In den Nachrichten dieser Wochen ist es unübersehbar: Österreich hat akuten Bedarf an qualifizierten Lehrkräften für alle Schultypen – das gilt auch für das Unterrichtsfach Religion. Die Berufsperspektiven für junge Menschen, die heute ein Lehramtsstudium beginnen, sind so hervorragend wie selten zuvor.
In der Ausbildung zukünftiger Lehrer*innen hat unsere Fakultät einen festen Platz. Die Verantwortung für das Lehramtsstudium liegt zwar bei der Fakultät für LehrerInnenbildung, aber die Katholisch-Theologische Fakultät trägt wesentliche Inhalte zum Unterrichtsfach Religion bei. Bei uns begegnen sich Studierende der Fachtheologie, der Philosophie, des Lehramtsstudiums und der Katholischen Religionspädagogik daher in vielen Lehrveranstaltungen, die sie miteinander teilen. Dank des interreligiösen Schwerpunkts unserer Fakultät gibt es auch gemeinsame Lehrveranstaltungen mit dem Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik.
Und wenn schon das Stichwort Religionspädagogik fällt: Das bei uns angebotene BA- und MA-Studium Katholische Religionspädagogik qualifiziert auch für den Religionsunterricht an Pflichtschulen. Mit unserer Curriculumsreform von 2021 haben sich zudem die Bedingungen für Studierende deutlich verbessert, die zwei Studienrichtungen zugleich studieren möchten.
Grund genug, einmal näher hinzuschauen und die beiden Personen zu Wort kommen zu lassen, die die Situation und die Rahmenbedingungen am besten kennen: Martina Kraml ist Professorin für Katechetik/Religionspädagogik und Religionsdidaktik an unserer Fakultät und zugleich Studiendekanin der Fakultät für LehrerInnenbildung; Senior Lecturer Maria Juen ist Studienbeauftragte für das Studium der Katholischen Religionspädagogik.
Man hört aktuell viel vom Lehrkräftemangel an österreichischen Schulen und von einer Reform des Lehramtsstudiums. Was hat es damit auf sich?
Martina Kraml: Ja, es besteht in einer Reihe von Fächern Lehrkräftemangel. Was die Reform des Lehramtsstudiums betrifft, ist viel in Diskussion. Im Moment gibt es aber noch keine gesetzlichen Grundlagen. Sicher ist, dass es im Falle von Veränderungen an der Studienarchitektur Überstiegsregelungen für die Studierenden geben wird. Man sollte sich durch die Diskussion also nicht daran hindern lassen, im Studienjahr 2023/24 mit dem Lehramtsstudium zu beginnen. Was das Lehramtsstudium betrifft, ist zu beachten, dass es ein Aufnahmeverfahren gibt. Die Registrierung und Absolvierung des Selbsterkundungsverfahrens kann vom 1. März bis 15. Mai erfolgen. Weitere Informationen dazu finden sich hier.
Für die Studien BA und MA Katholische Religionspädagogik wird sich nichts ändern.
Wie schaut es momentan mit der personellen Situation im Religionsunterricht aus und wie sind die Berufsaussichten für junge Studierende?
M.K.: Aktuell gehört Katholische Religion zu den Mangelfächern. Die Berufsaussichten sind ausgezeichnet. Religionslehrer*innen werden dringend gesucht. Sich mit Weltanschauung und Religion(en) auseinanderzusetzen, ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, für die es sehr gut ausgebildete Lehrer*innen braucht. Mit den an der Katholisch-Theologischen Fakultät angebotenen Studien (Bachelor- und Masterstudium Katholische Religionspädagogik bzw. dem im Verbund LehrerInnenbildung West angebotenen Unterrichtsfach Katholische Religion) erwirbt man sich hohe Qualifikationen und kann sich kompetent im Unterrichtssetting bewegen. Aufgrund der anerkannten akademischen Abschlüsse stehen den Absolvent*innen darüber hinaus auch die Türen für andere Berufe offen.
Kann man sich auch auf der Basis des Fachtheologiestudiums ein zweites Standbein an der Schule aufbauen?
Maria Juen: Ja, dafür gibt es ein sehr gutes Angebot an der Fakultät. Ich empfehle nach Abschluss des Diplomstudiums Katholische Fachtheologie das Masterstudium Katholische Religionspädagogik zu inskribieren und sich die fachwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen des Fachtheologiestudiums anerkennen zu lassen. Aufgrund der hohen Synergien zwischen beiden Studien bleiben nur noch die fachdidaktischen und schulpraktischen Lehrveranstaltungen sowie die Masterarbeit. Diese Möglichkeit gibt es auch für Absolvent*innen der Fachtheologie, die schon länger im Berufsleben stehen.
Bei der Inskription des Masterstudiums bekommt man dafür einige Lehrveranstaltungen aus dem Bachelorstudium Katholische Religionspädagogik als Auflage, der Gesamtumfang beträgt 22 ECTS. Wer das schon während des Fachtheologie-Studiums rechtzeitig plant, kann diese Lehrveranstaltungen im Rahmen der „interdisziplinären Kompetenzen“ bereits ins Fachtheologie-Studium integrieren. Mit dem abgeschlossenen Masterstudium Katholische Religionspädagogik erwirbt man dann die Qualifikation, an allen Schultypen zu unterrichten, und wird sofort ins PädagogInnendienstrecht übernommen.
Wer diesen Weg mit zwei Studienabschlüssen nicht gehen möchte, hat im Rahmen des Fachtheologiestudiums die Möglichkeit, eine Zusatzqualifikation für den Religionsunterricht an Pflichtschulen zu erwerben und sich somit auch ohne zweites Studium neue berufliche Optionen zu eröffnen. Für diese Zusatzqualifikation sind 30 ECTS erforderlich, also genau der Umfang der „interdisziplinären Kompetenzen“, die man im Rahmen der Fachtheologie ja ohnehin benötigt.
Interessierte können sich gerne an mich wenden, um sich beraten zu lassen!
Wie sind die Perspektiven für den Religionsunterricht, wo es doch nun das Unterrichtsfach Ethik gibt?
M.J.: Religiöse Bildung ist und bleibt ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung, den das Fach Ethik nicht einfach ersetzen kann. Das Wissen um wesentliche Inhalte verschiedener Religionen im Sinne eines religionskundlichen Zugangs reicht nicht aus, um zu verstehen, was Religiosität bzw. einen religiösen Weltzugang ausmacht. Um das Sinnpotential der Religionen zu erschließen, braucht es auch eine Innenperspektive, egal wie konfessioneller Religionsunterricht in Zukunft an Schulen organisiert sein wird.
Kann man eigentlich die Lehramtsfächer Religion und Ethik zugleich studieren?
M.K.: Aktuell kann man im Lehramt alle in Innsbruck angebotenen Unterrichtsfächer (27!) kombinieren. Dies gilt auch für die Unterrichtsfächer Religion und Ethik. Allerdings verlangen das Studium und der Unterricht beider Fächer ein hohes Maß an Reflexionskompetenz und Rollenbewusstsein.
Ethik bzw. Religion empfehlen sich auch als dritte Unterrichtsfächer im Rahmen eines Erweiterungsstudiums.