Philosophischer Vortragsreigen im WS 2018/19
In diesem Wintersemester setzt das Institut für Christliche Philosophie – unter Beteiligung des Forschungszentrums Philosophy of Religion (Christian Tapp) und des Doktoratskollegs Religionsphilosophie (Christoph Jäger) – seine langjährige Tradition des Forschungsseminars fort.
Neben den Innsbrucker Doktoranden und Doktorandinnen waren in diesem Semester bereits der Ontologe Marek Piwowarczyk aus Lublin (Polen), die Erkenntnistheoretikerin Heidi Grasswick aus Middlebury (USA) und der Carnap-Forscher Christian Damböck aus Wien zu hören. Es folgen mit Stefan Hofmann und Robert Deinhammer zwei Jesuiten, die über ethische Themen sprechen werden. Im Jänner wird Petr Dvorak von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften zu einem metaphysischen Thema vortragen.
Der traditionelle Höhepunkt, die „Aquinas Lecture“, ist heuer Otto Muck zum Anlass seines 90. Geburtstags gewidmet. Referieren wird Mucks ehemaliger Schüler Patrick Riordan SJ aus Oxford zum Thema „The Priority of Being Good“.
Programm
Öffentliche Ringvorlesung ab 21. November:
K(Eine) Kirche ohne Frauen?!
Das Zweite Vatikanische Konzil benannte in den 1960er Jahren den strukturellen Wandel der Geschlechterrollen als eines der Zeichen der Zeit, die es theologisch umfassend aufzuarbeiten gilt. Ein halbes Jahrhundert später scheint sich innerkirchlich wenig getan zu haben. So fragt der Präsident der afrikanischen Jesuitenkonferenz Agbonkhianmeghe E. Orobator SJ: „Wie lange noch wird die Kirche eine Bastion männlich-dominierter Führung und patriarchalischer Privilegien bleiben?“ Der Umgang mit Frauen erweist sich auf globaler Ebene als entscheidend für die Glaubwürdigkeit von Kirche und Theologie. Die Ringvorlesung blickt daher aus verschiedenen Perspektiven auf den (Nicht-)Ort von Frauen in der Kirche. Ab Mittwoch, 21. November, jeweils 18 Uhr, Madonnensaal. Es referieren u.a. Martin Lintner (Brixen), Angelika Walser (Salzburg) und Theresia Heimerl (Graz).
Programm
4. Herlinde-Pissarek-Hudelist-Vorlesung
mit PD DDr. Andrea Günter
Gerechtigkeit für alle Geschlechter – nur Blaustrumpfgerede*?
Dienstag, 20. November 2018, 18.00 Uhr
Hörsaal I im Sowi-Gebäude, Universitätsstraße 15
Sophia forscht, der Zusammenschluss der Wissenschaftlerinnen der Katholisch-Theologischen Fakultät, lädt zur mittlerweile 4. Herlinde-Pissarek-Hudelist-Vorlesung mit der Philosophin und Theologin Andrea Günter aus Freiburg i. Br., die einen Vortrag zu aktuellen Fragen der Geschlechterdiskussion hält.
Sind die (kirchen-)öffentlichen Debatten festgefahren? „Fundamentalistischer Druck scheint feministische Ambitionen als universitäre Hirngespinste von Gender-Theoretikerinnen torpedieren zu können.“ Günter sieht eine Frontstellung zwischen Frauenfreiheitsbewegungen und Blaustrumpffeinden des 18. und 19. Jahrhunderts wieder auferstehen. Sie zeigt auf, wie Erkenntnistheorie und Politik verbunden werden können. Es geht ihr um eine Überwindung der Extreme. Günter ist überzeugt: „Gerechtigkeit ist die Orientierungsgröße menschlichen Seins, dies betrifft auch Geschlechterverhältnisse.“
*Blaustrumpf: abwertend für intellektuelle Frau, 18./19. Jh.
Verurteilung des Origenes – Kaiser Justinian und das Konzil von Konstantinopel 553
Do, 29.–Fr, 30. November 2018
Dekanatssitzungssaal der Theologischen Fakultät, Karl-Rahner-Platz 1, 1. Stock
Kirchenvater oder Ketzer? An Origenes (185–254) scheiden sich die Geister. Was sich heute in aller Regel aber in den geregelten Bahnen der theologischen bzw. philosophischen Diskussion abspielt, war in der Spätantike weit mehr als nur ein akademisches Spezialistenthema. Spätestens unter Kaiser Justinian wurde es zum handfesten Politikum.
Diese Tagung, die im Rahmen der bestens etablierten Reihe „Kolloquien zum Nachleben des Origenes“ der Münsteraner „Forschungsstelle Origenes“ in Zusammenarbeit mit dem Innsbrucker Forschungszentrum „Synagoge und Kirchen“ durchgeführt wird, bietet internationalen Experten ein Forum des Austauschs. Sie ist zudem Teil eines universitären Forschungsseminars für Studierende.
Mensch-Roboter-Beziehungen auf dem Prüfstand
Austro-Canadian Ethics Workshop
Dienstag, 04. Dezember 2018, 14.00 Uhr
Claudiana (Claudiasaal), Herzog-Friedrich-Straße 3, 2. Stock
Die Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen werden im Alltag immer enger: Sogenannte „Smart Machines“ passen ihr Verhalten dem menschlichen Gegenüber an und treffen sogar autonome Entscheidungen, d.h. ohne auf menschliche Anweisungen zu warten. Roboter übernehmen aktive Aufgaben in der Pflege oder werden zu Gesprächspartnern und sozialen Gefährten. Die Fragen, die sich aus diesen engen Mensch-Maschine-Beziehungen ergeben, beschäftigen in erster Linie die Konsumenten, die oftmals verunsichert reagieren, aber auch Hersteller und Wissenschaftler: Sind diese Entwicklungen begrüßenswert? Findet eine Entmenschlichung unserer Lebenswelt statt? Wo soll die Autonomie von Maschinen enden?
Diesen und ähnlichen Fragen wollen Wissenschaftler der Universitäten Innsbruck, Wien und British Columbia am 04.12.2018 aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen nachgehen. Die von Georg Gasser und Claudia Paganini in Zusammenarbeit mit dem Kanadazentrum und dem WuV veranstaltete Tagung findet ab 14 Uhr im Claudiasaal statt.
Bekenntnisgebundenheit des Religionsunterrichts – ein Potential?
Tagung der Reihe „Zukunftsfähiger Religionsunterricht“
Do, 06.–Fr, 07. Dezember 2018
Kaiser-Leopold-Saal, Karl-Rahner-Platz 3, 2. Stock
Ist es eigentlich gut, dass in Österreich der Religionsunterricht von jeder Konfession separat gestaltet wird? Lernen wir nur in einer isolierten Vertiefung des Eigenen die Achtung vor Anderen?
Professoren und Professorinnen diskutieren den bekenntnisgebundenen Religionsunterricht: Abdullah Takim (Wien), Roman Siebenrock (Innsbruck), Thorsten Knauth (Duisburg-Essen), Mirjam Schambeck (Freiburg). Für die Weiterentwicklung von zukunftsfähigen Modellen ist eine Klärung von Konfessionalität notwendig. Verschiedene Perspektiven bieten eine Plattform für die Entwicklung einer Pluralitätsfähigkeit im Dialog mit Kirchen und Religionsgemeinschaften. Das Institut für Praktische Theologie (Kath.-Theol. Fakultät) und das Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik (Fakultät für LehrerInnenbildung) der Univ. Innsbruck sind Veranstalter. Ansprechperson: Annemarie Hochrainer, PhD.
Hugo Rahner SJ – ein Innsbrucker Kirchenhistoriker in den Brüchen der Zeit
Symposion anlässlich des 50. Todestages
Do, 17.–Fr, 18. Jänner 2019
Dekanatssitzungssaal der Theologischen Fakultät, Karl-Rahner-Platz 1, 1. Stock
Heute ist er der unbekanntere der beiden Rahner-Brüder. Seine feinsinnige Art, seine umfassende klassische Bildung und sein großes Engagement um das Fruchtbarmachen des christlichen Erbes für die Kultur der Gegenwart machten ihn aber lange Zeit zu einem Denker mit Weltruf.
Sein 50. Todestag bietet die Gelegenheit, den Patrologen, Kirchenhistoriker und Theologen Hugo Rahner (1900-1968) in seiner Bedeutung für heute neu zu entdecken. Die Vorträge dieses Symposions nähern sich aus unterschiedlichen Perspektiven seinem vielfältigen intellektuellen Profil. Es werden auch Doktoratsstudierende aus einem thematisch einschlägigen Forschungsseminar teilnehmen.