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Forschung

Forschungsprojekt Leokadia Justman // Forschungstag zu Spiritualität // Kolloquium „Trinitarische Technikanthropologie“ // Neuerscheinungen

Leokadia Justmans Überlebensgeschichte

Leokadia JustmanAm 18. Januar 1945 um 18.30 Uhr brachen Leokadia Justman und Marysia Fuchs, zwanzigjährige jüdische Frauen aus Polen, aus dem Innsbrucker Polizeigefängnis aus, das sich im Bereich der jetzigen Raiffeisen-Passage zwischen Südtirolerplatz und Adamgasse befand. Fünf Polizeibeamte halfen, den Ausbruch zu planen und zu vertuschen. Einer der Beamten brachte Leokadia und Marysia im Innsbrucker Stadtteil Saggen unter. Drei Frauen halfen mit, sie zu verstecken und in die Gegend von Zell am See entkommen zu lassen, wo sie das Kriegsende überlebten. Diese acht Personen sind seit 1980 von Yad Vashem in Jerusalem als Gerechte unter den Völkern anerkannt. Doch ist diese Geschichte in Tirol bisher weitgehend unbekannt.

Dominik Markl und Niko Hofinger vom Stadtarchiv Innsbruck haben ein Forschungsprojekt zu Justmans Erinnerungen gestartet, die sie 19451946 in Innsbruck in polnischer Sprache auf fast 500 Seiten niederschrieb. Im Jänner 2025 soll zum 80. Jahrtag des Ausbruchs der jungen Frauen sowie der Befreiung von Auschwitz eine deutschsprachige Ausgabe der Erinnerungen Justmans im Tyrolia-Verlag erscheinen. Zugleich wird eine wissenschaftliche Online-Edition vorbereitet. Die Dokumente aus Justmans Nachlass wurden von ihrem Sohn Dr. Jeffrey Wisnicki (Florida) zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv und anderen Institutionen entwickelt. (Dominik Markl)

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie hier.

Die spirituelle Relevanz unserer Theologie und Philosophie

4. Forschungstag der Theologischen Fakultät im DekanatssitzungssaalAm 18. Dezember 2023 fand der bisher vierte Forschungstag der Theologischen Fakultät statt. Das Thema „Spiritualität“ steht im Zusammenhang mit der laufenden Profilbildung unserer Fakultät. Auch über christliche und religiöse Zugehörigkeiten hinaus gibt es ein großes Bedürfnis nach Spiritualität. Eine Theologie und Philosophie, die „gut zum Leben“ ist, kann ein starker Anreiz sein, in Innsbruck diese Fächer zu studieren. Allerdings muss zugleich deutlich werden, dass und wie Spiritualität nicht bloß Anwendung oder Ausschmückung, sondern als leitende Grundausrichtung des theologischen und philosophischen Forschens und Lehrens an unserer Fakultät mitgegeben ist. Was ist das Spirituelle an unseren Theologien und Philosophien? Welche Ansätze und Potenziale finden wir in Innsbrucker Traditionen sowie in der gegenwärtigen Forschung und Lehre?

Vorgetragen wurden acht Beiträge aus den Bereichen Psychologie und Spiritualität (Johannes Panhofer, Enrico Grube), spirituelle Anstöße aus dem Alten Testament (Dominik Markl, Katherine Dormandy) sowie spirituelle Erfahrung und Alltagsmystik (Bruno Niederbacher, Benedikt Collinet, Willibald Sandler). An jeden Beitrag schloss sich ein respondierendes Koreferat aus einem jeweils anderen Institut an.

Die Forschungstage wollen eine institutsübergreifende theologische Interdisziplinarität fördern. Aus diesem Grund und wegen der besonderen inhaltlichen Dichte dieses Forschungstages war eine Ausweitung der Teilnehmenden auf Studierende und andere Interessierte leider nicht möglich, obwohl Interesse dafür bestanden hätte. Deswegen ist für das Studienjahr 2024/25 eine Ringvorlesung in Planung, um die Beiträge des Forschungstages für Studierende und in Verbindung damit für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch eine Publikation ist in Überlegung. (Willibald Sandler)

Kolloquium Trinitarische Technikanthropologie

Teilnehmer*innen des Kolloquiums im DekanatssitzungssaalVom 23. bis 25. November 2023 fand an unserer Fakultät ein internationales Kolloquium zum Thema „Trinitarische Technikanthropologie“ statt, an dem vor allem Nachwuchsforscher*innen teilnahmen. Grundlage der Diskussion des Kolloquiums war ein Arbeitspapier, das Johannes Hoff (Innsbruck) gemeinsam mit Oliver Dürr (Fribourg) verfasst hatte. Darin wird die These vertreten, dass der Mensch nur im Dreiklang von Natur, Kultur und Technik verstanden werden kann, wobei Technik in einem weiten Sinne verstanden wird und auch Kulturtechniken einschließt. Im Hintergrund steht eine Beschäftigung mit christlich-anthropologischen Traditionen von Augustinus bis Nikolaus von Kues.

Die Teilnehmer*innen antworteten auf die Ausgangsthesen von Hoff und Dürr aus ihren jeweiligen philosophischen und theologischen Perspektiven heraus: Den historischen Hintergrund dreigliedriger Anthropologie stellten Christian Fröhling (Mainz) mit Bezug auf Meister Eckhart und Enrico Grube (Innsbruck) mit Bezug auf Augustinus vor. Caroline Helmus (Köln) stellte kritische Bezüge zur gegenwärtigen deutschen Transzendentaltheologie Thomas Pröppers her, während Alessandro de Cesaris (Turin) sie in Beziehung zu Kants später Anthropologie und zeitgenössischer Medienphilosophien setzte. Jan Juhani Steinmann (Paris) verortete die Frage im Blick auf eine Theologie der ‚Vergöttlichung‘ (Theosis), während Nicolas Matter (Fribourg) die Thematik aus der Perspektive einer leibphänomenologischen und narratologischen Theologie behandelte.

Der Zusammenklang dieser vielfältigen theologischen Ansätze wurde von den Teilnehmer*innen als sehr inspirierend und fruchtbar erfahren. Dabei erwies sich die Trinitarische Technikanthropologie als vielversprechender, viele theologische Traditionen überspannender Ansatz, der auf die gegenwärtigen Herausforderungen der Digitalisierung und des Transhumanismus fundierte Antworten zu bieten hat. Die Beiträge des Kolloquiums werden Anfang 2025 in überarbeiteter Form als Sonderheft der Zeitschrift für Theologie und Philosophie herausgegeben. (Enrico Grube)

Neuerscheinungen

Buchcover Building a Book of BooksMichael Dormandy:

Building a Book of Books. Textual Characteristics of the Early Greek Majuscule Pandects (Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung 54).

De Gruyter Berlin 2024, 382 S.
ISBN 978-3-11-099457-5 (gebunden)
ISBN 978-3-11-098127-8 (eBook)

This book analyses how the early Greek whole-Bible manuscripts (pandects) change and preserve the text. Dormandy refutes the method based on singular readings and so investigates all the ways in which each pandect differs from the initial text, both changes introduced by its own scribe and by the scribes of earlier manuscripts. He surveys sample chapters in John, Romans, Revelation, Sirach and Judges (including discussing the “new finds” of Sinaiticus). Dormandy’s observations of Codex Ephraemi challenge accepted transcriptions. Dormandy argues that Sinaiticus and Vaticanus may plausibly have been made in response to commissions by Constantine and Constans. Dormandy concludes that generally, across all the Biblical books considered, the pandects preserve the initial text well. Transcriptional and linguistic variations are more common than harmonisations or changes of content. The more precise profiles of each manuscript vary between Biblical books. The pandects thus create bibliographic unity from textual diversity. This shows their significance in the history of the Christian Bible: they reflect in bibliographic form the hermeneutical move to consider all the books of the Christian Bible as one corpus.

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Buchcover Für den Frieden kämpfenWolfgang Palaver:

Für den Frieden kämpfen. In Zeiten des Krieges von Gandhi und Mandela lernen. Friedensethische Überlegungen

Tyrolia Verlag Innsbruck 2024, 120 S.
ISBN 978-3-7022-4179-7

Terroranschläge, Kriege, Aufrüstung – ob Ukraine, Israel/Palästina oder Äthiopien: In vielen Teilen der Welt scheint Frieden in weite Ferne gerückt zu sein. Wolfgang Palaver nimmt die Gedanken und spirituellen Quellen von Mahatma Gandhi und Nelson Mandela zur Gewaltfreiheit als Ausgangspunkt seiner friedensethischen Überlegungen. Seine Erkenntnisse verbindet er mit den Aussagen bekannter Friedensdenker wie Václav Havel, Dietrich Bonhoeffer oder Papst Franziskus. Nicht blinder Pazifismus ist demnach gefragt, sondern verantwortetes und spirituell verwurzeltes Handeln im Sinne der Gerechtigkeit.

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Buchcover Pluralität durchlebenPetra Juen:

Pluralität durchleben. Religionen- und konfessionenübergreifende Zusammenarbeit an Tiroler Höheren Schulen (Studien zur interreligiösen Religionspädagogik 7).

Kohlhammer Stuttgart 2023, 258 S.
ISBN 978-3-17-042484-5


Religionen- und konfessionenübergreifende Zusammenarbeit findet seit Jahren in unterschiedlichen Formen an Tiroler Schulen der Sekundarstufe II statt. AkteurInnen evaluieren, adaptieren und entwickeln diese dabei laufend weiter. Diese Studie bietet einen Einblick in Grundsätzliches, in die Dynamik dieser Zusammenarbeit und in Muster, welche sich auch über dieses regionale Beispiel Westösterreichs hinaus an anderen Orten und in anderen Kontexten abspielen. Konkret fokussiert sich diese Studien auf die qualitativ-empirische Analyse der Sichtweisen von Schulleitungen sowie christlichen und muslimischen Religionslehrpersonen. Durch die Verschränkung der Schulleitungsperspektive mit der Lehrpersonenperspektive zeigen sich unterschiedliche Herausforderungen, Chancen und Grenzen auf systemischer, inhaltlicher und individueller Ebene. Gleichzeitig wird deutlich, dass die RuKüZa Teil einer zukunftsfähigen religiösen Bildung ist, die interreligiöse, inklusionsorientierte sowie migrations- und pluralitätssensible Dimensionen in sich schließt.

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Buchcover Der PfarrerAndreas E. Graßmann, Wilhelm Rees (Hg.):

Der Pfarrer – ein herausgeforderter Amtsträger. Aufgaben, Rechte, Pflichten und Perspektiven eines kirchlichen Berufs

Pustet Verlag Regensburg 2023, 552 S.
ISBN 978-3-7917-3451-4


Kirchliche Ämter stehen in vielerlei Hinsicht im Feuer der Kritik – und die Amtsträger damit vor enormen Herausforderungen. Angesichts der gravierenden Verunsicherung auf allen Ebenen der Kirche tut eine gediegene Aufklärung über die Aufgaben, Rechte, Pflichten, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten des Pfarrers not. Was ist seine ureigene Funktion in der Gemeinde, welche Pflichten hat er in Bezug auf die Gemeindeleitung, den Verkündigungsdienst, die Sakramentenspendung, die Liturgie, die Vermögensverwaltung? In welcher Beziehung steht der Pfarrer zum Bischof, zum Vorgesetzten im Dekanat, zu den pfarrlichen Räten, zu seinen Mitarbeiter:innen? Vor welchen Herausforderungen steht er angesichts immer größer werdender Pfarreienverbände, der gravierenden Reformforderungen vieler Gläubigen oder der Diskussion um nichtpriesterliche Gemeindeleiter*innen?

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