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Rückblick

Buch-Symposium „Expert Authority“ // Exkursion nach Rom // Buchpräsentation Wissenschaftlichkeit in der Theologie // Podiumsdiskussion zu Widerstand im Nationalsozialismus // HPH-Vorlesung zu gerechtem Frieden // Workshop zu babylonischen, biblischen und ägyptischen Texten // Tagung Innsbrucker Kreis // Aquinas Lecture // Tagung Sinnfluencing

Buch-Symposium „Expert Authority“ mit Thomas Grundmann

Book Symposium Expert AuthorityAm 30. und 31. Oktober 2024 fand am Institut für Christliche Philosophie ein Buch-Symposium mit Professor Thomas Grundmann (Köln) statt. Diskutiert wurde Grundmanns Manuskript Expert Authority and the Limits of Critical Thinking.

Um ein erfolgreiches Leben zu führen, ist es notwendig, Expert:innen zu vertrauen. Vertrauen macht uns aber verletzlich. Wenn mein Arzt mir sagt, dass eine Impfung für mich kein Risiko darstellt, und ich ihm glaube, gebe ich bis zu einem gewissen Grad den Versuch auf, mir selbst eine Meinung zu bilden. Dies ist eine potenziell gefährliche Situation. Selbst wenn mein Arzt kompetent und vertrauenswürdig ist, ist er nicht unfehlbar. Er könnte die Situation falsch einschätzen und mich falsch beraten. Angesichts der Risiken, die mit Vertrauen verbunden sind, haben viele argumentiert, dass Vertrauen sparsam eingesetzt werden sollte. Und wenn wir vertrauen, sollten wir dies auf eine Weise tun, die es uns ermöglicht, unsere Fähigkeit zum kritischen Denken aufrechtzuerhalten.

In seinem Manuskript Expert Authority and the Limits of Critical Thinking argumentiert Grundmann gegen diese auf den ersten Blick plausible Intuition. Wenn wir intellektuell gedeihen wollen, so Grundmann, sollten wir sehr oft unsere natürliche Tendenz zum kritischen Denken einschränken und uns dem Urteil der Expert:innen unterwerfen. Eine solche provokative These wirft viele Fragen auf. Welche Rolle bleibt der Autonomie innerhalb von Grundmanns Theorie? Ist es möglich, sich dem Urteil eines Experten zu unterwerfen, und dennoch autonom zu bleiben?

Diese und viele weitere Fragen wurden von den Philosoph:innen Sofia Bokros (Uppsala), Katherine Dormandy (Innsbruck), Rico Hauswald (TU Dresden), Christoph Jäger (Innsbruck), Hatice Kaya (Köln), Federica Malfatti (Innsbruck) und Johanna Stüger (Cambridge) auf dem Buch-Symposium mit dem Autor Thomas Grundmann diskutiert.

Die Veranstaltung, organisiert von Christoph Jäger und Federica Malfatti, wurde vom Doktoratskolleg Religionsphilosophie, vom TrAU!-Projekt und vom Erika-Cremer-Habilitationsprogramm der Universität Innsbruck gefördert.

(Federica Malfatti)

Exkursion nach Rom

Exkursion Rom. Bild: privatRömische Kurie, Apostolischer Stuhl, Heiliger Stuhl. Es handelt sich nicht nur um Begriffe, die im Theologiestudium immer wieder eine Rolle spielen und im kirchlichen Bereich für Leitung, Zuständigkeiten und Orientierung stehen. Nein, sie geben zunächst auch Rätsel auf. Wer hat welche Kompetenz? Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Papst? Für welche Angelegenheiten ist ausschließlich der Apostolische Stuhl zuständig? Oder: An wen muss man sich in so einem Fall genau wenden? Um diese Fragen zu klären, bietet es sich an, nach Rom zu reisen.

Eine Gruppe von 22 Lehrenden, Mitarbeitenden und vor allem Studierenden der Katholisch-Theologischen Fakultät von Innsbruck machte sich also unter der Leitung von Wilhelm Rees und Sabine Konrad (Fachbereich Kirchenrecht) auf den Weg nach Rom, um dort vom 3. bis 9. November 2024 eine Studienwoche zur Römischen Kurie zu absolvieren. Zusammen mit einer weiteren Gruppe der KU Linz (unter der Leitung von Andreas Graßmann) und Studierenden des postgradualen Studiengangs „Vergleichendes Kanonisches Recht“ widmeten sie sich intensiv der Frage nach der praktischen Arbeit der Römischen Kurie. Sie besuchten jeden Tag mehrere kuriale Einrichtungen, wie u. a. das Dikasterium für die Einheit der Christen, die Organe der Gerichtsbarkeit und das Dikasterium für die Glaubenslehre. Sie erfuhren, wie die Wunder für die Heiligsprechungsverfahren bewiesen werden, wie die Apostolische Pönitentiarie sich im Geheimen um das Heil der Seelen der Gläubigen kümmert, wer die Kompetenz zur Beurteilung von Missbrauchsfällen Minderjähriger hat, wie die Kurie die früheren und neuen Missionsgebiete betreut, und vieles mehr. Die Besuche an den Dikasterien boten die einmalige Gelegenheit, einmal direkt sowohl mit Leitungspersonen als auch mit Mitarbeiter:innen an der Kurie persönlich ins Gespräch zu kommen und nachzufragen. Bei Vatican News konnte die Gruppe lebendige Einblicke zur Entstehung der Presseberichte und den Abläufen am größten Dikasterium der Kurie mit seinen 40 Sprachredaktionen erhalten.

Auch außerkuriale Einrichtungen wurden besucht, wie die Hochschule der Benediktiner Pontificio Ateneo Sant’Anselmo, die deutschsprachige Gemeinde Santa Maria dell´Anima und das Institute of Anthropology (safeguarding in der Kirche).

Studierende und Lehrende der Theologie und des Kirchenrechts sammelten wertvolle Erfahrungen, die sich aus Büchern und Gesetzestexten nicht erschließen lassen. Reisen sind also niemals umsonst. Man kommt bereichert zurück, doch kosten tut es natürlich schon etwas: Neben einem Zuschuss durch die Universität erhielten die Studierenden auch noch eine erfreuliche Unterstützung durch die Diözese Innsbruck.

(Sabine Konrad)

Podiumsdiskussion zu kirchlichem Widerstand im Nationalsozialismus

Podiumsdiskussion Widerstand. Bild: Reinhold SiglUnter dem Titel „Zeugnisse der Hoffnung“ widmeten sich im November 2024 verschiedene Veranstaltungen in der römisch-katholischen Diözese Innsbruck dem kirchlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Tirol.

Zu den Programmpunkten gehörte auch eine Podiumsdiskussion an unserer Fakultät. Im Madonnensaal sprachen am Montag, 11. November 2024, der Publizist und Absolvent unserer Fakultät Martin Kolozs, Rudolf Leo vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und Verena Lorber, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Franz und Franziska Jägerstätter Institut der KU Linz, über „Widerstand und Verfolgung im katholischen Milieu in der NS-Zeit“. Diözesanbischof Hermann Glettler trug ein Grußwort bei und schlug so die Brücke zu den diözesanen Veranstaltungen.

Moderiert wurde das Podiumsgespräch von Dominik Markl SJ und Mathias Moosbrugger (beide vom Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie). So bestand auch eine enge Vernetzung zum Leokadia-Justman-Projekt, das sich derzeit ebenfalls intensiv der Erforschung der Geschichte Tirols im Nationalsozialismus widmet, und zur Ringvorlesung „Widerstand und Verfolgung junger Menschen in totalitären Systemen“, die Dominik Markl im Wintersemester 2024/25 für Hörerinnen und Hörer aller Fakultäten organisierte.

(Liborius Lumma)

Buchpräsentation zu Wissenschaftlichkeit der Theologie

Book launch Wissenschaftlichkeit der TheologieWelchen Stellenwert hat die Theologie an den Universitäten und im öffentlichen Leben? Worin liegt ihre Relevanz? – Diesen zentralen Fragen widmet sich ein neues Buch, das am 13. November 2024 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck präsentiert wurde. Der von Josef Quitterer gemeinsam mit Dirk Ansorge (Hochschule St. Georgen) und Faínche Ryan (Trinity College Dublin) herausgegebene Band Theology and the University versammelt vierzehn Beiträge, die – ausgehend von Reflexionen über die Universitäten als Orte der Wahrheitssuche überhaupt – der Frage nach dem Ort der Theologie zwischen ihrem Bezug zu Kirche und Glauben und ihrer Bewährung in säkularen Diskursen nachgehen.

Dieses Thema griff der an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen (PTH) lehrende Moraltheologe Martin Lintner in seinem Vortrag zur Präsentation auf. In der Präsenz der Theologie an den Universitäten sah Lintner „Herausforderungen und Chancen auf beiden Seiten“ – schließlich sei die Theologie herausgefordert, ihre Motivationsquellen und ihre kirchliche Bindung kritisch zu reflektieren und offenzulegen; auf der anderen Seite warne der „holistische“ Ansatz der Theologie die säkularen Wissenschaften vor einer „reduktionistischen Verkürzung“ ihres Selbstverständnisses und ihrer Wahrheitsansprüche. Im akademischen Kontext sei die Theologie besonders herausgefordert, ihre Wahrheitsansprüche den interdisziplinären wissenschaftlichen Diskursen auszusetzen und transparent zu machen. Damit setze sie sich, die eigene religiöse Überzeugung sowie ihre Sinnsuche der Kritik aus und mache sich verletzbar. Dies sei jedoch notwendige Voraussetzung, um im wissenschaftlichen Diskurs zu bestehen, so Lintner.

(Katholische Presseagentur Kathpress – gekürzt)

9. Pissarek-Hudelist-Vorlesung zu gerechtem Frieden

Regina Elsner. Bild: Regina Elsner/Ök. InstitutAm 21. November 2024 lud „Sophia forscht“, die Gruppe wissenschaftlich tätiger Frauen der Katholisch-Theologischen Fakultät Innsbruck, zur 9. Pissarek-Hudelist-Vorlesung. Zu Gast war die renommierte Münsteraner Ostkirchenkundlerin Prof. Regina Elsner. In ihrem Vortrag nahm Regina Elsner das Konzept des „gerechten Friedens“ und seine Grenzen bei der Behandlung von Geschlechterfragen in den Blick. Dieses Thema hat eine besondere Aktualität angesichts von Russlands Krieg gegen die Ukraine, in der die vermeintliche Bedrohung durch liberale westliche Gesellschaften und Prinzipien eine besondere Rolle spielen. Elsner argumentierte, dass die mangelnde Beachtung der Geschlechtergerechtigkeit in christlichen Konzepten der sozialen Gerechtigkeit und der Menschenrechte die Fortsetzung geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung ermöglicht, was zu Konflikten und Instabilität beitragen kann. Die Russische Orthodoxe Kirche hat die ökumenischen Gespräche über viele Jahre genutzt, um traditionelle Werte gegenüber universellen Menschenrechten auszuspielen, sodass auch ein ökumenisch entwickeltes Konzept wie das des „gerechten Friedens“ Fragen der Geschlechtergerechtigkeit ausklammert. Religiöse Akteure, die sich an Friedensbemühungen für die Ukraine beteiligen, seien darum herausgefordert, die Geschlechterfrage als zentralen Aspekt der Gerechtigkeit ernst zu nehmen, anstatt sie als Randthema zu behandeln oder sich gar mit dem angeblich legitimen Kampf gegen die sogenannte Gender-Ideologie zu verbünden.

Die gesamte Vorlesung kann auf der Video-Plattform der Universität Innsbruck nachgehört werden: https://vimeo.com/1035113894/33062f28e6

(Regina Elsner/Michaela Quast-Neulinger)

Internationaler Workshop zu babylonischen, biblischen und ägyptischen Texten

Workshop Babylonische Texte. V.l.n.r.: Michael Jursa (Wien), Benedetta Rossi (Rom), Holger Kockelmann (Leipzig), Céline Debourse (Cambridge, MA), Luigi Santopaolo (Rom), Peter Dubovský (Rom), Stefan Pfeiffer (Halle), Nathan Wasserman (Jerusalem), Daniel von Recklinghausen (Tübingen), Martin Lang (Innsbruck), Dominik Markl (Innsbruck). Bild: Maksym Verbytskyi.Unter dem Titel „Late Babylonian, Egyptian and Biblical Priestly Texts in Comparative Perspective“ versammelten sich Fachleute aus Bibelwissenschaft, Altorientalistik und Ägyptologie zu einem Workshop am 19. und 20. Dezember 2024. Dominik Markl SJ war Gastgeber beim Treffen unter der Leitung von Céline Debourse von der Harvard University und Peter Dubovský, Präsident des Päpstlichen Bibelinstituts in Rom. In persischen, hellenistischen und römischen imperialen Kontexten transformierten regionale Tempelpriesterschaften um die Zeitenwende alte religiöse Traditionen, um teils in Abgrenzung von, teils in Kooperation mit der imperialen Oberherrschaft religiöse kollektive Identitäten zu stärken. Diese für die Entstehung des Judentums und des Christentums religionsgeschichtlich bedeutsame Dynamik wird in dieser Forschungsgruppe erstmals systematisch in ihren ägyptologischen und altorientalistischen Kontexten vergleichend analysiert.

Tagung des Innsbrucker Kreises von Moraltheolog:innen und Sozialethiker:innen

Tagung Innsbrucker KreisMit „Menschen, Maschinen, Moral“ standen ethische Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI) im Zentrum der 51. Tagung des Innsbrucker Kreises vom 2. bis 4. Jänner 2025. An die vierzig Moraltheolog:innen und Sozialethiker:innen diskutierten aktuelle Forschungen und Fragestellungen. Zu Beginn wog Armin Grunwald (Karlsruhe) zwischen KI als Erweiterung und KI als Eingrenzung der menschlichen Autonomie ab. Peter Kirchschläger (Luzern) stellte die Bemühungen um die Schaffung der Internationalen Agentur für datenbasierte Systeme (IDA) vor, die auf den Menschenrechten aufbauend eine globale Regulierung von KI vorantreiben soll. Andreas Trügler (Graz) fragte nach der Zukunft von KI im naturwissenschaftlich-technischen Bereich und zeigte sowohl erfolgversprechende als auch kritische Bereiche auf.

Den engagiert diskutierten Vorträgen folgten Arbeitskreise: Bernhard Koch (Hamburg) behandelte Autonome Waffensysteme und Militärethik, Dirk Fischer (München) ethische Fragestellung bei der Entwicklung von Rettungsdrohnen. Thomas Gremsl (Graz) und sein Team (Christoph Spöck, Eugen Dolezal, Michael Ackerl, Roman Werner) befassten sich mit Medien, Macht und Demokratie in der digitalen Öffentlichkeit. Kerstin Schlögl-Flierl (Augsburg) stellte Forschungen zum KI-Einsatz in der Medizin vor, die u. a. der Frage nachgingen, was es braucht, dass Patient:innen und Ärzt:innen vertrauen. Wolfgang Palaver (Innsbruck) schließlich erörterte die Aussagen von Papst Franziskus zu Frieden und KI. Eine anregende, vom Team aus Graz interaktiv gestaltete Einheit schloss die inhaltlichen Debatten ab.

Die Tagung umrahmten eine Alpenzoo-Führung von Josef Ascher und der Besuch der Vierschanzentournee. Dank geht an das inhaltliche Vorbereitungsteam sowie an die Pfarre Hötting, die es ermöglichte, die Morgengottesdienste in der Theresienkirche zu feiern.

Die 52. Tagung des Innsbrucker Kreises wird vom 14. bis 16. September 2026 zum Thema „Tugenden. Wegweiser liberaler Demokratien?“ stattfinden.

(Gertraud Ladner)

Aquinas Lecture 2025 und Masterclass mit Anna Marmodoro

Aquinas LectureZur diesjährigen Aquinas Lecture am 29. Januar 2025 hatte das Institut für Christliche Philosophie die Ehre, Anna Marmodoro willkommen zu heißen. Trotz ihres kürzlichen Antritts der Leonard-and-Elizabeth-Eslick-Professur an der Universität Saint Louis ist sie erfreulicherweise unserer Einladung gefolgt.

Anna Marmodoro hat sich durch zahlreiche systematische und historische Publikationen auf dem Gebiet der antiken und mittelalterlichen Philosophie sowie der zeitgenössischen Metaphysik einen herausragenden Ruf erworben. Die unter dem Titel „The Ontology of Individual Particulars“ stattgefundene Aquinas Lecture widmete sich der traditionsreichen philosophischen Frage, wie ein Einzelding – z. B. dieser Tisch, dieses Glas, diese Banane – ein konkretes Dieses-Da („this x“) sein kann und zugleich nur als Mitglied seiner Klasse („x something“) verstanden wird. Im Dialog mit zeitgenössischen Lösungen und unter Rückgriff auf Texte der platonisch-aristotelischen Tradition entwickelte Marmodoro in ihrem reichhaltigen Vortrag den Versuch einer innovativen Neubewertung dieses klassischen Problems der Ontologie. Die daran anschließende lebhafte Diskussion der Zuhörer:innen verdeutlichte das bis heute nicht schwindende Interesse an dieser und angrenzenden Fragen.

Auf Initiative einiger Institutsmitglieder konnte am selben Tag eine Masterclass mit Anna Marmodoro in kleinerem Rahmen organisiert werden. Inhalt der Masterclass war die Diskussion eines noch nicht veröffentlichten Aufsatzes Marmodoros, der den Kausalitätsbegriff in Augustinus’ Frühschrift De Ordine thematisiert. Zur Vorbereitung wurde der Text in einem institutsübergreifenden Lesekreis eingehend erarbeitet. Diese Vorarbeit ermöglichte eine fruchtbare Auseinandersetzung mit Marmodoros Interpretation und eröffnete weiteren Raum für zahlreiche philosophische Fragen.

Allen Beteiligten sei für ihre Mithilfe herzlich gedankt.

Video der Veranstaltung.

(Thomas Seissl)

Tagung „Sinnfluencing“ im digitalen Zeitalter. Religiöse Bildung im Spannungsfeld pluraler Sinnstiftungen und Deutungsansprüchen

Tagung Sinnfluencing. V.l.n.r.: Regina Polak, Helga Kohler-Spiegel, Ayşe Almıla Akca, Aslıgül Aysel, Mehmet H. Tuna. Bild: Johannes HärtingDie 6. Tagung in der Reihe „Zukunftsfähiger Religionsunterricht“, die am 27. Februar 2025 stattfand, widmete sich grundlegenden Fragen religiöser Bildung angesichts vielfältiger Sinnangebote, mit denen junge Menschen im virtuellen Raum konfrontiert sind. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Keynote von Regina Polak, die aus einer religionssoziologischen und christlich-theologischen Perspektive einen ernüchternden Einblick in die jüngsten Forschungsergebnisse der Studie „Was glaubt Österreich“ gab und sich dabei vor allem auf die Altersgruppe der 14–25 Jährigen fokussierte. Angesichts der Tatsache, dass der Glaube an einen personalen Gott radikal schwindet, gelte es gerade in der Pastoral und im Religionsunterricht die katechetische Dimension neu zu überdenken, der „Reflexion von (spirituellen) Erfahrungen“ Raum zu geben und „Mut zur Theologie“ zu zeigen.

Ayşe Almıla Akca und Aslıgül Aysel, Post-Doc-Mitarbeiterinnen am Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik in Innsbruck, entführten die Teilnehmer:innen in die Welt der Influencer:innen und zeigten auf, wie die religiöse Deutungsvielfalt in sozialen Medien durch Algorithmen wieder verengt wird. Sie sehen in der Förderung von kritischem Denken ein wesentliches Ziel religiöser Bildung.

Helga Kohler-Spiegel ging angesichts der erschreckend hohen Zahl an psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen (Lancet, August 2024) deren Ursachen nach und plädierte für den Aufbau verlässlicher Beziehungen jenseits der virtuellen Welt. So können u. a. Selbstwirksamkeit und Resilienz gefördert werden.

Am Nachmittag stellten Forscher:innen aus dem Bereich der islamischen und katholischen Religionspädagogik konkrete Studien vor, die das breite Feld der Herausforderungen durch Tik-Tok, Instagram und Co für den schulischen Religionsunterricht aber auch für die Lehrer:innenbildung facettenreich aufzeigten. 

(Maria Juen, Antigona Shabani)

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