bildung auszeichnet, fördert die Ausbildung von „Unsicherheitstoleranz“, die angesichts multipler Krisen und Herausforderungen für Jugendliche und Lehrpersonen gleichermaßen zentral ist. Nach Lehner-Hartmann gilt es (in allen Disziplinen), dem Unverfügbaren Raum zu geben und damit dem Leistungs- und Machbarkeitswahn unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. (Maria Juen)
Abschiedsvorlesung: „Denken ohne Geländer“ (H. Arendt) – Spannungsfelder im Kontext tertiärer Bildung
Den Auftakt zur Abschiedsvorlesung von Martina Kraml am 2. Juni 2023 bildete eine interreligiöse Feier, die gleich zu Beginn den Akzent auf Pluralität und Diversität legte. Am Beginn des anschließenden Festaktes begrüßte Anna Findl-Ludescher, Leiterin des Instituts für Praktische Theologie, die zahlreichen Festgäste und gab einen botanisch inspirierten Einblick in den akademischen Werdegang von Martina Kraml, indem sie die Entfaltung ihrer vielfältigen Kompetenzen „durch die Blume“ zum Ausdruck brachte.
Dekan Wilhelm Guggenberger würdigte Martina Kraml in Vertretung der Rektorin als verdientes Mitglied der Universität. Der Senatsvorsitzende Walter Obwexer bedankte sich für das unermüdliche universitäre Engagement, die Dekanin der Fakultät für LehrerInnenbildung für die sehr gute Zusammenarbeit im Dekanat. Die Studierenden drückten ihre Wertschätzung für den großen Einsatz für studentische Anliegen aus.
Schulamtsleiterin Maria Plankensteiner-Spiegel betonte das Eintreten von Martina Kraml für eine qualitätvolle LehrerInnenbildung. Angela Kaupp bedankte sich im Namen der deutschsprachigen Religionspädagogik für ihre Tätigkeit als stellvertretende Vorsitzende der AKRK. Martin Rothgangel würdigte das interreligiöse und ökumenische Wirken als Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Religionspädagogik an Universitäten.
„Denken ohne Geländer“ (H. Arendt) – im Titel der Abschiedsvorlesung bündelte Martina Kraml das zentrale Anliegen ihres universitären Forschens und Lehrens und skizzierte drei Aspekte, die diese Denkform auszeichnen: das „Um-seiner-selbst-Willen“, Mehrperspektivität und das Ethos i.S. einer weltanschaulich-religiösen Grundhaltung. Erst in ihrem Zusammenspiel vollzieht sich Bildung in einem umfassenden Sinn, der die Konzepte kompetenzorientierten Lernens übersteigt. Angesichts aktueller Herausforderungen durch Pluralität, Säkularität und dem Trend zur Ökonomisierung tertiärer Bildung plädierte Kraml für eine Haltung des Sich-Einlassens auf mühsame Denkprozesse und dem gleichzeitigen Aushalten von Unwägbarkeiten, um den daraus resultierenden Spannungsfeldern in Religionspädagogik, interreligiöser Zusammenarbeit und universitärer Bildung zu begegnen – ein Leben in und mit Spannungen also.
Zekirija Sejdini, Leiter des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik, würdigte die außerordentlichen Leistungen Martina Kramls in der interreligiösen Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Verwaltung und bedankte sich im Namen des Teams der katholischen und islamischen Religionspädagogik mit einem Video, in dem Wegbegleiter*innen aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern ihre Wünsche für den kommenden Lebensabschnitt zum Ausdruck brachten. (Maria Juen)
Kontaktkomitee von theologischen Hochschulen und Bischofskonferenz
Seit über vierzig Jahren gibt es das sogenannte Kontaktkomitee der Theologischen Hochschulen Österreichs mit der österreichischen Bischofskonferenz. Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit all jenen Fragen, in denen sich akademische theologische Forschung und Lehre und die Anliegen der Katholischen Kirche als wesentlichem Stakeholder und zentraler Arbeitgeberin in unserem Bereich berühren und überschneiden. Die Treffen finden zweimal pro Jahr statt, einmal als Videokonferenz, einmal als Präsenzveranstaltung. Erstmals seit 2017 war die Fakultät in Innsbruck am 1. Juni 2023 wieder Gastgeberin. Vorsitzender der Gruppe ist der für die Hochschulen zuständige Referatsbischof, Erzbischof Franz Lackner. Herausforderungen in der fakultär-kirchlichen Zusammenarbeit, die Zukunft des Religionsunterrichts und der Ausbildung von Religionslehrer*innen standen im Zentrum des Treffens, in dem es traditionell auch um intensiven Erfahrungsaustausch geht, der unter anderem im Rahmen des gemeinsamen Mittagessens gepflegt werden konnte, zu dem das Jesuitenkolleg Innsbruck einlud. (Wilhelm Guggenberger)
Erinnern: eine gefährlich-notwendige Ressource
Anlässlich der ERASMUS-Gastprofessur von Susana Vilas Boas (Granada / Universidad Loyola Andalucía) lud die Katholisch-Theologische Fakultät gemeinsam mit dem Kircher Netzwerk, der Vereinigung europäischer Jesuitenhochschulen, am 26. Mai 2023 zum Workshop „Remember and Reconcile. Towards Peace and Justice in an Age of Fragmentation“. Frau Vilas Boas ist Expertin für Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit, insbesondere in Auseinandersetzung mit der Philosophie Paul Ricoeurs. Ihr Vortrag „On Ricoeur: memory in politics and religion and its implications for forgiveness and Hope“ erschloss den Teilnehmer*innen die ambivalente Rolle von Erinnerung in Politik und Religion, aber auch die Bedeutung von Theologie für eine nachhaltige Friedens- und Versöhnungsarbeit. Praktisch verdeutlicht wurde dies von Magdalena Nauderer, die für Jesuit Worldwide Learning das Peace Leaders Programme im Irak leitet. Daniel Wehinger (Institut für Christliche Philosophie, Innsbruck) stellte die Konzepte von Anerkennung bei Alexandre Kojève und Paul Ricoeur einander gegenüber. Während Kojève den Kampf um Anerkennung, die Revolution, ins Zentrum stellt, ist Anerkennung für Ricoeur ein geradezu gnadenhaftes Geschenk, unabhängig von jeglichem Tun.
Die Diskussionen erschlossen insbesondere die tiefe Verwobenheit akademischer Reflexion mit konkreten Erfahrungen von Kriegen und Konflikten der Workshopteilnehmer*innen und die Herausforderung durch geschaffene Erinnerung bis hin zu manipulativer Propaganda. Vorbereitet und moderiert wurde die Veranstaltung von Michaela Quast-Neulinger (Institut für Systematische Theologie). Der Beitrag von Religionen zum Frieden ist seit vielen Jahren ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt in Innsbruck. Der Workshop bot die Möglichkeit einer intensiveren Vernetzung rund um dieses Thema zwischen Granada/Loyola Andalucía, Innsbruck und Jesuit World Wide Learning, die auch in Zukunft fortgeführt werden soll. (Michaela Quast-Neulinger)
Entwicklungen in der kirchlichen Vermögensverwaltung:
Compliance – Governance – Controlling
Die Tagung, die im Begegnungszentrum der Erzdiözese München und Freising „Casa Santa Maria“ stattfand, begann mit einem Gottesdienst, dem Bischof Hermann Glettler vorstand. Außer Wilhelm Rees, der einen einführenden Vortrag hielt, waren P. Noach Heckel OSB („Sterbende Klöster“ – Ausgewählte Fragen des kirchlichen Vermögensrechts im Kontext der Auslösung von Ordensinstituten), Universität Trier, und Andreas Kowatsch (Stammvermögen und Verschlechterungsgeschäfte), Universität Wien, die Hauptreferenten. (Fiona Maria Zöhrer)
Relevanz von Kirchen und Religionsgemeinschaften im gesellschaftlich-politischen Diskurs
Vom 10. bis 11. Mai 2023 wurde an der Universität Innsbruck der im Jahr 2015 unter dem Generalthema „Religion und Staat im Brennpunkt“ von Wilhelm Rees und Johann Bair initiierte Dialog der in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften und staatlich eingetragenen Bekenntnisgemeinschaften mit einer Tagung zur Frage der „Relevanz von Kirchen und Religionsgemeinschaften im gesellschaftlich-politischen Diskurs“ fortgesetzt.
Aus dem Kreis der staatlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften nahmen Referent*innen der Katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche A.B. und H.B., der Islamischen Glaubensgemeinschaft, der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der Freikirchen, der Buddhistischen Religionsgesellschaft, der Alevitischen Glaubensgemeinschaft, der Neuapostolischen Kirche und der Israelitischen Religionsgesellschaft, von den staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaften mit Rechtspersönlichkeit Referent*innen der Vereinigungskirche, der Alt-Alevitischen Glaubensgemeinschaft, der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, der Sikh Glaubensgemeinschaft, der Bahai-Religionsgemeinschaft, der Hinduistischen Religionsgesellschaft sowie der Christengemeinschaft teil.
Näher führte der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Ümit Vural aus, dass „Religion immer auch eine politische Dimension“ habe. Verschiedentlich werde heute „religiöses Leben problematisiert“, wobei auch unterstellt werde, dass „die Anhänger des Islams die politische Machtergreifung“ anstrebten. Übersehen werde bei all dem, dass „die Anhänger des Islams eine kleine Minderheit“ seien, „die wie andere auch Brücken untereinander und zu den Menschen“ bauen, „die Gesellschaft“ mitgestalten, bereichern und letztendlich auch „einen wichtigen Beitrag zum sozialen Frieden“ leisten.
Bei der Tagung kristallisierte sich heraus, dass die Vertreter der Kirchen, Religions- und Bekenntnisgemeinschaften die gesellschaftliche Relevanz ihrer Kirchen und Religionsgemeinschaften schwinden sehen. Um diesen Bedeutungsverlust aufzuhalten oder abzubremsen bzw. vielleicht sogar wieder wettzumachen, findet in allen Gemeinschaften ein intensives Nachdenken statt, wobei Einigkeit insoweit erkennbar war, als im Diskurs und in der Zusammenarbeit alle ein wichtiges Element zur Lösung des Relevanzproblems sahen. (Wilhelm Rees/Johann Bair)
Forschungskonferenz mit Partnerinstitution in Pune
Die Konferenz „Anthropology in Digital Age: Theological and Philosophical Responses“ fand vom 03. bis 06. Mai 2023 an unserer Fakultät statt. Sie stand im Kontext der Kooperation mit dem Pontifical Institute of Philosophy and Religion (JD) in Pune / Indien. In Fortführung unserer gemeinsamen Forschungstradition haben wir ein aktuelles Thema aus verschiedenen theologischen wie philosophischen Blickwinkeln beleuchtet. Das Themenfeld Digitalisierung in Kombination mit der Frage nach dem Menschen als vernunftbegabtem, aber auch spirituellem Wesen führte zu nachhaltigen Auseinandersetzungen zwischen österreichischen und indischen Theolog*innen und Philosoph*innen. Der Fokus, unter den die Beiträge, Diskussionen und Workshops gestellt waren, war folgender:
Angesichts des exponentiellen Fortschritts der digitalen Revolution, die sich auf alle Dimensionen menschlichen Lebens auswirkt, ist es angebracht, philosophisch und theologisch darüber nachzudenken, was die menschliche Person ist, um ein besseres Verständnis über uns selbst zu schaffen. Die Zusammenarbeit zwischen Jnana Deepa (JD) und der Universität Innsbruck bietet die Möglichkeit, nicht nur die christliche Tradition, sondern auch westliches und indisches Denken mit den aktuellen technologischen Entwicklungen ins Gespräch zu bringen. Eine solche Reflexion fordert dazu auf, grundlegende Fragen wie „Wer bin ich?“, „Was kann ich wissen?“ und „Was kann ich hoffen?“ neu zu stellen. Die Konferenz wollte das Selbstverständnis der menschlichen Person in der heutigen Zeit näher beleuchten, um uns zu befähigen, auf die grundlegenden Fragen nach uns selbst, unserem Wesen und unserer Bestimmung angemessen antworten und Gott sowie einander besser begegnen zu können.
Die Konferenz wurde diesen Anforderungen gerecht; sechs Kolleg*innen aus Pune und acht aus unserer Fakultät regten die Anwesenden durch Impulsreferate zu interessanten Diskussionen an. Abgerundet wurde die Konferenz von Workshops, die durch von JD zu uns entsandte Doktorand*innen gestaltet wurden. Die Ergebnisse der Diskussionen werden in einem Sammelband veröffentlicht.
Ein geselliges Abendessen am 5. Mai im Restaurant Ottoburg sowie ein Ausflug am 6. Mai mit unseren Gästen zum Schloss Tratzberg und nach St. Georgenberg unterstrichen die amikale Beziehung unserer Fakultät mit dem JD. (Andreas Vonach)
Synodalität leben – Verantwortung geschlechtergerecht teilen: Dies facultatis & Diözesantag
Drei Kurzreferate steckten am Beginn das inhaltliche Feld ab.
Michaela Quast-Neulinger legte dar, dass die Kirche auf dem II. Vatikanischen Konzil als „Zeichen der Zeit“ anerkennt, dass „Frauen für sich die rechtliche und faktische Gleichstellung mit den Männern [verlangen], wo sie diese noch nicht erlangt haben“ (GS 9) und es eine „berechtigte gesellschaftliche Hebung“ (GS 52) von Frauen braucht. Gleichzeitig scheitert diese Kirche aber bei sich selbst an der inneren Realisierung von Geschlechtergerechtigkeit. Quast-Neulinger ging den Fragen nach, wie diese Kirche ein Platz für alle sein kann, auch für Frauen.
Bernhard Kranebitter hielt ein Plädoyer für die Weihe von bewährten Frauen und Männern – gerade wegen der Tradition, nämlich der Tradition der Verbindung von Seelsorge, Leitung und Vorsitz in der Eucharistiefeier. Die gegen Ende des Referats geschilderte Erfahrung der Fahrradpanne regte zum Denken an: Gegen den Rat des Experten repariert er den Reifen selbst: „Ganz so schlimm wird das Problem schon nicht sein“ – um dann umso mehr dafür zu büßen: Er geht sehr viele unnötige Kilometer und das Problem ist trotzdem nicht behoben, Fahrradschlauch und -mantel sind jetzt gänzlich kaputt.
Petra Steinmair-Pösel war als eine der österreichischen Delegierten mit dabei beim kontinentalen Treffen Europas in Prag im Februar 2023. Sie berichtete von den Diskussionen und gab Einblicke in die sehr unterschiedlichen Erfahrungswelten und Positionen in Bezug auf die Zukunftsvorstellungen von Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche. Die Unterschiede zwischen ost- und westeuropäischen Teilkirchen sind zum Teil beträchtlich. Synodalität, so zeigt die Erfahrung in Prag, ist wahrlich kein Spaziergang, aber eine lohnende und letztlich alternativlose Vorgehensweise.
In Gesprächsgruppen wurde das Gehörte vertieft und mit eigenen Erfahrungen in Verbindung gebracht.
Anschließend stellte Sr. Philippa Rath ihre grundlegenden systematischen Überlegungen zur Synodalität zur Verfügung: Die Zukunft der Kirche wird synodal sein oder sie wird nicht mehr sein! Notwendig und hilfreich für diesen Prozess ist die Erinnerung an die vielfältigen synodalen Traditionen: in den Urgemeinden, in den Konzilien und in den Orden. Heute ist wichtig, dass Synodalität und Demokratie nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen und dass in einzelnen Ortskirchen Dinge möglich sein müssen, die in anderen Teilen nicht oder noch nicht relevant sind. Zur Hermeneutik des Katholischen gehört es, dass Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten, Parallelen und Ungleichzeitigkeiten unter einem Dach ihren Ort haben und sein dürfen!
Das Interesse am Thema war groß! Sehr viele Teilnehmer*innen aus Diözese, KPH und Fakultät sind gekommen und haben sich engagiert beteiligt. (Anna Findl-Ludescher)
Frieden in einem Zeitalter globaler Kriege
Als Auftakt gab Wolfgang Palaver einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen in der katholischen Friedensethik, Andreas Müller (Basel) behandelte die Chancen und Grenzen des internationalen Rechts in puncto Friedensschaffung bzw. Limitierung der Gewalt (Response: Jodok Troy). Martin Senn (Innsbruck) widmete sich der permanenten Bedrohung der menschlichen Existenz, ja des gesamten Lebens durch Nuklearwaffen (Response: Stefan Hofmann). Der Nachmittag fokussierte auf philosophisch-theologische Perspektiven zu Krieg und Frieden. Ephraim Meir (Bar Ilan University) brachte Emmanuel Lévinas‘ Ethik ins Gespräch mit Franz Rosenzweig und Vassili Grossman (Response: Andreas Oberprantacher). Postkoloniale und feministische Perspektiven auf Krieg und Gewalt bildeten den Schwerpunkt von Louise du Toits Beitrag, der insbesondere Nelson Maldonado-Torres und Adriana Cavarero ins Zentrum einer kritischen Friedensethik rückte (Response: Michaela Quast-Neulinger). Den Abschluss bildete Ed Noort (Groningen) mit Überlegungen zur Apokalyptik in den biblischen Schriften (Response: Wilhelm Guggenberger).
Friedens- und Konfliktforschung ist an der Universität Innsbruck an vielen Fakultäten und Instituten fest verankert, unter anderem im Forschungszentrum „Religion – Gewalt – Kommunikation – Weltordnung“. Der Workshop bot die Möglichkeit einer interdisziplinären und internationalen Vernetzung, die gerade angesichts der Komplexität gegenwärtiger Konflikte und der drohenden Eskalation der Gewalt dringend geboten ist. (Michaela Quast-Neulinger)