Kinderschutz im Zentrum
Bereits im WS 2017/2018 war nach einem Treffen mit P. Hans Zollner SJ (CCP) in Gesprächen mit Vertretern der Diözese Innsbruck, Vertreterinnen des Rektorats der Universität und dem Dekanat der Theologischen Fakultät die Notwendigkeit einer derartigen Lehrveranstaltung allseits betont worden. Im abgelaufenen Wintersemester konnte nun das Seminar zum Kinderschutz in Kooperation mit dem Centre for Child Protection (CCP) der Päpstlichen Universität Gregoriana, der Stabsstelle für Kinder- und Jugendschutz der Diözese Innsbruck, den Tiroler Kinderschutzzentren und der Theologischen Fakultät erstmals angeboten werden.
Das Interesse der Studierenden war derart groß, dass das Seminar doppelt geführt wurde. Mit Martin Schölzhorn, Johannes Panhofer und Gertraud Ladner waren mit dem Thema erfahrene Lehrende befasst: Schölzhorn ist Psychotherapeut und Klinischer Psychologe, Fachbereichsleiter im Kinderschutzzentrum Innsbruck und hat sowohl mit Opfern als auch Tätern gearbeitet; Panhofer, Psychotherapeut und Theologe, war Mitarbeiter im Kinderschutzzentrum Tangram; Ladner hält seit über zehn Jahren Lehrveranstaltungen zu Gewalt im sozialen Nahbereich. Sie arbeiteten in der Vorbereitung der Präsenzanteile des Blended-learning-Programms intensiv zusammen.
Die Teilnehmenden – Studierende verschiedener Fakultäten sowie Mitarbeitende der Diözese Innsbruck – fanden die Lehrveranstaltung „intensiv und wichtig“. Ihre präzisen inhaltlichen Rückmeldungen werden in zukünftige Seminare einfließen. (Gertraud Ladner)
Künstliches Licht, geblendete Herzen. Wozu Advent?
VolkXtheologie am 16. November 2018 im Studio 3 des ORF
Musikalisch wurde der Abend von Jesse, Simon und Andi begleitet. Die Musiker (einer von ihnen studiert an unserer Fakultät) wurden stürmisch gefeiert.
Die nächste Ausgabe der VolkXtheologie ist für Donnerstag, den 11. April 2019, um 19.30 Uhr im Studio 3 (ORF Landesstudio Tirol) geplant. (Józef Niewiadomski)
Gerechtigkeit für alle?
4. Herlinde-Pissarek-Hudelist-Vorlesung am 20.11.2018
Rund 40 Hörerinnen und Hörer folgten Günters Ausführungen. Ein Gerechtigkeitsdenken, wie es der griechische Philosoph Aristoteles ausarbeitet, mache Menschen zu Dingen. „Gerechtigkeit ist jedoch ein Streben, das in den Menschen wohnt. Sie ist immer personen- und situationenbezogen!“ Günter meint: „Wir können Unrecht beklagen, aber bestimmen, was Gerechtigkeit letztlich inhaltlich ist, können wir nicht.“ Menschen nicht als isolierte Individuen zu sehen, sondern immer als „gemeinschaftliche“ Wesen (Platon) zu verstehen, ist Günter wichtig.
In Günters Theorie, die an Platon und Hannah Arendt anknüpft, wirkt die Zukunft auf das Heute herein. „Wir müssen von solchen Versprechen ausgehen, die wir auch morgen noch halten können.“ Ein Beispiel: Zwei Menschen schließen miteinander einen Vertrag und übernehmen gegenseitig Pflichten und Verantwortung. Nun klagen gleichgeschlechtlich Liebende, dass ihrer verbindlichen Pflichtgemeinschaft Anerkennung verwehrt bleibe. Durch so eine Kritik kann ein Dialog, der zu mehr Gerechtigkeit führt, in Gang kommen. „Gerechtigkeit ist eine Orientierungsgröße des menschlichen Seins. Dies betrifft auch Geschlechterfragen.“ (Irmgard Klein)
Verurteilung des Origenes – Kaiser Justinian und das Konzil von Konstantinopel 553
Tagung vom 29.–30. November 2018
Nun kam Origenes wieder nach Innsbruck, diesmal jedoch unter ausdrücklich historisch-patrologischen Vorzeichen. Thomas Karmann konnte im November 2018 die achte Auflage der renommierten Vortragsreihe „Kolloquien zum Nachleben des Origenes“ an die hiesige Fakultät holen. Bislang war immer Münster i.W. der Austragsort gewesen, da die „Forschungsstelle Origenes“ an der dortigen Universität angesiedelt ist. Ihr umtriebiger Leiter Alfons Fürst – gegenwärtig wohl der Origenes-Kenner im deutschsprachigen Raum – ließ sich verführen, für Innsbruck diese Tradition zu brechen. Er wurde nicht enttäuscht: „Die beste Tagung bisher!“, so sein begeistertes Resümee.
Es war tatsächlich eine eindrucksvolle Veranstaltung. Trotz des sehr spezifischen Themas zur Rezeption des Origenes bei Kaiser Justinian und auf dem 2. Konzil von Konstantinopel, war der Dekanatssitzungssaal zeitweilig überbesetzt, von interessierten Fakultätsangehörigen, aber auch von zahlreichen Studierenden. Sie erlebten einen spannenden Reigen von Vorträgen, die aus verschiedenen Blickwinkeln der Frage nachgingen, wie es dazu kommen konnte, dass Origenes, der lange Zeit als Inbegriff der theologischen Gelehrsamkeit galt, im Umfeld der Religionspolitik Justinians nachhaltig verketzert wurde. Die Tagung war so auch eine Lehrstunde darüber, welche Formen die Politisierung von Theologie bzw. die Theologisierung von Politik annehmen kann – ein Thema, das heute so akut ist wie vor eineinhalb Jahrtausenden. Und wer nicht dabei sein konnte: Man darf sich auf die zeitnah zu erwartende Publikation der Vorträge in der Reihe „Adamantiana“ freuen! (Mathias Moosbrugger)
Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie
Von Metaphern und Maschinen
Austro-Canadian Roboethics-Workshop am 04.12.2018
Eröffnet wurde der Workshop in der bis auf den letzten Platz gefüllten Claudiana von der Südtiroler Medienwissenschaftlerin Claudia Gerstl mit ihrer spannenden Präsentation über die vielfältigen Formen von Beziehungen zwischen Robotern und Menschen in Science-Fiction-Filmen. Diese Aufmerksamkeit auf das menschliche Reden von Robotern griff dann der Medienpädagoge und Kommunikationswissenschaftler Theo Hug auf, indem er sich den Metaphern zuwandte, mit denen wir uns auf Roboter beziehen. Dabei kritisierte er, dass wir angesichts der komplexen Probleme der Gegenwart ausgerechnet nach technischen Lösungen suchen. In eine ähnliche Richtung sollten am Abend auch die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion, die Physikerin, Informatikerin und Soziologin Ina Wagner (Multidisziplinäres System-Design, TU Wien) und der Philosoph und Pflegewissenschaftler Patrick Schuchter (Uni Graz) gehen, wenn sie davor warnten, die anspruchsvollen Herausforderungen des Pflegesystems undifferenziert durch das Allheilmittel Roboter lösen zu wollen.
Der kanadische Ingenieur Mike von der Loos (UBC Vancouver) dagegen präsentierte einen grundsätzlich positiven Zugang und der Philosoph Georg Gasser beschäftigte sich mit der (un)möglichen Freundschaft zwischen Mensch und Maschine. Alles in allem wurde in diesem sehr dichten Workshop das zunehmend relevante Themenfeld Roboterethik aus dem Blickwinkel von Robotik, Informatik, Medienwissenschaft, Philosophie und Pflegewissenschaften solide umrissen und damit der Grundstein für eine weitere interdisziplinäre Zusammenarbeit gelegt. (Claudia Paganini)
Bekenntnisorientierung als Bildungspotenzial für alle
Tagung zum Religionsunterricht vom 06.–07. Dezember 2018
Im Mittelpunkt standen der Bekenntnisbegriff und zukunftsfähige Modelle von Religionsunterricht. Der islamische Theologe Abdullah Takim betonte, dass sich „Dialogfähigkeit und Bekenntnisgebundenheit nicht ausschließen“. Religion habe die Aufgabe, „nicht nur ideologiekritisch nach außen“ zu wirken, sondern auch selbstkritisch nach innen „und den Dialog mit anderen Religionen und Wissenschaften zu suchen“. Roman Siebenrock wandte sich gegen einen konfessionalistisch verengten Bekenntnisbegriff und hob demgegenüber den diakonischen Charakter hervor. Auch hielt er eine Haltung der Kenosis für unverzichtbar, welche die Wahrheit und Werte des anderen fördere. Thorsten Knauth, Religionspädagoge aus Essen, strich mit dem Konzept des dialogisch-religionsbezogenen Unterrichts die radikale Subjektorientierung hervor, nach der der Religionsunterricht von den Fragen der Schüler und Schülerinnen auszugehen habe. Mirjam Schambeck appellierte an die Religionsgemeinschaften, Mut zur Entwicklung von Neuem zu haben. Sie präsentierte das Modell eines positionalen kooperativen Religionsunterrichts „im Klassenverband“. Ihrer Meinung nach könnte die Kooperation der Religionen ein Modell darstellen, „wie die Gesellschaft produktiv mit Heterogenität“ umgehen kann. Ob dies möglich sein wird, hängt nach Schambeck davon ab, wie „mit Minderheiten und Machtansprüchen im Rahmen der Zusammenarbeit“ umgegangen wird. (Martina Kraml / Maria Juen)
Institut für Praktische Theologie
Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik
Hugo Rahner SJ – ein Innsbrucker Kirchenhistoriker in Brüchen der Zeit
Symposion zum 50. Todestag vom 17.–18. Jänner 2019
Und doch wurde er nach seinem Tod 1968 sehr schnell nahezu völlig vergessen. Sein humanistisches Bildungsideal galt als überholt, seine Sprache wirkte auf viele antiquiert.
Nun bot sein 50. Todestag die Gelegenheit, sich an eine Re-Evaluation zu wagen: Bietet dieser Kirchenhistoriker aus einer anderen Zeit möglicherweise doch wertvolle Impulse für die Gegenwart? Auf einem vom Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie und vom Forschungszentrum „Synagoge und Kirchen“ organisierten Symposion wurde diese Frage aus verschiedenen – historischen, systematischen, biographischen und pastoraltheologischen – Perspektiven angegangen. Der Tenor fiel eindeutig aus: Hugo Rahner gehört bei allen Eigenheiten und bei aller Kritik auf das theologische Tapet! Er gehört gelesen und studiert, weil er sensibel macht für die großen Fragen der Theologie, der Kirche und der Gesellschaft von heute, die denen seiner Zeit gar nicht so unähnlich sind.
Ob man deswegen den „Karl-Rahner-Platz“ vor der Innsbrucker Theologischen Fakultät in „Hugo-und-Karl-Rahner-Platz“ umbenennen muss, ist zwar (noch) fraglich. Die spannenden und vielfältigen Vorträge ausgewiesener Expertinnen und Experten, die noch heuer im Druck erscheinen sollen, haben aber sehr klar gemacht, dass man Hugo Rahner nicht noch einmal vergessen sollte. Wir bleiben dran! (Mathias Moosbrugger)
Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie
Aquinas Lecture 2019
Feier des 90. Geburtstags von Altrektor P. Otto Muck SJ am 30. Jänner 2019
Es geht nicht darum, das irgendwie Nützliche zu verfolgen, das spontan Leichte, die erstbeste Assoziation für der Weisheit letzten Schluss zu halten. Es geht darum, dem Priorität einzuräumen, was mittel- und langfristig gut tut: Dialog, Verstehen, Integration. Dazu kann gründliches Nachdenken und systematische Reflexion beitragen. In diesem Sinne ist auch eine Philosophie, deren Rationalität sich nicht auf technische Zwecke beschränkt, sondern sich auf grundlegende weltanschauliche Themen, auf Lebensorientierung bezieht, Prof. Mucks besonderes Anliegen. Sein Schüler Patrick Riordan hat es im Vortrag gekonnt auf den Punkt gebracht. Gefeiert wurde übrigens in drei Schritten: In einem Workshop mit Nikolaus Wandinger, Winfried Löffler und Christian Kanzian wurde der philosophische Ansatz von Otto Muck „Transzendentale Metaphysik“ unter verschiedenen philosophischen, aber auch theologischen Perspektiven beleuchtet: Texte von Emerich Coreth, dessen 100. Geburtstag wir 2019 feiern, und Karl Rahner wurden studiert. Im Festakt hoben Rektor Tilmann Märk und Dekan Josef Quitterer die Bedeutung des Geehrten für Universität und Fakultät hervor. Dabei wurden das Wirken und auch die Person Otto Mucks gewürdigt. Danach gab es den gewohnten philosophisch-dialogischen Ausklang, in dem noch lange, wie es Otto Muck gebührt, genetzwerkt, gescherzt, aber auch durchaus tiefgründig disputiert wurde. (Christian Kanzian)